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Gutachten über Finanzinvestoren im Medienbereich vorgelegt

Geschrieben am 21-05-2008

Stuttgart/Berlin (ots) - Medienunternehmen, die von
Finanzinvestoren gehalten werden, wählen nicht grundsätzlich andere
strategische Optionen als solche, an denen strategische Investoren
beteiligt sind. Allerdings drehen diese an eher kurzfristigen
Wertsteigerungen orientierten Geldgeber die Schraube der
Ökonomisierung weiter. Der inhaltegetriebene "Verleger-Ethos", der
ursprünglich dem Rundfunk zugrunde lag, wird so zunehmend abgelöst.
Das bedeutet, dass die Regulierung fortentwickelt werden sollte, um
rundfunkrechtliche Ziele unabhängig von Kapitalbeteiligungstypen
möglichst sicher zu erreichen. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens
im Auftrag der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM),
das das Hamburger Hans-Bredow-Institut in Kooperation mit dem
Institut für Publizistik und Medienforschung der Universität Zürich
und dem Center for Entrepreneurial and Financial Studies der
Technischen Universität München erarbeitet hat. "Nach diffusen
Diskussionen in der Vergangenheit über den Einfluss von
Finanzinvestoren in den Medien trägt dieses Gutachten zur
Versachlichung der Debatte bei. Wer das duale Rundfunksystem behalten
will, muss dem publizistischen und gesellschaftlichen Auftrag des
privaten Rundfunks einen klaren gesetzlichen Rahmen geben. Investoren
in Rundfunkunternehmen müssen wissen, welche publizistischen
Leistungserwartungen von ihnen rechtlich verbindlich eingefordert
werden ", so DLM-Vorsitzender Thomas Langheinrich bei der Vorstellung
der Studie in Berlin.

Gegenstand der Untersuchung war der Einfluss von
Private-Equity-Investoren, die kein überwiegend strategisches
Interesse am Unternehmen haben, das sie erwerben. Im Rahmen dreier
deutscher Fallstudien wurde die Übernahme von Premiere durch Permira,
die Übernahme von Kabel Deutschland durch Providence und die
Übernahme von ProSiebenSat.1 durch die Saban-Gruppe und durch
KKR/Permira analysiert. Dabei stellten die Autoren der Studie in
allen Fällen eine deutliche Steigerung des operativen Cashflows fest.
Dies basiert nicht primär auf kurzfristigen Kostensenkungsmaßnahmen;
ebenso wenig war ein Zurückfahren von Investitionen auszumachen, im
Fall von Kabel Deutschland kam es sogar zu einer deutlichen
Ausweitung. Gleichzeitig erhöhte sich die Personalaufwandsquote bei
den untersuchten Unternehmen. Im Vergleich zur RTL-Gruppe gibt es bei
ProSiebenSat.1 in den Bereichen Programminvestitionen,
Programmaufwand und Programminhalte kaum nennenswerte Unterschiede.
Bestätigt werden die genannten Befunde durch internationale
Fallstudien.

Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass aktive
Finanzinvestoren alle geeigneten Mittel nutzen, um das Management zu
einer Geschäftspolitik zu bewegen, die auf Optimierung und
Gewinnmaximierung ausgerichtet ist. Einfluss auf operative
Entscheidungen oder Inhalte wurde dabei in den untersuchten Fällen
von den Private-Equity-Investoren nicht genommen. "Allerdings besteht
die Gefahr, dass die Wertmaximierungsstrategie und der Schuldendienst
bei hoher Fremdfinanzierungsquote zu Sparzwängen auch im
Programmbereich führen könnten", mahnt der Direktor des
Hans-Bredow-Instituts, Dr. Wolfgang Schulz. Die Regelungen zur
Verhinderung vorherrschender Meinungsmacht werden dem Gutachten
zufolge auch solchen Beteiligungskonstruktionen gerecht, wie sie von
Finanzinvestoren gewählt werden; an wenigen Stellen werden allerdings
Klarstellungen im Gesetzestext vorgeschlagen.

Vor dem Hintergrund des Spannungsverhältnisses zwischen
qualitativen Leistungserwartungen und ökonomischen Anforderungen
schlagen die Autoren des Gutachtens zur Sicherung der
Rundfunkpublizistik "Leistungskataloge" vor, die für den privaten
Rundfunk entweder gesetzlich festgeschrieben oder als
Selbstverpflichtung auferlegt werden könnten. Gegebenenfalls könnte
der Ausbau publizistischer Qualität als "Public-Value" auch mit
besonderen Privilegien "belohnt" werden. "Es besteht Handlungsbedarf,
zumal der Gesetzgeber in Zukunft Rundfunk nur noch über seine
technische Übertragung und nicht mehr über qualitative Kriterien
definieren will. Ein solcher Leistungskatalog würde sicherstellen,
dass der private Rundfunk auch in Zukunft seine im Grundgesetz
verankerte publizistische Funktion beibehält", so Thomas
Langheinrich.

Das Gutachten enthält neben deutschen und internationalen
Fallstudien Kapitel über rundfunkrechtliche Vorgaben und strategische
Analysen von Medienunternehmen und erscheint im Vistas-Verlag. Eine
Zusammenfassung steht unter: www.alm.de im Menu
Medienforschung/Publikationen zum Download zur Verfügung.

Originaltext: Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM)
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/71281
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_71281.rss2

Kontakt bei Medien-Rückfragen:
Axel Dürr
Pressesprecher
c/o Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)
0711 / 89 25 32-74
E-Mail: a.duerr@lfk.de


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