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Neue LfM-Studie zeigt Perspektiven journalistischer Arbeitsweisen im Internetzeitalter Journalistische Online-Recherche auf dem Prüfstand: Qualitätssteigerung notwendig

Geschrieben am 23-06-2008

Berlin/Düsseldorf (ots) - Das Internet fordert den wichtigsten
Bereich journalistischer Arbeit heraus: Die Qualität der Recherche
steht online wie offline auf dem Prüfstand; eine Steigerung der
Qualität ist hier notwendig. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue
Studie der Landesanstalt für Medien NRW (LfM). Mit der breit
angelegten Untersuchung wird erstmals großflächig das Thema
Online-Recherche in deutschen Zeitungs-, Fernseh-, Hörfunk- und
Internetredaktionen unter die Lupe genommen. Im Rahmen einer
hochkarätig besetzten Tagung im Haus der Bundespressekonferenz in
Berlin forderten führende Journalisten aller Mediengattungen eine
offensive Auseinandersetzung mit dem Thema.

Die Recherche im Internet gewinnt für Journalisten zunehmend an
Bedeutung. Insbesondere die Schnelligkeit der Informationsbeschaffung
und die Vielfalt der Informationen bieten erhebliche Vorteile. Doch
aus veränderten Rahmenbedingungen in Redaktionen erwachsen auch
Risiken und Qualitätsmängel. Eine Überprüfung von Online-Quellen
findet nur selten statt. Und: Journalisten greifen bei ihrer
Recherche im Netz vornehmlich auf andere journalistische Erzeugnisse
zurück anstatt auf Primärquellen wie etwa Websites von politischen,
wissenschaftlichen oder kulturellen Einrichtungen.

Man schreibt also sprichwörtlich voneinander ab. Prof. Dr. Marcel
Machill von der Universität Leipzig, der die Studie "Journalistische
Recherche im Internet" im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW
(LfM) geleitet hat, beobachtet in diesem Zusammenhang eine
gesteigerte Selbstreferentialität im Journalismus: "Computergestützte
Recherche macht es den Medienschaffenden noch einfacher, schnell
nachzuschauen, was die Kollegen zu einem aktuellen Thema erarbeitet
haben."

Gemeinsam mit seinem Team vom Lehrstuhl für Journalistik II hat er
insgesamt 34 Medienangebote (Tageszeitungen, öffentlich-rechtliche
und private Hörfunk- und TV-Sender, redaktionelle Onlineangebote)
untersucht. Über 600 Journalisten wurden bundesweit schriftlich
befragt und 235 Journalisten bei ihrer Arbeit beobachtet. Am Montag,
23. Juni, wurden die Studienergebnisse bei der LfM-Tagung im Haus der
Bundespressekonferenz erstmals öffentlich präsentiert.

Google hat auch bei Journalisten eine Vormachtstellung

Das Telefon ist nach wie vor das wichtigste Rechercheinstrument
der Journalisten. Doch gerade bei der Ermittlung von Zusatzquellen -
wenn Journalisten also das auf ihren Schreibtisch eingehende Material
erweitern wollen - kommen die Suchmaschinen im Internet zum Einsatz.
Und hier dominiert auch bei den Medienschaffenden eindeutig Google
den Markt. Wer bei Google beispielsweise zu einem aktuellen
journalistischen Thema als Experte unter den ersten zehn Treffern
gelistet wird, hat größte Chancen, wiederum von Journalisten
interviewt zu werden. Die Suchmaschine kanalisiert also auch bei den
professionellen Kommunikatoren die Aufmerksamkeit. Die befragten
Redakteure sehen indes die Dominanz des privaten
Suchmaschinenanbieters Google überwiegend pragmatisch: Sie sind sich
möglicher Probleme bewusst, greifen aber weiterhin auf die
marktführenden Angebote zurück, statt alternativ in Eigeninitiative
unabhängige Quellen zu recherchieren. Dafür werden hauptsächlich
strukturelle Gründe (personelle Engpässe und Zeitmangel im
Redaktionsalltag) verantwortlich gemacht.

"Unsere Pilotstudie 'Journalistische Recherche im Internet'
verweist auf einen prekären Sachverhalt", sagte LfM-Direktor Prof.
Dr. Norbert Schneider. "Die Medienunternehmen müssen ein hohes
Eigeninteresse daran haben, dass ihre Nachrichten sauber recherchiert
sind - auch wenn sie auf Online-Recherche beruhen. Schließlich geht
es hier um ein hohes Gut der Medien: nämlich ihre Glaubwürdigkeit,
die man in der Regel nur einmal verlieren kann." Schneider betonte
mit Blick auf Journalisten und ihre Arbeitsweisen, dass
selbstverständlich klassische journalistische Standards weiterhin
eingehalten werden müssen. Er forderte Unternehmen auf, die dafür
unverzichtbaren Arbeitsbedingungen auch vorzuhalten.

Handlungsempfehlungen für die Praxis

Die LfM-Studie formuliert vor diesem Hintergrund spezielle
Handlungsempfehlungen, z. B. das Berufsbild des
Dokumentationsjournalisten zu fördern. Im anglo-amerikanischen
Bereich sind die so genannten "fact-checkers" in vielen Redaktionen
Standard. Bei der journalistischen Aus- und Fortbildung, so eine
weitere Empfehlung der Studie, müsse Recherchekompetenz verstärkt in
den Fokus gerückt werden.

Auch die Überlegung einer genossenschaftlich finanzierten,
verlässlichen und unparteiischen Suchmaschinentechnologie wurde auf
der hochkarätig besetzten LfM-Medientagung in Berlin diskutiert. Zu
den Panelteilnehmern zählten Peter Kloeppel (Chefredakteur RTL), Jörg
Sadrozinski (Redaktionsleiter tagesschau.de), Detlef Noormann
(Geschäftsführer und Programmdirektor Berliner Rundfunk), Lorenz
Maroldt (Chefredakteur "Der Tagesspiegel"), Thomas Leif (Vorsitzender
Netzwerk Recherche), Volker Hummel (Initiative Qualität im
Journalismus) u. a.

Bibliographische Angaben:

Marcel Machill, Markus Beiler, Martin Zenker:
Journalistische Recherche im Internet.

Bestandsaufnahme journalistischer Arbeitsweisen in Zeitungen,
Hörfunk, Fernsehen und Online

Berlin: Vistas 2008, Schriftenreihe Medienforschung der
Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, Band 60, 406 Seiten.

ISBN 978-3-89158-480-4. 23,- Euro

Die Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der LfM-Studie ist
auf der Homepage www.lfm-nrw.de abrufbar.

Originaltext: Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (lfm)
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/63026
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_63026.rss2

Pressekontakt:
Dr. Peter Widlok, Telefon (0211) 7 70 07 - 1 41

E-Mail: pwidlok@lfm-nrw.de
Die LfM im Internet: www.lfm-nrw.de


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