(Registrieren)

Meinungsvielfalt vs. Wirtschaftsinteressen - Medienkonzentration in Deutschland

Geschrieben am 06-05-2008

Leipzig (ots) - "Wie viel Konzentration verträgt das deutsche
Mediensystem?" Unter diesem Motto diskutierten am Dienstag auf dem
Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig Medienmacher,
Wissenschaftler und Medienkontrolleure. Es ist noch nicht lange her,
da untersagte die KEK den Zusammenschluss von ProSiebenSat.1 mit dem
Springerkonzern. Prof. Dr. Dieter Dörr von der KEK machte noch einmal
klar warum: "Das Bundesverfassungsgericht verlangt, dass
vorherrschende Meinungsmacht vorbeugend verhindert wird. Das gilt
besonders für ein Zusammenspiel von Presse und Fernsehen. Bei einem
Zuschaueranteil von über 30 Prozent greift diese Vermutungsregel."
Dörr betonte, in Wahrheit gehe es um Vielfaltsicherung
(Meinungsvorherrschaft), nicht um Fragen des Kartellrechts
(Marktmacht).

Heiko Zysk von ProSiebenSat.1: "Konzentration ist nur das unschöne
Wort für Wachstum." In Deutschland komme immer gleich die Angst zum
Vorschein, ganz nach dem Motto: "Wer groß ist, muss gefährlich sein."
Aus dem Verfahren mit der KEK habe das Unternehmen viel gelernt.
"Grundsätzlich wissen wir, dass der Fernsehmarkt anders behandelt
wird als der Markt von Schraubenherstellern." Angst geleitete
Entscheidungen seien allerdings auch falsch. Von der Politik
verlangte Zysk Transparenz bei den Gesetzestexten: "Für uns als
Marktteilnehmer muss es im Voraus erkennbar sein, was passieren
wird." In anderen Ländern gebe es schlankere Regeln. Brüssel strebe
offenbar in diese Richtung.

Als Vertreterin der Länder sagte Martina Maschauer von der
Bayerischen Staatskanzlei: "Medien sind keine normale Ware. Sie haben
einen besonderen Einfluss auf unsere Gesellschaft und unsere Kultur."
Deshalb werde es weiter ein Medienkonzentrationsrecht geben.
Allerdings lasse der Text einiges im Unklaren. "Wegen dieser
Unklarheit hat die KEK einen sehr großen Interpretationsspielraum
bekommen." Darüber hinaus betonte Maschauer: "Die Politik darf nicht
zwischen guten und bösen Investoren unterscheiden. Eine
Grundvoraussetzung der Privatwirtschaft ist, Geld zu verdienen." Beim
Thema crossmediale Verflechtungen stünde man ganz am Anfang.

Prof. Dr. Christoph Degenhart von der Universität Leipzig
erklärte: "Wir haben eine funktionierte Kontrolle, allerdings sind
einige Feinjustierungen notwendig." Es gehe darum, Vielfalt zu
gewährleisten. "Ich hätte ein gewisses Unbehagen, wenn unser
Mediensystem von ein oder zwei Personen bestimmt wird. Auch die Töne,
ausländische Investoren aus Deutschland herauszuhalten, sind mir
ungut aufgestoßen." Beim Thema Internet gebe es noch kein
Patentrezept.

Dr. Wolfgang Schulz (Hans-Bredow-Institut) wies darauf hin, dass
die KEK nur dann aktiv werden kann, wenn es auch um
Fernseh-Beteiligungen geht. Dieser Punkt müsse diskutiert werden,
ohne gleich das ganze System umzustürzen. Dr. Schulz forderte, es
müsse transparenter gestaltet werden, nach welchen Kriterien
entschieden werde. "Dadurch wird die ganze Angelegenheit für alle
Marktteilnehmer verstehbarer." Das gilt vor allem für potenzielle
ausländische Investoren. "Ausländisches Kapital ist nicht per se
schlecht."

Originaltext: Medientreffpunkt Mitteldeutschland
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/58100
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_58100.rss2

Pressekontakt:

Thomas Köhler
Tel.: 0170 - 1759594
Email: koehler@s-wok.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

135104

weitere Artikel:
  • Chemie präsentiert konstante Entwicklung Ludwigshafen (ots) - Optimistische Stimmung trotz steigender Risiken "Die Chemie-Industrie in Rheinland-Pfalz blickt auf ein gutes Jahr zurück und optimistisch in die Zukunft", erklärte Klaus Heinlein, Vorsitzender der Vorstände der Chemieverbände Rheinland-Pfalz, am Dienstag bei der Jahrespressekonferenz in Ludwigshafen. Heinlein wies in diesem Zusammenhang in der Pressekonferenz auf die Investitionsbereitschaft der Chemie in Rheinland-Pfalz hin. "Trotz des starken Kostendrucks ist für unsere Mitgliedsunternehmen der Standort mehr...

  • Accenture-Studie: Die weltweit größten CO2-Verursacher fordern klare Einsparziele beim Klimaschutz Kronberg im Taunus (ots) - Energieversorger, Chemie- und Rohstoffunternehmen in der EU sind im weltweiten Vergleich am besten auf die Herausforderungen des Klimawandels vorbereitet Die Mehrheit der weltweit größten Verursacher von klimaschädlichen Emissionen verlangt vom Gesetzgeber klare und verlässliche Rahmenbedingungen in punkto Klimaschutz. Drei von vier Unternehmen haben Schwierigkeiten, eine länderübergreifende Strategie für die Senkung von Treibhausgasen durchzusetzen. Der Grund: Es gibt keine weltweit einheitlichen Ziele - mehr...

  • Neues Vorstandsmitglied bei der Bausparkasse Mainz AG Mainz (ots) - - Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs - Der Aufsichtsrat der Bausparkasse Mainz AG hat zum 1. Juni 2008 Herrn Michael Hawighorst (47) zum Vorstandsmitglied ernannt. Herr Hawighorst wird Nachfolger von Siegmar Schmitz, der zum 31. Mai 2008 aus dem Unternehmen ausscheidet. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Köln und St. Gallen und ersten beruflichen Stationen u.a. bei der Deutschen Bank AG, der Landesgirokasse Stuttgart und der Landesbank mehr...

  • EU- Kommission hebt Regelung zur Beschränkung der Handgepäckgröße auf / Flughafenverband ADV fordert konsequente Fortsetzung der Risiko-/Nutzen-Analyse bei der Überprüfung von Luftsicherheitsmaßnahmen Berlin (ots) - Die von der EU-Kommission verabschiedete Regelung zur Beschränkung der Handgepäckgröße mit den Maximalmaßen 56 cm x 45 cm x 25 cm ist aufgehoben worden. Ursprünglich sollte die Regelung am 06. Mai 2008 in Kraft treten. Die deutschen Flughäfen haben sich an den Untersuchungen der EU-Kommission beteiligt - mit dem Ergebnis, dass die Größe des Handgepäcks keinen signifikanten Einfluss auf das Sicherheitsniveau hat. "Die Entscheidung zeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen der EU-Kommission und der Industrie funktioniert", mehr...

  • Kabel BW steigert Zahl der Internetkunden um 90 Prozent auf über 272.000 Heidelberg (ots) - - 12% des Kundenbestandes bereits Internet- und Telefonkunden - 2008 gehen 300.000 Haushalte in ländlichen Regionen ans Netz - Zuwachs durch Satelliten-Wechsler - Hohe Nachfrage nach ISDN und internationalen Flatrates - Studie: 84 Prozent der Kunden würden Kabel BW weiterempfehlen Kabel BW hat im 1. Quartal 2008 seine Kundenzahl deutlich gesteigert und die positive Entwicklung des Vorjahres fortgesetzt: In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres stieg die Zahl der Internet- / Telefonkunden um 33.000 mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht