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Nachholbedarf: Deutsche Unternehmen verschlafen demografischen Wandel

Geschrieben am 19-08-2008

Frankfurt am Main (ots) - PwC-Studie: Zu wenige Unternehmen sind
auf Wandel der Altersstruktur vorbereitet / Kaum Förderung für
Mitarbeiter über 50 Jahren / Top-Management als größte Hürde für
Demografiemanagement

Die Unternehmen in Deutschland sind nur unzureichend auf den
demografischen Wandel in Deutschland vorbereitet. Das zeigt die
aktuelle Studie "Pro 50 - Arbeit mit Zukunft" der
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers
(PwC), die 53 Unternehmen aus verschiedenen Branchen über ihre
Maßnahmen zur Zukunftssicherung befragt hat. "Ein Großteil der von
uns befragten Unternehmen hat das Problem des Demografiewandels zwar
erkannt. Zu wenige agieren aber auch entsprechend", sagt Holger
Leckebusch, Direktor des Servicebereichs People and Change bei PwC in
Deutschland. "Nicht einmal jedes vierte Unternehmen hält sich für gut
gerüstet. Das ist erschreckend wenig." Zwar geben rund 96 Prozent der
Befragten an, dass sie die Beschäftigung mit dem Thema für wichtig
halten, fast 40 Prozent stufen es sogar als sehr wichtig ein. Doch
gerade mal 34 Prozent der Befragten sagen, ihr Unternehmen sei gut
oder sehr gut auf den demografischen Wandel vorbereitet.

Wissenstransfer: ja - Karriere ab 50: nein

Alternde Belegschaften verlangen einen Bewusstseinswandel: Nach
Jahren politisch gewollter Frühverrentung müssen sich die Unternehmen
wieder verstärkt auf die Kompetenz der älteren Belegschaft besinnen
und den Wissenstransfer sichern. 64 Prozent der Unternehmen geben an,
gezielt den Wissensaustausch zwischen älteren und jüngeren
Mitarbeitern zu fördern. Als Hauptinstrumente nennen die Unternehmen
systematische Einarbeitungszeiten sowie altersgemischte
Arbeitsgruppen und Mentoring-Programme. Die größte Herausforderung
für die Unternehmen jedoch ist es, ältere Mitarbeiter gezielt als
wichtige Ressource einzusetzen und zu fördern. Hier besteht bei den
Unternehmen noch großer Nachholbedarf. Bindung durch Karriere auch im
Alter findet kaum statt: Nur 23 Prozent der Unternehmen bieten
explizit Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen für Mitarbeiter
über 50 an. Und gerade mal 17 Prozent der Unternehmen verfügen
ausdrücklich über ein Karrieremodell für Mitarbeiter über 50 Jahren.
Die Mehrheit dagegen hat keine oder nur auf bestimmte Altersgruppen
beschränkte Karrieremodelle.

Nicht nur alternde Belegschaften verlangen einen
Bewusstseinswandel: Auch die Tatsache, dass geburtenschwache
Jahrgänge die Talentverfügbarkeit auf dem Arbeitsmarkt verschärfen,
ist Teil des demografischen Wandels und muss verstärkt in der
Unternehmensführung beachtet werden. Wollen Unternehmen auch in
Zukunft wettbewerbsfähig bleiben und weiter wachsen, müssen sie das
entstehende Kapazitätsrisiko managen. Hier besteht noch hoher
Nachholbedarf, was das auf Schlüsselpositionen bezogene "Finding,
keeping and winning talents" betrifft.

Nur die Hälfte gestaltet Arbeitsplätze altersgerecht

Auch bei der altersgerechten Arbeitsplatzgestaltung liegt noch
einiges im Argen, denn gerade altersgerecht gestaltete Arbeitsplätze
sind ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, Mitarbeiter zu
binden und ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten. 42 Prozent der
Unternehmen organisieren die Arbeitsplätze eigenen Angaben zufolge
nicht nach alters- und bedarfsgerechten Gesichtspunkten. Die übrigen
Unternehmen nennen Ergonomie und Arbeitsplatzgestaltung als die
häufigsten Maßnahmen zur altersgerechten Arbeitsorganisation.
Stattdessen setzen die Unternehmen für das Thema Gesundheit stark auf
Gesundheitschecks und Eigeninitiative der Mitarbeiter. 81 Prozent der
Befragten geben an, die Gesunderhaltung der Belegschaft gezielt zu
fördern. Gesundheitschecks und präventive Maßnahmen wie
beispielsweise Rückenschulung und Ernährungsberatung sind dabei die
am häufigsten genannten Maßnahmen. Wie wichtig das Thema Gesundheit
ist, hat das im Rahmen der Studie gefragte Unternehmen ZF
Friedrichshafen berechnet: "Die Kosten eines um ein Prozent
geringeren Gesundheitsstandes haben wir mit einer Ersparnis im
einstelligen Millionenbereich kalkuliert."

Kein Top-Thema im Top-Management

Als größte Hürde für das Demografiemanagement nennen die von PwC
befragten Unternehmen fehlendes Bewusstsein beim Top-Management. Zwar
geben die befragten Unternehmen gleichzeitig an, dass mehr als drei
Viertel der Führungskräfte für das Thema Demografiewandel
sensibilisiert sind, doch diese sitzen offensichtlich primär auf
unteren Führungsebenen. Im Top-Management ist das Thema der Studie
zufolge noch nicht ausreichend angekommen. Als weitere große Hürden
sehen die Befragten das mangelnde Budget sowie die Einstellung des
Unternehmens.

Ausgeprägtes Demografiemanagement bei Henkel

Während viele Unternehmen das Thema zwar erkannt haben aber erst
handeln wollen, wenn das Problem akut wird, hat der Wandel der
Altersstruktur bei dem im Rahmen der Studie befragten
Konsumgüterkonzern Henkel bereits jetzt einen hohen Stellenwert. Um
die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter möglichst lange zu erhalten,
setzt der Konzern, der auch Gründungsmitglied der Initiative
"Demografienetzwerk" ist, auf ergonomische Gestaltung der
Arbeitsplätze in Zusammenarbeit mit dem Werksarzt, auf regelmäßige
Arbeitsplatzbegehungen sowie auf den Dialog mit betroffenen
Mitarbeitern. Gleichzeitig stellt sich der Konzern auf den zu
erwartenden Mangel an Nachwuchs ein. Ein ausgeprägtes
Wissensmanagement mit altersgemischten Teams, Wissensdatenbanken und
"round tables" älterer und jüngerer Führungskräfte sorgt dafür, dass
Wissen aktiv transportiert wird. Außerdem kooperiert Henkel intensiv
mit Schulen der Region - auch in der Lehrerausbildung - um
sicherzustellen, dass potenzielle Auszubildende die bei Henkel
benötigten Fähigkeiten vermittelt bekommen. Initiativen an
Universitäten ermöglichen einen frühzeitigen Kontakt zu zukünftigen
Ingenieuren und Führungskräften.

Während Henkel recht gut gerüstet ist, schieben zu viele
Unternehmen das Problem noch auf die lange Bank. Dabei besteht
Handlungsbedarf: Prognosen des Statistischen Bundesamtes zufolge
sinkt die Einwohnerzahl Deutschlands von aktuell rund 82 Millionen
auf 77 Millionen im Jahr 2030. Wenn nur noch wenige qualifizierte
Nachwuchskräfte am Markt verfügbar sind, werden beim "Kampf um
Talente" nur die Unternehmen bestehen, die sich mit langfristigen
Strategien bereits jetzt darauf vorbereiten. "Die Trägheit des
demografischen Wandels birgt zwar den Vorteil, dass die Veränderungen
lange vorhersehbar sind", konstatiert Leckebusch. "Ihr Nachteil
jedoch liegt genauso darin, dass Unternehmen ihnen nur durch
langfristige Maßnahmen begegnen können."

Redaktionshinweis:

Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist
in Deutschland mit 8.390 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von
rund 1,35 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für
nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet
Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und
prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie
in den Bereichen Transaktions-, Prozess- und Krisenberatung
(Advisory).

Originaltext: PwC PriceWaterhouseCoopers
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/8664
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_8664.rss2

Pressekontakt:
Karim Schäfer
PricewaterhouseCoopers AG WPG
Corporate Communications / Presse
Tel.: (069) 95 85 - 5435
E-Mail: karim.schaefer@de.pwc.com


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