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Börsen-Zeitung: Machtlose Zentralbanken, Kommentar von Kai Johannsen zur konzertierten Aktion führender Notenbanken, die Märkte neuerlich mit Liqidität zu versorgen

Geschrieben am 11-03-2008

Frankfurt (ots) - Die Krise in ihrem Lauf hält auch die
Zentralbank nicht auf. Derartig schlicht und ergreifend lassen sich
die neuerlichen Anstrengungen der amerikanischen Notenbank und der
übrigen G10-Zentralbanken einordnen. Die Währungshüter können mit
Leitzinssenkungen oder immer neuen Liquiditätsspritzen die
Marktteilnehmer nicht aus der Subprime-Krise herausführen. Die
Maßnahmen sind allenfalls geeignet, die Schmerzen ein wenig zu
lindern.

Das eigentliche Problem lösen sie nicht. Ein kollabierender
Immobilien- und Hypothekenmarkt, haushoch überschuldete
Privathaushalte, anhaltendes Misstrauen der Banken auf der
Refinanzierungsseite, aufgeblähte Positionen in diversen
Credit-Produkten, die offensichtlich nicht das Papier wert sind, auf
dem sie stehen, und nun noch das Übel der Margin Calls, die eine
Reihe von institutionellen Anlegern nicht mehr bedienen kann - das
ist das toxisches Gemisch, das die Credit-Märkte immer tiefer
abrutschen lässt. Und dazu gesellen sich noch grottenschlechte
US-Konjunkturdaten, die die Marktteilnehmer nur in einem bestätigen:
Die Rezession ist in vollem Gange. Die Frage ist nur: Wie tief wird
sie greifen?

Tief blicken lassen auch die neuerlichen Maßnahmen der Fed. Sie
hat die Kriterien für die Wertpapiere, die gegen Geld bei ihr als
Sicherheit eingeliefert werden können, weiter aufgeweicht. Nun
akzeptieren die US-Notenbanker auch noch Bonds, die quasi im Zentrum
der Krise stehen. Und dazu gehören Papiere von Agencies wie Freddie
Mac oder Fannie Mae und hypothekengesichertes Bond-Material. Durch
die Märkte geistert immer mal wieder das Gerücht, dass auch
Subprime-Papiere darunter sein könnten.

Wenn die Fed bereit ist, krisengebeutelte Bonds als
Wertpapiersicherheit gegen Dollar hereinzunehmen, fragen sich die
Marktteilnehmer, welche Informationen die Fed noch in Sachen
Subprime- und Finanzmarktkrise hat. Wie stark sind beispielsweise
manche Institutionen mit ihren Margin Calls in Verzug? Die Experten
von JPMorgan sprechen schon vom systemischen Margin Call, also extrem
voluminösen Sicherheitenforderungen, die bei einem Ausfall die
ohnehin schon arg in Bedrängnis geratenen Institute noch dichter an
den Abgrund schieben. Bleibt die Frage: Wen versucht die Notenbank
gerade zu retten?

(Börsen-Zeitung, 12.3.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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