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Westdeutsche Zeitung: Die Bahn muss auf den "Bedienzuschlag" verzichten = von Eberhard Fehre

Geschrieben am 12-09-2008

Düsseldorf (ots) - Schon das Wort hatte einen Klang wie eine
Ohrfeige: "Bedienzuschlag". Wer wollte, konnte den Schlag schon
klatschen hören: 2,50 Euro für jede einfache Fahrt, bei Hin- und
Rückfahrt 5 Euro sollten fällig werden für den Kauf einer Fahrkarte
am Bahnschalter. Und es bedurfte eines Aufschreis der Bevölkerung,
einer Intervention der Kanzlerin und einer eilig anberaumten
Krisensitzung, um diesen groben Unfug wieder zurückzunehmen. Einen
Unfug übrigens, der zudem rechtlich auf sehr zweifelhaften Füßchen
stand: Eine von Banken geplante Schaltergebühr hatten die Gerichte
schon zuvor einkassiert.
Aber auch in der Sache war dieser Zuschlag, der vor allem Menschen
getroffen hätte, denen das Internet verwehrt und Beratung wichtig
ist, in keiner Weise begründet. Hat doch die jüngste Tariferhöhung um
knapp vier Prozent die Einnahmen der Bahn auf 30 Milliarden
angehoben. Welchen Sinn machen da die eingeplanten 50 Millionen, die
dann in der Regel die ohnehin eher Schwachen allein aufzubringen
hätten? Was hat sich Bahnchef Mehdorn dabei gedacht, für ganze 0,2
Prozent die Nation erneut in Aufruhr zu versetzen?
Mehdorn muss inzwischen als eine Art Quartals-Irrer gelten. Wie kaum
ein anderer schafft er es, die Vorbehalte in der Bevölkerung
gegenüber der Privatisierung öffentlicher Aufgaben immer wieder aufs
schlimmste zu bestätigen. Beim Lokführerstreik war es einer der Bahn
gewogenen Propaganda fast schon gelungen, den Lokführer-Chef Manfred
Schell in die Nähe des Terrorismus zu rücken, da genügte ein
öffentlicher Auftritt Mehdorns - und der polternde Lokführer erschien
dem Publikum als der Robin Hood der Entrechteten, und Mehdorn hatte
wieder die gewohnte Schurkenrolle. Anders, so steht zu befürchten,
fühlt er sich offenbar einfach nicht wohl.
Mehdorn mag für die allen Widerständen zum Trotz von der Politik
gewollten Bahn-Privatisierung unverzichtbar sein. Doch der
Imageschaden, den die Bahn durch ihren unsensiblen Chef schon in den
vergangenen Jahren und nun - als ob das alles nicht genügt hätte -
durch die jüngsten Fehlentscheidungen erlitten hat, lässt sich in
Euro und Cent kaum exakt aufrechnen. Gewiss aber ist: Dieser Schaden
überwiegt die erhofften Mehreinnamen bei weitem.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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