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Börsen-Zeitung: In Feierlaune, Kommentar zu den neuen Milliardenbelastungen bei UBS und Deutsche Bank von Carsten Steevens

Geschrieben am 01-04-2008

Frankfurt (ots) - Ein Dreivierteljahr nach Ausbruch der
Finanzmarktkrise scheint die Investoren so schnell nichts mehr
schockieren zu können. Da geben zwei Schwergewichte der Bankenwelt
neue Milliardenbelastungen in einem Geschäftsquartal bekannt. Und was
passiert an der Börse? Statt im Tal der Tränen sind die Anleger in
Feierstimmung. Die UBS-Aktie legte um gut 12% zu, das
Deutsche-Bank-Papier zog um knapp 4% an und gehörte damit zu den
stärksten Werten im Dax.

Fast zynisch

Es wäre ja verständlich gewesen, hätten sich Investoren nach den
neuesten Hiobsbotschaften aus Zürich und Frankfurt auf breiter Front
aus dem Staub gemacht. Allein die Zahlen sind schwindelerregend, und
so mutet die Reaktion an den Börsen schon fast zynisch an. Da
verdoppeln sich beim Schweizer Marktführer allein in den ersten drei
Monaten des Jahres mit rund 12,1 Mrd. Euro die bis dato aufgelaufenen
Belastungen durch Engagements am US-Ramschhypothekenmarkt. Da
vermeldet der deutsche Branchenprimus mit 2,5 Mrd. Euro höhere
Wertkorrekturen als im dritten und vierten Quartal 2007 zusammen. Und
doch macht sich - zumindest an diesem einen Tag - Erleichterung
breit: Es hätte auch noch schlimmer kommen können.

Dabei ist das, was die UBS gestern kundtat, nicht weniger als eine
Katastrophe für den weltweit größten Vermögensverwalter und mithin
auch für den gesamten Schweizer Finanzplatz. Die Wertkorrekturen im
Zusammenhang mit der US-Hypothekenkrise summieren sich auf
mittlerweile fast 40 Mrd. sfr (25,5 Mrd. Euro), für das erste Quartal
2008 avisiert die bisherige Vorzeigebank der Eidgenossen einen
Verlust von 12 Mrd. sfr (7,6 Mrd. Euro). Und ob das Ende der
Fahnenstange erreicht ist, muss nach den Erfahrungen der vergangenen
Monate bezweifelt werden, selbst wenn die nationale Bankenaufsicht
der UBS zur Seite springt und ihr aktuell einen konservativen Umgang
mit problembehafteten Positionen bescheinigt. Das kollektive
Kopfschütteln über die Bank zeigt sich indes auch in den
Ratingkürzungen, mit denen Standard & Poor's und Moody's auf die
Hiobsbotschaft reagierten.

Die UBS, die 2005 und 2006 noch mit Konzerngewinnen über 12 Mrd.
sfr glänzte, 2007 aber wegen der Problemengagements erstmals mit 4,4
Mrd. sfr (2,8 Mrd. Euro) einen Jahresverlust einfuhr, muss sich zum
zweiten Mal innerhalb weniger Wochen neues Kapital besorgen. Bis weit
ins vergangene Jahr hinein war dies schlicht unvorstellbar. Nach den
13 Mrd. sfr, die der Staatsfonds GIC aus Singapur sowie ein
unbekannter Investor aus dem Nahen Osten inzwischen eingeschossen
haben, sollen nun weitere 15 Mrd. sfr eingeworben werden - dieses Mal
mit Bezugsrecht für die Altaktionäre.

Dass die Emission von einem Bankensyndikat unter Beteiligung von
JPMorgan, Morgan Stanley, BNP Paribas und Goldman Sachs in vollem
Umfang garantiert wird, ist gut für die UBS, weil Kunden und
Investoren Vertrauen signalisiert wird, Vertrauen in die Zukunft der
Bank - trotz nicht absehbarer Risiken im weiteren Verlauf der
Finanzmarktkrise. Die UBS muss nach dem abschreckenden Beispiel der
amerikanischen Investmentbank Bear Stearns nicht befürchten, dass
ihre Aktien zum Schleuderpreis verramscht werden, falls die
Altaktionäre nicht mitziehen sollten. Auch werden so Risiken
minimiert, missliebige Investoren zu Engagements einzuladen und die
UBS zum Spielball von Hedgefonds werden zu lassen. Die am Syndikat
beteiligten Institute werden sich die Garantie etwas kosten lassen.
Dass sie die Gebühreneinnahmen wiederum nutzen könnten, um eigene
Belastungen durch die Finanzmarktkrise abzufedern, wäre aber wohl zu
viel der Ironie.

Gut auch für die UBS, dass sie ihre Zukunft schon nach der
Generalversammlung am 23. April ohne ihren "Macher" Marcel Ospel
angehen kann. Die Ära des Taktikers nimmt früher als erwartet ihr
absehbar unrühmliches Ende. In seiner Funktion als
Verwaltungsratspräsident zuallererst verantwortlich für die tiefe
Krise der Bank sah Ospel sich seit Monaten immer heftigeren
Schmähungen ausgesetzt. Mit den neuerlichen Belastungen und der
zweiten Kapitalspritze wurde eine personelle Zäsur für die UBS
unabdingbar.

Fest im Sattel

Fest im Sattel als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank sitzt
hingegen trotz der neuerlichen Milliardenbelastung Josef Ackermann.
Zwar drohen auch den Frankfurtern weitere Wertberichtigungen vor
allem auf Kredite zur Finanzierung großer Übernahmen, die sich wegen
der Finanzmarktkrise derzeit nicht an Investoren weiterverkaufen
lassen. Doch steht die Bank, die nach wie vor an ihrem Gewinnziel von
8,4 Mrd. Euro vor Steuern in diesem Jahr festhält und anders als
aktuell auch die US-Investmentbank Lehman Brothers keine akute
Kapitalnot bekämpfen muss, vergleichsweise stabil da. Seit
Jahresbeginn hat die UBS rund 40% ihres Börsenwerts verloren, die
Deutsche Bank 15%. Dass beide Institute am ersten Tag nach
Quartalsende über die erwarteten Belastungen informierten, war im
Interesse größtmöglicher Transparenz unter den Finanzmarktakteuren.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
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Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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