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Börsen-Zeitung: Öl gefährdet die Aktienrally, Kommentar von Christopher Kalbhenn

Geschrieben am 16-05-2008

Frankfurt (ots) - Einmal mehr trifft die Autofahrer in diesen
Tagen beim Blick auf die Preisschilder der Tankstellen der Schlag.
Jetzt auch noch Diesel über 1,50 Euro pro Liter! Die Autofahrer sind
derzeit Zeugen einer Blase am Öl- und Treibstoffmarkt. Ob Angriffe
auf Pipelines in Nigeria oder eine verstärkte Dieselnachfrage in
China, weil das Erdbeben in der betroffenen Region die
Stromversorgung hat zusammenbrechen lassen: Jede Meldung über
Verknappung oder anziehende Nachfrage löst sofort neue Preisschübe
aus.

Derzeit nimmt das Barrel am US-amerikanischen Terminmarkt die
Schwelle von 130 Dollar ins Visier. Innerhalb nur eines Jahres hat
sich der Preis damit mehr als verdoppelt. Die Rohstoffexperten in den
Banken sind sich einig, dass dem Verbraucher noch Schlimmeres ins
Haus steht. So hat Goldman Sachs kürzlich einen Anstieg des Ölpreises
auf bis zu 200 Dollar prognostiziert. Am Freitag erhöhte die
US-Investmentbank ihre Prognose für den durchschnittlichen Ölpreis
des zweiten Halbjahres 2008 von 107 auf 141 Dollar, und für den
kommenden Turnus sagte sie einen Durchschnittspreis von 148 Dollar
voraus.

Vor diesem Hintergrund ist unschwer vorstellbar, dass sich unsere
Autofahrer am Abend vor dem Fernseher noch einmal die Augen gerieben
haben. Denn der deutsche Aktienmarkt ist trotz der Öl-Hausse weiter
gestiegen. Der Dax hat sogar erstmals seit Mitte Januar wieder die
Schwelle von 7200 Punkten erreicht. Das deutsche Blue-Chip-Barometer
hat damit eine Performance gezeigt, von der die Marktteilnehmer vor
zwei Monaten nicht einmal zu träumen wagten. Gegenüber dem
Tiefststand des Kurseinbruchs, der seinerzeit mit 6168 erreicht
wurde, hat der Dax nun rund 1000 Zähler gutgemacht.

Unvereinbare Bewegungen

Getragen wird die Erholung von der zunehmenden Überzeugung der
Anleger, dass die internationale Finanzkrise weitgehend ausgestanden
ist. Außerdem ist die Quartalsberichtssaison bei weitem nicht so
schlecht ausgefallen, wie von Teilen des Marktes zuvor befürchtet
worden war. Zuletzt haben außerdem einzelne Konjunkturdaten wieder
ein etwas freundlicheres Bild gezeichnet. Die Marktakteure müssen
allerdings aufpassen, nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.
Denn die beiden Aufwärtsbewegungen, die dieser Tage zu erleben sind,
sind letztlich miteinander unvereinbar. Es ist kaum vorstellbar, dass
in den nächsten Wochen sowohl der Dax als auch der Ölpreis stark
zulegen. Denn von der Öl-Hausse gehen erhebliche Risiken aus -
insbesondere wenn sie sich in dem Tempo der zurückliegenden Wochen
fortsetzt. Das hat zuletzt unter anderem UBS betont.

Die Schweizer Großbank hat ihre Ölpreisprognose ebenfalls erhöht
und dabei unterstrichen, dass die erhoffte Erholung der
Weltwirtschaft in den Jahren 2009 und 2010 von Inflationsrisiken, die
von den steigenden Ölpreisen ausgehen, gefährdet werde.

Der Steigflug des Schwarzen Goldes trifft insbesondere den
amerikanischen Verbraucher hart, der bereits von der Häuserkrise
angeschlagen ist und außerdem stärker als viele Einwohner Europas auf
die Nutzung des Automobils angewiesen ist. Ein weiterer Anstieg des
Ölpreises birgt somit erhebliche Gefahren für die US- und auch die
Weltkonjunktur. Gleichzeitig verringert sich durch die zunehmende
Inflationsgefahr der Spielraum der Zentralbanken für
konjunkturstützende Lockerungsmaßnahmen. Eine anhaltend hohe oder
sogar steigende Teuerung könnte die Notenbanken vielmehr zwingen, die
Leitzinsen anzuheben. Auch dies wäre für die Weltwirtschaft und
letztlich für die Aktienmärkte unbekömmlich. Ein weiterer deutlicher
Anstieg des Dax würde daher zumindest eine Beruhigung am Ölmarkt
voraussetzen.

Denkbar ist allerdings auch ein anderer Ausgang. Der Ölpreis kann
nicht kräftig weiter steigen, ohne dass dies Auswirkungen auf den
Verbrauch hat. Mit jedem Dollar, um den sich das Schwarze Gold
verteuert, müssen mehr Konsumenten passen bzw. den Verbrauch
reduzieren. Kurzum: Ab einem gewissen Punkt könnte eine fallende
Nachfrage die spekulativen Gelder, die sich derzeit auf den
Rohstoffmarkt und insbesondere den Energiebereich konzentrieren, zur
Flucht veranlassen und einen kräftigen Rückschlag des Ölpreises
auslösen.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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