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Börsen-Zeitung: Vertrackte Lage für die EZB, Kommentar von Jürgen Schaaf zur anstehenden Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank

Geschrieben am 08-04-2008

Frankfurt (ots) - Der Blick in den Rückspiegel ist verpönt in
Notenbankkreisen. Geldpolitik muss nach vorne schauen, sozusagen
durch die Windschutzscheibe. So lautet die herrschende Meinung. Etwas
konkreter heißt das, dass weder die aktuelle noch die zurückliegenden
Inflationsraten eine größere Rolle spielen sollen, wenn ein
geldpolitisches Entscheidungsgremium zusammenkommt, um das
angemessene Zinsniveau festzulegen. Wenn die Europäische Zentralbank
(EZB) morgen über das Leitzinsniveau im Euroraum befindet, ist
allerdings ein Bruch mit diesem Brauch geboten.

Dabei ist dieses Vorgehen grundsätzlich gut begründet. Denn die
aktuelle Inflationsrate ist stets das Ergebnis der Geldpolitik von
gestern. Daran ist jetzt nichts mehr zu ändern. Hinzu kommt, dass in
einem Umfeld niedriger Inflationsraten es vor allem Schocks wie
Ausschläge bei Energieträgern oder Nahrungsmitteln sind, die die
Inflationsrate zum vorübergehenden Überschießen bringen.

Diese Ausreißer beruhigen sich aber oft wieder von allein.
Reagierte eine Notenbank mit steigenden Zinsen auf temporär höhere
Inflationsraten, würde die Wirkung des geldpolitischen Impulses zu
einem Zeitpunkt einsetzen, in dem das Vorzeichen der Störgröße sich
bereits umgekehrt hat.

So weit, so gut. Derzeit ist die Lage aber vertrackter. Zwar
spricht alles dafür, dass die Konjunktur im Euroraum bald deutlich
abkühlen wird, was den Teuerungsdruck dämpft. Bisher gibt es aber
keine harten Fakten hierfür. Das gilt vor allem für den Arbeitsmarkt,
der sich in ausgezeichneter Verfassung präsentiert. Die aktuelle
Inflationsrate von 3,5% ist in diesem Umfeld ein schlagkräftiges
Argument der Gewerkschaften, Lohnabschlüsse weit oberhalb des
Produktivitätswachstums durchzuboxen. Und wird die Lohn-Preis-Spirale
erst einmal ausgelöst, reichen konjunkturelle Abkühlung und sinkende
Rohöl- und Nahrungsmittelpreise - die noch nicht mal sicher sind -
womöglich nicht aus, die Inflation wieder unter die Stabilitätsmarke
von 2% zu drücken.

Wenn die EZB morgen den Leitzins festlegt, erscheint daher ein
Blick in den Rückspiegel mehr als geboten, um nicht von der
Vergangenheit eingeholt zu werden. Gegenwärtig sollte auch die hohe
Inflationsrate die EZB davon abhalten, den Zins bereits zu senken.
Stattdessen sollte sie vorerst am Niveau von 4% festhalten.

(Börsen-Zeitung, 9.4.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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