(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Elke Heidenreich = von Anne Grages

Geschrieben am 23-10-2008

Düsseldorf (ots) - Elke Heidenreich ist bekannt für ihre schnelle
und scharfe Zunge. Und gerade weil sie ebenso enthusiastisch wie
subjektiv über Bücher urteilt, hatte das ZDF sie für die
"Lesen!"-Sendung engagiert. Dieses TV-Forum hat die Moderatorin und
Schriftstellerin nach ihrer zweistufigen Wut-Attacke verloren.
Überdies fügt sie mit ihrem selbstverschuldeten Abgang dem von ihr
vehement vertretenen Anliegen Schaden zu.
Bereits ihr erster Ausbruch nach der Verleihung des Deutschen
Fernsehpreises war starker Tobak: "Man schämt sich, in so einem
Sender überhaupt noch zu arbeiten." Doch konnte man ihn Heidenreich
mit einigem Wohlwollen noch als spontane Empörung einer engagierten
Kulturkritikerin und Reich-Ranicki-Freundin nachsehen. Nachdem sie
aber auch noch das Paradepferd des Senders, Thomas Gottschalk, als
müde Mähre bezeichnet hatte, kam das ZDF um den Rauswurf gar nicht
mehr herum. Das mag sie ärgern, darf sie aber nicht wundern. Auch
eine Frei- und Flinkdenkerin dürfte irgendwann in ihrem Leben
mitbekommen haben: Kein Arbeitgeber will diejenigen, die mit dem
dicken Knüppel auf ihn einschlagen, auch noch gut honorieren.
Im Nachhinein bekommt ihr kesser Spruch "Von mir aus schmeißt mich
jetzt raus" ohnehin einen faden Beigeschmack. Denn offenbar hätte
Heidenreich beim Fernsehpreis statt Gottschalk gern selbst die
Laudatio auf Reich-Ranicki gehalten, ihr Vertrag mit dem ZDF wäre
wohl zum Jahresende ausgelaufen. Hat sich hier also jemand aus
gekränkter Eitelkeit einen Abgang mit Pauken und Trompeten
verschafft?
Doch lautes Lamento hin oder her: Das Fernsehen ist ja tatsächlich
arm an Kultursendungen - und die wenigen mühen sich so furchtbar
krampfhaft. Ob "Aspekte" (ZDF), "Titel, Thesen, Temperamente" oder
"Druckfrisch" (beide ARD): Sie taumeln zwischen
Originalitäts-Bestreben und plappernder Selbstverliebtheit. Einen
Lichtblick bietet immerhin die werktägliche "Kulturzeit", aber die
läuft auf 3Sat, was als Einschalthemmer gilt.
Elke Heidenreich hatte gerade eine Diskussion angestoßen, die das
Fernsehen mal über das alte Argument der Quotenzwänge hätte
hinausführen können. Die hat sie nun selbst schon wieder abgewürgt.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

166134

weitere Artikel:
  • Berliner Morgenpost: Kommentar - Das Fernsehen ist die Schule der Nation Christoph Stölzl über den Rauswurf von Elke Heidenreich Berlin (ots) - Wenn das keine Soap ist, würdig jedes Nachmittagsprogramms bei den privaten Sendern! Man beleidigt sich, bricht die Spielregeln, keilt auch mal nach, damit es schön weh tut. Wenn Kulturleute gemein sein wollen, dann greifen sie just zu den gleichen Waffen wie ganz normale Zeitgenossen: "Dumm", "verblödet" sei das, was die Kollegen an Sendungen fabrizieren. Und auch der schmerzhafteste aller Stiche darf nicht fehlen: Superentertainer sind in Wahrheit "müde alte Männer", so reich gelockt ihr Haar auch sei. Zynische Insider mehr...

  • WAZ: Fluch der Eitelkeit. Kommentar von Hayke Lanwert Essen (ots) - Eitelkeit ist etwas, womit Journalisten sich gut auskennen. Bemerkt, beachtet, gelobt zu werden, das hebt das Selbstwertgefühl. Und manchmal, so scheint es, wächst das Bedürfnis nach Bestätigung mit jeder weiteren Stufe der Karriereleiter. Elke Heidenreich hat viel erreicht. Einst schnodderte sie als Metzgersgattin aus Wanne-Eickel und steckte in diese Else sicher eine Menge von sich selbst, vom Kind aus dem Ruhrgebiet. Das Lottermaul kultivierte sie fortan. Frei nach dem Motto "Hallo, ich bin's! Ich darf das!" Der Aufstieg mehr...

  • Nachrichten aus Berlin (1888): ARTINSIGHTgallery beim ART FORUM BERLIN : Exklusive Rundgänge durch Berliner Galerien Berlin (ots) - Der Landesverband Berliner Galerien (LVBG) bietet mit der ARTINSIGHTgallery, dem Berliner Galerienrundgang, zum dritten Mal Einblick in die pulsierende Kunstszene der Stadt. Vom 31. Oktober bis 2. November 2008 laden 34 ausgewählte Galerien das Publikum zu exklusiven Ausstellungsrundgängen ein. Versierte Kunsthistoriker und Kunstjournalisten moderieren jeweils vormittags Touren durch die traditionellen und neuen Galerienviertel Berlins. Einer der Rundgänge führt die Teilnehmer vom Checkpoint Charlie zum Oranienplatz in Kreuzberg, mehr...

  • Braunschweiger Brunonia wieder auf dem Residenzschloss / Europas größte Quadriga gestern erfolgreich aufgestellt Braunschweig (ots) - Pünktlich um 17:50 schwebte gestern die Braunschweigische Landespatronin Brunonia, als letztes Teil der Quadriga, auf den Portikus des Residenzschlosses. Damit wurde die Fassade des Braunschweiger Residenzschlosses komplettiert. Die Arbeiten zur endgültigen Fertigstellung dauern noch an. Die rekonstruierte Bronze-Skulptur wurde im polnischen Posen gegossen und gilt als größte Quadriga Europas. Die Bronzegruppe wiegt 25,8 Tonnen, ist 7,5 m breit, 9,5 m lang und misst an ihrer höchsten Stelle 9,2 m. Sie ist damit mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Tübinger Ethikerin: Nacktscanner in bestimmten Fällen "eher unbedenklich" Regina Ammicht-Quinn: Fragen der Menschenwürde tangiert Köln (ots) - Die Tübinger Ethikerin Regina Ammicht-Quinn hat die Ablehnung von Nacktscannern durch Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) als übereilt kritisiert. "»Unfug« ist ein vorschnelles Urteil über ein komplexes Forschungsfeld", sagte die Professorin dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe). In dem Forschungsprojekt "Ethik der Sicherheit" untersucht Ammicht-Quinn am "Zentrum für Ethik in den Wissenschaften" der Universität Tübingen den Einsatz von Ganzkörper-Scannern. Fragen der Menschenwürde seien "mit Sicherheit" tangiert, mehr...

Mehr zu dem Thema Alles rund um die Kultur

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Pinocchio erreicht Gold in Deutschland mit Top-3-Hit "Klick Klack" - "Mein Album!" erscheint am heutigen Tag - Neue Single "Pinocchio in Moskau (Kalinka)" folgt am 17. März

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht