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Börsen-Zeitung: Der Sozialismus soll siegen, Kommentar von Bernd Neubacher zu dem für die US-Förderinstitute Fannie Mae und Freddie Mac geschnürten Rettungspaket

Geschrieben am 14-07-2008

Frankfurt (ots) - Da heißt es stets, der Sozialismus sei tot - und
nun machen sich ausgerechnet die USA zumindest im Hypothekenmarkt
daran, den Kapitalismus endgültig zu überwinden. Das von Notenbank
und Politik für Fannie Mae und Freddie Mac geschnürte Rettungspaket
lässt kaum einen anderen Schluss zu. Zwar kündigt Finanzminister
Henry Paulson an, den Steuerzahler zu schützen. Das wird ihm aber nur
glauben, wer schon vergessen hat, dass Paulson noch am vergangenen
Donnerstag unter Verweis auf die Aufsicht erklärte, Fannie und
Freddie hätten genug Kapital. In gewisser Hinsicht ist der Schritt
nur konsequent, haben die Förderinstitute den Markt für
Eigenheimdarlehen in den vergangenen Monaten doch schon so gut wie
übernommen. Vor zwei Jahren hielten und garantierten sie weniger als
40% der US-Hypotheken; im ersten Quartal dagegen nahmen sie mehr als
zwei Drittel aller neuen Darlehen aufs Buch.

In der Not handeln Regierung und Notenbank wie Aktienhändler nach
einer Fehlspekulation: nach dem Motto "If in trouble, double".
Dadurch verstetigen sie die falschen Anreize, die Fannie und Freddie
in die Misere geführt haben. Vom Sozialismus lernen heißt eben nicht,
siegen zu lernen. Nachdem die Verantwortlichen die Institute aber
allzu lange unkontrolliert und subventioniert wachsen ließen, haben
sie keine Alternative mehr. Die Durchblutungsstörungen des
US-Finanzsystems sind atemberaubend schnell fortgeschritten. Im
Frühjahr 2007 gingen nur windige Hypotheken-Drückerbuden mangels
Kapital zugrunde. Mit Fannie und Freddie sind nun lebenswichtige
Organe bedroht. Rettet die Regierung sie nicht, verstärkt sie nur die
drohende Pleitewelle unter den US-Banken, in deren Bilanzen Papiere
bzw. Garantien beider Institute für weit über 1 Bill. Dollar liegen.

Auf das US-Gemeinwesen kommen daher so oder so horrende Kosten zu,
und die Notenbank könnte statt Schuldverschreibungen Fannies und
Freddies auch gleich deren Mobiliar als Sicherheit akzeptieren.
US-Präsident George Bush wird seinem Nachfolger nicht nur ein Land in
der Konjunkturflaute mit gähnenden Löchern in Haushalt und
Leistungsbilanz hinterlassen, sondern auch die Aussicht auf
sprunghaft kletternde Staatsschulden. Der Öffentlichkeit solche
Wahrheiten schonend beizubringen zählt zu den Dingen, die die Politik
noch am ehesten beeinflussen kann.

(Börsen-Zeitung, 15.7.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
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Telefon: 069--2732-0


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