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Börsen-Zeitung: Die Anleger fassen Mut Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

Geschrieben am 02-05-2008

Frankfurt (ots) - Bei den Akteuren an den Finanzmärkten löst sich
die ängstliche, teilweise panische Stimmungslage, die vor noch nicht
allzu langer Zeit vorgeherrscht hat, zusehends auf. Die Anleger
fassen Mut und sind wieder bereit, höhere Risiken einzugehen.
Ermuntert werden sie von einer Reihe positiver Entwicklungen und
Ereignisse, die darauf hinzudeuten scheinen, dass die Überwindung der
Krise tatsächlich gelingt und damit an den Aktienmärkten nun
attraktives Aufwärtspotenzial besteht. Dass die Investoren bereit
sind, das Glas wieder als halb voll und nicht als halb leer zu
betrachten, zeigt die Reaktion auf die Entscheidung der Fed. Sie hat
am Mittwoch zu verstehen gegeben, dass sie es mit weiteren
Zinssenkungen nicht mehr allzu eilig hat, auch wenn sie nach wie vor
Gewehr bei Fuß steht.

Der Markt hat nicht über das bevorstehende Ende der Zinssenkungen
geklagt, sondern dies als Signal gefeiert, dass das Schlimmste
überstanden sein könnte und eben deswegen schnelle, starke
Zinsschritte nicht mehr notwendig sind. Ähnlich wirkten Äußerungen
des US-Finanzministers Henry Paulson, der die US-Wirtschaft als
solide bezeichnete und erklärte, "mehr als die Hälfte der Krise liegt
hinter uns". Als seien sie Teil eines gelungenen Krisenmanagements,
fallen nun auch noch die Konjunkturdaten besser aus als erwartet.
Insbesondere der US-Arbeitsmarktbericht, der bei weitem nicht so
schwach ausfiel wie befürchtet, bestätigt die Investoren in der
Erwartung, dass die Krise dem Ende entgegengeht. Den Dax hat der
Bericht im Handelsverlauf nicht nur über 7.000, sondern gleich auch
noch bis in die Nähe der Schwelle von 7.100 Zählern und damit auf den
höchsten Stand seit Mitte Januar gehievt.

Es passt ins Bild, dass gerade die Aktien der krisengeschüttelten
Bankbranche, die vor wenigen Wochen noch niemand anfassen wollte,
seit der Quartalswende eine rasante Aufwärtsentwicklung zeigen. Das
ist durchgängig an den Börsenplätzen in Japan, Europa und den USA zu
beobachten. Einige Beispiele: Mizuho, zur Quartalswende noch einer
der Topverlierer des bisherigen Jahresverlaufs im japanischen
Auswahlindex Topix Core 30, hat sich mittlerweile unter die Gewinner
eingereiht. Zu verdanken ist dies einem kräftigen Sprung um 47% seit
Anfang April. In Deutschland hat Hypo Real Estate gegenüber ihrem
durch die Vertrauenskrise erreichten Tief von rund 13 Euro um bis zu
88% zugelegt. In den USA hat sich beispielsweise die Aktie der
Investmentbank Lehman Brothers, die im März durch gezielt gestreute
Gerüchte bis auf rund 20 Dollar abgestürzt war, wieder bis in die
Nähe der Schwelle von 50 Dollar erholt. Insgesamt haben europäische
Bankaktien, gemessen am entsprechenden Stoxx-Sektorindex, seit dem
Tief vom März 22% gewonnen.

Stimmt das Szenario, das die Marktakteure derzeit spielen, dann
hat der Aktienmarkt durchaus noch Aufwärtspotenzial. Die Dax-Werte
könnten durch einen dann weiter steigenden Dollar zusätzlichen
Rückenwind erhalten. Allerdings wird den Aktienmärkten ein eher
steiniger, von weiterhin häufigen Richtungswechseln geprägter Weg
nach oben bevorstehen.

So ist das Ende der konjunkturellen Abschwächung in den USA
derzeit noch nicht mehr als ein Hoffnungswert. Darüber können auch
die zuletzt besser als erwartet ausgefallenen Daten nicht
hinwegtäuschen. Die amerikanische Volkswirtschaft hat im April
immerhin noch per saldo 20.000 Stellen abgebaut. Die
US-Einkaufsmanagerindizes fielen zwar weniger schwach aus, als
befürchtet worden war, lagen aber immer noch unterhalb der Schwelle
von 50 Punkten und damit innerhalb des Bereichs, der wirtschaftliche
Verlangsamung signalisiert. In den kommenden Wochen und Monaten
drohen weiterhin enttäuschende Konjunkturdaten.

Ferner sind gerade die Finanzbranchen nach den kräftigen Avancen
der letzten Wochen für Gewinnmitnahmewellen anfällig. Sie könnten
zudem auch den Gesamtmarkt treffen, wenn erst einmal die
Berichtssaison abgelaufen ist und von dieser Seite keine Impulse mehr
ausgehen. Es ist daher wenig wahrscheinlich, dass sich die
Aufwärtsbewegung in dem Tempo der zurückliegenden Tage fortsetzen
wird.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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