(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Was nun, Herr Köhler? Kommentar von Angela Wefers zur "Berliner Rede" von Bundespräsident Horst Köhler

Geschrieben am 17-06-2008

Frankfurt (ots) - Es ist, als ob sich beide verschworen hätten.
Erst Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Rede zu 60 Jahren
sozialer Marktwirtschaft vor wenigen Tagen und nun Bundespräsident
Horst Köhler in seiner "Berliner Rede": Miesmachen und Wehgeschrei
sind von gestern; es wird ausschließlich nach vorn geblickt. Der
sinkenden Akzeptanz der sozialen Marktwirtschaft und der wachsenden
Angst vor den Folgen der Globalisierung zum Trotz zeigten beide
Optimismus: Viel ist auf den Weg gebracht; Erfolge vor allem auf dem
Arbeitsmarkt sind sichtbar; die Reformen müssen weitergehen - so
lauten die Parolen. Es gilt die Erkenntnis, die sich schon Ludwig
Erhard zunutze machte: Die Hälfte der Wirtschaft ist Psychologie.

Diese ist aber auch das Einzige, auf das Merkel und Köhler bauen
können. Konkrete Antworten auf die Globalisierung, die zudem noch von
der Wahlbevölkerung mehrheitlich akzeptiert würden, haben beide nicht
parat. Köhler bot in seiner Berliner Rede, die seit der "Ruck-Rede"
seines Amtsvorvorgängers Roman Herzog mit hohen Erwartungen verbunden
ist, viel Richtiges - aber auch ein bisschen von allem und für alle.
Da verlangte der Präsident Steuerreformen und Abgabenentlastungen,
wie sie die FDP und der Wirtschaftsflügel der Union anstreben.
Überlegungen zur Umfinanzierung der Sozialsysteme mit Steuergeldern
propagiert auch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück schon lange für
die SPD, ebenso wie die Idee, beim Einsatz staatlicher Mittel stärker
auf das Ergebnis zu schauen als allein auf deren Höhe. Den
Gewerkschaften versprach Köhler Flächentarifverträge, den
Arbeitgebern betriebliche Bündnisse. Was denn nun?

Eine "Wahlkampfrede" für eine zweite Amtszeit hielt der
Bundespräsident zwar nicht, dafür polarisierte er zu wenig. Aber mehr
als die Forderung nach einer politischen Debatte über eine Agenda
2020 dürfte es schon sein. Köhler weiß mit seiner wirtschaftlichen
Expertise genau, was ein flächendeckender Mindestlohn auf dem
Arbeitsmarkt anrichten oder eine Verlängerung der Altersteilzeit für
die Sozialkassen bedeuten würde. Dazu enthielt er sich jedoch einer
Bewertung. Dem Bundespräsidenten obliegt es zwar nicht, sich in die
Tagespolitik einzumischen, aber das Recht, klare
wirtschaftspolitische Leitlinien in einer Umbruchzeit wie dieser zu
zeichnen, dürfte sich der Präsident schon herausnehmen.

(Börsen-Zeitung, 18.6.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

143460

weitere Artikel:
  • WAZ: Ehrliche, bitte zur Kasse. Kommentar von Wilfried Beiersdorf Essen (ots) - Kaum vorstellbar: An jedem Tag gibt es in Deutschland rund 100 000 unentdeckte Ladendiebstähle, bei denen jeweils Waren im Wert von durchschnittlich 60 Euro verschwinden. Als ehrlicher Kunde, der in der Warteschlange vor der Kasse steht, kommt man sich bei dieser Nachricht irgendwie dumm vor. Zumal es in der Regel nicht die Händler sind, die den Schaden haben. Sie legen die Verluste meist auf die Preise um, so dass die zahlenden Käufer zusätzlich bluten müssen. Da kommt im Jahr Einiges zusammen. Denn neben den knapp zwei mehr...

  • ARCADIS wird Glasfasernetzwerke für Reggefiber kontrollieren Arnhem, Niederlande (ots/PRNewswire) - ARCADIS (EURONEXT: ARCAD), die internationale Beratungs-, Entwicklungs- und Engineering-Firma, gab heute bekannt, dass sie die von Reggefiber B.V. in den Niederlanden verlegten Glasfasernetzwerke überprüfen werde. Der Auftrag zielt auf die Qualitätskontrolle beim Bau der Anschlüssen ab, um zu gewährleisten, dass effiziente Betriebseinheiten weiter arbeiten könnten und der Wert des Netzwerks erhalten bleibt. Der Glasfaseranschluss zu ca. 300.000 Häusern soll jährlich geprüft werden, was ARCADIS potentielle mehr...

  • ots.Audio: "Handys machen nicht krank" - Deutsches Mobilfunk Forschungsprogramm stellt aktuelle Ergebnisse vor Berlin (ots) - - Querverweis: Audiomaterial ist unter http://www.presseportal.de/audio und http://www.presseportal.de/link/multimedia.mecom.eu abrufbar - Vorschlag zur Anmoderation (live im Studio) (Uhrzeit/Stationcall) Können Handys krank machen? Immer wieder wird diese Frage diskutiert. Jetzt gibt's neue Antworten: In Berlin werden in diesen Tagen [Ergebnispräsentation am 17. und 18. Juni] die Ergebnisse des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms vorgestellt. Das Bundesumweltministerium hat das Programm vor fünf mehr...

  • EU-Kommission überprüft eigene Förder-Entscheidung zum KMU-Bonus Bitterfeld-Wolfen (ots) - Die Europäische Kommission hat gestern, am 17. Juni 2008, mitgeteilt, dass sie auf Grundlage des EG-Vertrages förmlich prüfen wird, ob sie der EverQ GmbH vor zwei Jahren Investitionsbeihilfen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu Recht bewilligt hat. Dem Solartechnologie-Unternehmen aus Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt wurde im Jahr 2006 ein sogenannter KMU-Bonus in Höhe von rund 9 Mio. Euro genehmigt. Die Europäische Kommission hatte EverQ im Juni 2006 den Status eines KMU attestiert und einen mehr...

  • stern-Umfrage: Deutsche greifen wegen Inflation mehr zu Sonderangeboten oder kaufen bei Discountern Hamburg (ots) - Angesichts der gestiegenen Preise für Lebensmittel und Energie hat mehr als jeder zweite Deutsche seine Einkaufsgewohnheiten geändert. In einer Forsa-Umfrage für das Hamburger Magazin stern sagten 55 Prozent der Befragten, sie würden jetzt häufiger auf Sonderangebote zurückgreifen oder öfter zu Discountern gehen. 44 Prozent gaben an, die gestiegenen Preise hätten keinen Einfluss auf ihr Einkaufsverhalten. Datenbasis: 1003 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger vom 11. Juni 2008. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht