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stern: Ferdinand Piëch und Wolfgang Porsche im ersten gemeinsamen Interview: "Wir sind uns einig"

Geschrieben am 16-04-2008

Hamburg (ots) - Eine Woche vor der VW-Hauptversammlung haben die
beiden wichtigsten Vertreter des Großaktionärs Porsche Einigkeit
demonstriert. Erstmals haben der VW-Aufsichtsratsvorsitzende
Ferdinand Piëch und sein Cousin Wolfgang Porsche,
Aufsichtsratsvorsitzender von Porsche, ein gemeinsames Interview
gegeben. Im Gespräch mit dem Hamburger Magazin stern stellten sie
sich hinter Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, stärkten
VW-Vorstandschef Martin Winterkorn den Rücken und wiesen die Kritik
von VW-Konzernbetriebratschef Bernd Osterloh zurück. Die Enkel des
VW-Gründers Ferdinand Porsche kündigten an, Toyota als größten
Autohersteller der Welt abzulösen. Piëch: "Wirklich als Wettbewerber
empfinden wir nur Toyota. Und den gilt es einzuholen."

Beide Männer beschworen die Geschlossenheit der Familienstämme
Porsche und Piëch. Schließlich, so Wolfgang Porsche wörtlich, "wir
drehen ein großes Rad." Spekulationen über Rivalitäten oder
Meinungsunterschiede wiesen die Großaktionäre zurück. Piëch: "Wir
diskutieren hinter verschlossenem Vorhang vieles, aber letztlich sind
wir uns einig, wenn es um wichtige Dinge geht." Wolfgang Porsche
ergänzte: "Nur wenn man an einem Strang zieht, und zwar am gleichen
Ende, ist man stark."

Piëch wies Interpretationen zurück, dass sein Familienstamm
aufgrund einer geringeren Beteiligung weniger zu sagen habe: "Für
eine Entscheidung sind bei uns mindestens 66,6 Prozent nötig, und die
meisten Dinge müssen mit 75 Prozent der Stimmen beschlossen werden.
In Wirklichkeit heißt das: entweder einstimmig oder gar nicht." Nach
offiziellen Angaben hält die Familie Porsche 52 Prozent und die
Familie Piëch 48 Prozent an der Stuttgarter Porsche-Holding.

Wolfgang Porsche wies in dem Gespräch die Kritik von
VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh zurück, der von einer
feindlichen Übernahme durch Porsche gesprochen hatte: "Das ist
unverständlich, und es entspricht auch nicht der Realität." Osterloh
stehe unter dem Druck seiner eigenen Leute. Wolfgang Porsche sprach
sich für einen gemäßigteren Umgang zwischen Managern und
Arbeitnehmervertretern aus: "Wir müssen miteinander reden können.
Keiner soll das Gefühl haben, er würde vorgeführt." Im Streit um die
Besetzung des künftigen Aufsichtsrates der Porsche-Holding zeigte
sich Wolfgang Porsche kompromisslos: "Das ist so, und das bleibt so."
Danach würden die VW-Beschäftigten nur drei Arbeitnehmervertreter im
Aufsichtsrat erhalten - genauso viele wie ihre Porsche-Kollegen.
Wolfgang Porsche sagte mit Blick auf die zur Hauptversammlung
angekündigten Proteste der IG Metall: "Der Herr Osterloh sitzt ganz
oben auf einem Baum, und irgendwann muss er runterkommen." Er hoffe,
dass das gelinge, "weil wir ihn nicht beschädigen wollen. Aber wir
lassen es auch nicht zu, dass Herr Dr. Wiedeking beschädigt wird. Da
sind wir uns einig. Die Familie steht hinter dem Management."

Zur Rolle von VW im künftigen Unternehmensgefüge sagte Wolfgang
Porsche: "Volkswagen wird ein Teilkonzern der Porsche Automobil
Holding SE. Und den Teilkonzern Volkswagen verantwortet Herr Dr.
Winterkorn. So einfach ist das. Heute und morgen. Porsche bleibt
Porsche, und Volkswagen bleibt Volkswagen." Piëch ergänzte: "Ist doch
klar, da herrscht 100 Prozent Einigkeit zwischen uns." Ein Eintritt
von Winterkorn in den Holding-Vorstand schloß Piëch nicht aus, aber
vorgesehen sei dies "zurzeit nicht".

Ferdinand Piëch und Wolfgang Porsche sehen das Engagement der
beiden Familien für den Konzern und seine Beschäftigten durchweg
positiv. Wolfgang Porsche: "Die Hedgefonds, die bei Volkswagen hätten
einsteigen können, sind weniger verlässlich als eine Familie, die
sich seit vielen Jahren stabil um die Geschäfte kümmert." Nach den
Worten von Piëch hätten Hedgefonds VW aufgeteilt: "Das geht ja
einfach: Konzern kaufen, Audi verkaufen, schon haben sie das Geld
wieder drin. Das wird unsere Familie nicht tun."

Piëch bekräftigte die Ablehnung eines neuen VW-Gesetzes, das
Bundesjustizministern Brigitte Zypries derzeit vorbereitet. Der
VW-Aufsichtsratschef sagte ironisch: "Ich fände es gut, wenn man
gleichzeitig auch ein Siemens- und Deutsche-Bank-Gesetz machen
würde." Aber daran denke keiner. Im Übrigen sei er sich sicher, dass
europäisches Recht über "nationales Gefühl" obsiegen würde.

Mit Blick auf die Debatte um den Kohlendioxid-Ausstoß von
Kraftfahrzeugen kündigte Piëch an "sparsamere Autos für die ganze
Welt" zu bauen. Er sagte: "Noch in diesem Jahrzehnt oder vielleicht
2011 wird es ein neues Ein-Liter Auto zu kaufen geben. Ich gehe davon
aus, dass es spätestens nächstes Jahr neue Drei-Liter-Autos gibt."
Einen Einstieg von Porsche und VW in die Formel 1 lehnten beide
dagegen ab. Piëch: "Das ist die reinste Geldverbrennung."

In dem Interview, das in Wolfgang Porsches Villa in München
stattfand, überraschte Ferdinand Piëch seinen Cousin mit der Idee,
die Palette des Autokonzerns weiter zu vergrößern, die schon vom
Kleinwagen bis zum 44-Tonner reicht: "Ich hätte gern noch einen
kleinen, wertvollen Motorradhersteller drin." Er trauere noch immer
dem Jahr 1985 nach, als Ducati in Not war "und man hätte ihn für
einen Apfel und ein Ei gekriegt". Piëch, der am morgigen Donnerstag
seinen 71-jährigen Geburtstag feiert: "Ich fahre selbst eine Ducati.
180 PS - und mehr Leistung pro Kilogramm Gewicht, als eine
1001-PS-Bugatti."

Originaltext: Gruner+Jahr, stern
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6329
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Pressekontakt:
Für Rückfragen: stern-Nachrichtenredaktion 040-3703-3555


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