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Weiße Biotechnologie eröffnet neue Wege / Pilze und Bakterien immer wichtiger für die Chemie

Geschrieben am 18-09-2008

Frankfurt/Main (ots) - Biotechnische Verfahren gewinnen für die
chemische Industrie in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Mit
Enzymen und Mikroorganismen wie etwa Pilzen oder Bakterien werden in
der Chemie zunehmend mehr Produkte hergestellt. Dazu gehören zum
Beispiel Waschmittelenzyme, organische Säuren, Vitamine,
Futtermitteladditive, Pharmavorprodukte sowie Hilfsstoffe für die
Papier- oder Textilindustrie. Die industrielle oder weiße
Biotechnologie ist ein Wachstumssektor in der Branche, der sich auf
leistungsfähigere oder umweltverträglichere Syntheseverfahren und auf
die Herstellung von Produkten konzentriert, die auf klassischem Weg
bislang nicht oder nur sehr schwer zu gewinnen sind. "Das ist der Weg
der Zukunft. Biotechnische Verfahren werden die Produktionsstrukturen
in unserer Branche sukzessive verändern", betonte Dr. Alfred
Oberholz, Vorsitzender des Ausschusses für Forschung, Wissenschaft
und Bildung im Verband der Chemischen Industrie (VCI) und Mitglied
des Vorstandes der Evonik Industries AG, auf der Veranstaltungsreihe
"Forum Zukunft" des VCI in Berlin.

Eine echte Erfolgsgeschichte für die weiße Biotechnologie kommt
heute in jedem Haushalt zum Tragen. Der Einsatz von hocheffektiven
Enzymen hat das Wäsche waschen revolutioniert: Verrichteten 1970
gerade einmal zwei Eiweiß spaltende Enzyme ihre Dienste für eine
saubere Wäsche, machen sich heute in einem modernen Waschmittel eine
ganze Reihe spezialisierter Enzymklassen an die Arbeit. Diese
biotechnische Evolution brachte auch erhebliche Vorteile für die
Umwelt mit sich: Die Waschmittelmenge, die für eine Wäsche von 5
Kilogramm benötigt wird, hat sich innerhalb der letzten 25 Jahre von
220 auf 75 Gramm reduziert. Dadurch wird deutlich weniger Wasser für
einen Waschvorgang benötigt. Die steile Karriere von Enzymen in
Waschmitteln hat außerdem wesentlich dazu beigetragen, dass die
Verbraucher immer häufiger bei ihrer Waschmaschine den
Temperaturregler statt auf 60 nur noch auf 40 oder sogar nur 30 Grad
einstellen können und trotzdem ein optimales Ergebnis erzielen.
Dadurch werden pro Waschgang bis zu 50 Prozent Energie eingespart.

Dass sich Verfahren der weißen Biotechnologie zunehmend als
Innovationsträger für die Lösung von Zukunftsproblemen etablieren,
zeigt ein Beispiel aus dem Bereich nachhaltige
Nahrungsmittelproduktion: Die essentielle Aminosäure L-Lysin wird
hauptsächlich in der Ernährung von Geflügel und Schweinen als
Futtermittelzusatz verwendet. Heute werden weltweit über 1 Million
Tonnen Lysin in etwa 500 Millionen Tonnen Tierfutter eingesetzt, was
rund 80 Prozent der weltweit hergestellten Menge ausmacht. Mit dem
Einsatz biotechnischer Methoden konnte in den letzten 15 Jahren der
Einsatz von Rohstoffen und Energie bei der Herstellung deutlich
gesenkt werden. Insgesamt hat sich die Effizienz des
Produktionsverfahrens verdoppelt. Durch den Einsatz von Lysin werden
pro Jahr rund 36 Millionen Tonnen an Sojamehl weniger benötigt und so
20 Millionen Hektar Soja-Anbaufläche eingespart. Diese Fläche
entspricht rund 30 Prozent der EU-weiten Anbaufläche für Getreide
oder 40 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Brasilien.

Ein weiteres Beispiel aus dem Gebiet Nahrungsmittel: Vitamin B2
oder Riboflavin ist eine essentielle chemische Verbindung für Mensch
und Tier. Bis vor 15 Jahren wurde das Vitamin B2 in einem
komplizierten, achtstufigen chemischen Verfahren hergestellt. Heute
haben verschiedene biotechnische Verfahren mit Hilfe von gentechnisch
optimierten Pilzen oder Bakterien das herkömmliche Verfahren
weitgehend ersetzt. Die Umstellung auf dieses einstufige
Fermentationsverfahren war ein epochaler Fortschritt für die
Unternehmen und die Umwelt: Der Rohstoffverbrauch konnte um 60
Prozent gesenkt werden, die CO2-Emissionen um 30 Prozent und das
Abfallaufkommen sogar um 95 Prozent.

Derzeit liegt der Anteil biotechnischer Methoden an allen
Produktionsverfahren in der europäischen Chemie erst bei etwa 5
Prozent. Marktforscher gehen aber davon aus, dass der Anteil bis 2015
auf 15 Prozent ansteigen wird. Speziell für Feinchemikalien erwarten
Branchenkenner langfristig überdurchschnittlich hohe Wachstumsraten.
Hier nehmen schon heute biotechnische Verfahren einen Anteil von rund
20 Prozent ein. Es spricht viel dafür, dass dieser Anteil in der
Sparte Feinchemie bis 2015 voraussichtlich auf 50 Prozent zulegen
wird. Insgesamt könnte dann im Jahr 2015 der weltweite Umsatz mit
weißer Biotechnologie rund 300 Milliarden US-Dollar erreichen, so
schätzen Experten. Im Vergleich zu 2004 würde sich damit der Umsatz
versiebenfachen.

Oberholz wies aber gleichzeitig auf die Grenzen der industriellen
Biotechnologie hin: "Die chemische Industrie in Deutschland wird zwar
alles daran setzen, das Potenzial der weißen Biotechnologie voll
auszuschöpfen. Denn neue Produkte sind der Garant für dauerhaften
Erfolg auf den globalen Märkten. Dennoch müssen wir realistisch
bleiben: Die weiße Biotechnologie ist nicht per se wirtschaftlicher
und umweltverträglicher als die klassische chemische Synthese. Wir
müssen Vor- und Nachteile in jedem Einzelfall nüchtern abwägen."

Originaltext: Verband der Chemischen Industrie e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/12523
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_12523.rss2

Pressekontakt:
Manfred Ritz
VCI-Pressestelle
Telefon: 069 2556-1496
E-Mail: presse@vci.de


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