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Westfalenpost: Notbremse gezogen Das Beben in der US-Finanzbranche

Geschrieben am 15-09-2008

Hagen (ots) - Von Stefan Pohl

Ob der Ausdruck Schwarzer Montag für das Beben am US-Finanzmarkt
gerechtfertigt ist, muss die Zukunft zeigen - auf jeden Fall war
gestern einer der dramatischsten Tage in der gewiss nicht
ereignisarmen Geschichte des Welt-Finanzzentrums Wall Street.
Und was, wie die Pleite des Investmentbank-Riesen Lehman Brothers,
die Wall Street erschüttert, das macht sich natürlich auch in Europa
und Asien bemerkbar. Umso mehr seit dem stetigen Zusammenwachsen der
Weltwirtschaft und der Welt-Finanzströme.
Der kurzzeitige Fall des Deutschen Aktien-Index auf unter 6000
Punkte hat es bewiesen. Die auf eine sich selbst erfüllende
Prophezeiung angelegte demonstrative Zuversicht einiger Top-Banker,
die Finanzkrise sei im Grunde erledigt, wurde damit jedenfalls aufs
Eindrücklichste widerlegt. 85 000 gefährdete Jobs sprechen eine klare
Sprache.
Um es gleich vorwegzunehmen: Die erste Frage der deutschen Sparer -
sind meine Einlagen in Gefahr? - kann aus heutiger Sicht mit einem
klaren Nein beantwortet werden. Dazu ist das System der
Einlagensicherung im deutschen Finanzwesen zu solide. Da Wirtschaft
zu einem großen Teil Psychologie ist, werden Politik und Wirtschaft
in der nächsten Zeit aber auch in Deutschland nicht müde werden, die
durchaus vorhandenen Gefahren herunterzuspielen - das Schlimmste wäre
eine sich verstärkende Kettenreaktion verunsicherter Bankkunden. Was
kommt als nächstes, fragen sich jetzt viele.
In gewisser Weise war es das Pech von Lehman Brothers, durch die
Spekulation mit schlecht besicherten Hypothekenpapieren zum falschen
Zeitpunkt vor der Pleite zu stehen. Noch im März hatte die
US-Notenbank dem Käufer des Lehman-Konkurrenten Bear Stearns einen
Milliarden-Kredit eingeräumt, hatte die Regierung bei der
Verstaatlichung der beiden Immobilienfinanzierer Fannie Mae und
Freddie Mac Garantien übernommen, um einem befürchteten Kollaps des
Finanzsystems vorzubeugen. Die Bundesregierung handelte bei der
Mittelstandsbank IKB nicht anders.
Doch offenbar hat Washington jetzt die Notbremse gezogen. Selbst
US-Wählern - im November sind Wahlen - ist nur noch schwer zu
vermitteln, dass die Regierung Finanzinstitute herauspaukt, deren
Manager sich auf der Jagd nach noch mehr Reichtum verspekuliert
haben. Außerdem könnte eine weitere Hilfe Führungskräfte zu einem
noch sorgloseren Verhalten animieren - nach dem Motto: Der Staat
lässt uns aus Sorge um die Konjunktur schon nicht hängen.
Irgendwann musste Washington eine große Bank scheitern lassen - aus
ordnungspolitischen Gründen. Denn auch die US-Autoindustrie ist
notleidend und ruft nach staatlicher Hilfe. Es ist nur zu hoffen,
dass der Fall Lehman Brothers der letzte Anstoß ist, dem Wildwuchs in
der US-Finanzbranche Einhalt zu gebieten. Strengere Regeln und mehr
Aufsicht sind das Gebot der Stunde. Wann, wenn nicht jetzt?

Originaltext: Westfalenpost
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Pressekontakt:
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Telefon: 02331/9174160


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