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Die Sehnsucht nach mehr Qualität in den Medien

Geschrieben am 20-10-2008

Bremen (ots) - "Marcel Reich-Ranicki hat lediglich eine
Zeitströmung verbalisiert, die längst alle Gesellschaftsbereiche
erfasst hat und sich künftig immer deutlicher Bahn brechen wird."

Als Marcel Reich-Ranicki am 11. Oktober 2008 im Rahmen der
Verleihung des Deutschen Fernsehpreises den ihm zugedachten
Ehrenpreis mit den Worten ablehnte, er könne den "Blödsinn, den wir
hier zu sehen bekommen", nicht länger ertragen, und anschließend mit
dem niedrigen Niveau der Programme abrechnete, sorgte er für eine
beträchtliche Irritation bei den versammelten Festgästen und erregte
kurzfristig heftige Aufmerksamkeit. "Aber die ausgelöste Debatte ist
symptomatisch und geht weit über Herrn Reich-Ranicki und das
Fernsehen hinaus", urteilt Professor Peter Kruse, geschäftsführender
Gesellschafter der Bremer nextpractice GmbH. Schon vor einem Jahr
hatte eine unter seiner Leitung durchgeführte Studie über die
Wertewelt der Medien ergeben, dass die Konsumenten zunehmend genervt
sind von der Trivialität und Kurzlebigkeit der angebotenen Inhalte.
"Auch unter den Medienmachern, die ihre gesellschaftliche
Verantwortung noch nicht ganz vergessen haben, wächst der
Leidensdruck", weiß der Trendforscher und prophezeit: "Weil sie nicht
nur gegen ihre eigenen Überzeugungen, sondern zunehmend auch gegen
ihr Publikum arbeiten, steigt das Risiko des Misserfolgs. Mit dem
produzierten Einheitsbrei kann man in Zukunft nicht mehr bestehen.
Die Behauptung, dass die dem Kunden angebotene Seichtigkeit letztlich
nur dessen Vorlieben und eingeschränkten Horizont widerspiegelt, ist
angesichts der von uns erhobenen Datenlage eine unhaltbaren
Unterstellung."

Dass es sich bei dem in der nextpractice-Studie deutlich werdendem
Hunger nach mehr Qualität tatsächlich um einen breiten Massentrend
handelt, belegen weitere von nextpractice durchgeführte
Untersuchungen in verschiedenen Konsumbereichen. So ergab eine Studie
zum Musikmarkt, dass auch die derzeitige kommerzielle Musik nicht
mehr den Reichhaltigkeitserwartungen des Publikums entspricht. Bei
einer Studie zum Automobilmarkt zeigt sich ein dramatischer
Wertewandel in Richtung auf Themen wie Nachhaltigkeit und soziale
Verantwortung. Das Auto als reines Statussymbol verliert an
Bedeutung. Die Anbieter im Premium-Segment spüren dies schmerzhaft in
ihren Verkaufszahlen. Und auch auf diversen anderen
Konsumentenmärkten kann nextpractice anhand Hunderter qualitativer
Interviews einen deutlichen Trendwandel hin zu Werthaltigkeit,
öko-sozialer Verantwortung und dem Wunsch nach größerer kultureller
Vielfalt nachweisen. Der Qualitätsbegriff erfährt gegenwärtig eine
grundlegende Neudefinition im Kopf des Kunden.

"Marcel Reich-Ranicki hat lediglich eine Zeitströmung
verbalisiert, die längst alle Gesellschaftsbereiche erfasst hat und
sich künftig immer deutlicher Bahn brechen wird", ist sich Professor
Kruse deshalb sicher. "Interessant an der Debatte ist weniger ihr
Auslöser als vielmehr die sichtbar werdende Tatsache, dass sich die
Anbieter in vielen Bereichen unter das Niveau der Nachfrager begeben
haben." Doch während die Industrie bereits umzusteuern beginne,
würden ausgerechnet die Medien auf diesen Trendwandel viel zu langsam
reagieren - mit bösen Konsequenzen: "Wenn ich es als Anbieter von
Produkten und Dienstleistungen nicht mehr schaffe, den Grad der
Differenziertheit zu bedienen, den meine Kunden erwarten, dann habe
ich begonnen, mir meinen eigenen Markt kaputt zu machen. Die
Bereitschaft des Kunden, für etwas mehr als den Tiefstpreis zu
bezahlen, ist in entwickelten Märkten direkt an die Fähigkeit des
Anbieters gekoppelt, positiv zu überraschen und zu begeistern."

In der Wirtschaft verschwinde solch ein unfähiges Unternehmen
einfach irgendwann vom Markt, ohne dass es jemand wirklich vermisse.
Wenn das jedoch im Bereich der Medien passiere, so komme das einem
gesellschaftlichen Offenbarungseid gleich, "weil dadurch die
angesichts der wachsenden Unüberschaubarkeit der Alltagswelt immer
wichtiger werdende Funktion der Medien - Orientierung zu geben,
Verständnis zu fördern und Komplexität zu reduzieren - vor die Hunde
geht. Wenn die Qualität der Medien sinkt, verliert die Gesellschaft
an Intelligenz. Der verbreitete Glaube, dass das Internet über Masse
wett machen kann, was den traditionellen Medien an Klasse
verlorengeht, ist bestenfalls naiv, wenn nicht zynisch und durch die
Fakten deutlich widerlegt." Darum sei es "höchste Zeit für eine
Abkehr von der sich selbst verstärkenden Negativspirale der Medien
und für eine Rückkehr zum qualitativen Journalismus. Die Intensität
der Reaktionen auf die Provokation von Marcel Reich-Ranicki ist nur
ein Symptom für eine allgemeine Trendwende. Das Interesse an einer
ernsthaften und weniger emotional geführten Auseinandersetzung
wächst. Medienprodukte auf ihren Warencharakter zu reduzieren, ist
eine Fehlentwicklung, unter der die Medien selbst am meisten leiden
werden."

Originaltext: nextpractice GmbH
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/50136
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_50136.rss2

Pressekontakt:

Dr. Thomas Gebel
nextpractice GmbH
Presse und Kommunikation
Schuppen 2
Hoerneckestraße 25-31
28217 Bremen
phone: +49 (0)421 33558536
fax: +49 (0)421 3355830
mobil: +49 (0)172 4266099
www.nextpractice.de
t.gebel@nextpractice.de


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