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MDK-Qualitätsprüfungen und -Prüfberichte unzureichend: Sie treffen keine Aussagen zur tatsächlichen Qualität der Pflege von pflegebedürftigen Menschen

Geschrieben am 19-02-2008

Berlin (ots) - Pflegewissenschaftler legen Gutachten vor und
kritisieren mangelnde wissenschaftliche Basis

"Gegenwärtig liegen zur Messung von Ergebnisqualität weder
wissenschaftliche Erkenntnisse noch nennenswerte Forschungsergebnisse
vor". So heißt es in einem neuen Gutachten zur Qualität des
MDK-Prüfverfahrens, auf dessen Grundlage die Qualität von
Pflegeeinrichtungen und -diensten beurteilt und in Berichtsform
dargestellt werden soll. Die Verfasser der Studie, die
Pflegewissenschaftler Prof. Dr. Stefan Görres und Prof. Dr. Martina
Hasseler, weisen nach, dass das Verfahren für Prüfberichte des
Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) zu wenig
wissenschaftlich fundiert ist.

Ihre fachliche Bewertung: "Die MDK-Prüfberichte sind kaum dazu
angetan, eine Orientierungshilfe für die Nutzer, also die Betroffenen
selbst oder deren Angehörige, zu bieten", wenn diese etwa eine
angemessene Pflege oder Betreuung suchen. Und im Folgenden: "Die
Prüfberichte treffen kaum Aussagen über die tatsächliche
Lebenssituation pflegebedürftiger Menschen".

Weitere wesentliche Ergebnisse sind:

- "Gute Pflege" - von der in der öffentlichen Diskussion um
Transparenz und Pflegequalität häufig die Rede ist und deren
Messung und Darstellung Ziel der MDK-Berichte sein sollte -
"wird an keiner Stelle definiert oder evaluiert."
- "Der Prüfkatalog der MDKen ist insgesamt zu wenig
pflegewissenschaftlich fundiert und entspricht nicht ausreichend
den Gütekriterien der Objektivität und Reliabilität"
(Überprüfbarkeit), schreiben die Gutachter. Prüfverfahren ohne
derartige Grundlage sind nicht aussagekräftig und vergleichbar.
In den Berichten findet sich dementsprechend "ein hohes Maß an
Subjektivität der Verfasser", so die Gutachter.
- "Es besteht der Eindruck, dass das Prüfinstrument auf einem
defizitorientierten Verständnis von Pflegequalität aufsetzt und
sich an einem zweckorientierten und funktionalistischen
Paradigma orientiert." "Durch das Fehlen einer logisch
nachvollziehbaren Präsentation der Stärken und Schwächen bleibt
unklar, inwieweit die festgestellten Mängel folgerichtig sind.
Zudem erfolgt die Ableitung von vorgeblichen Schwächen durch
teils problematische Schlussfolgerungen. Aus einzelnen
Beobachtungen und Auffälligkeiten werden pauschalisierende
Rückschlüsse gezogen."

Hintergrund: Bereits seit einem Jahr arbeiten die
Pflegewissenschaftler an einer Bewertung von Qualitätsprüfungen des
Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) im Auftrag der
Hamburgischen Pflegegesellschaft, in der die Verbände der Hamburger
Pflegeeinrichtungen der Arbeiterwohlfahrt, des Caritasverbandes, des
Deutschen Roten Kreuzes, des Diakonischen Werkes und des
Paritätischen Wohlfahrtsverbandes sowie des Bundesverbandes privater
Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa) und des ZHP zusammengeschlossen
sind. Gegenstand der Studie war die Frage, wie die Aussagekraft der
Prüfberichte bezüglich der Ergebnisqualität der Einrichtungen
einzuschätzen ist. Außerdem prüften die Experten, wie aussagekräftig
die im Prüfbericht befindliche abschließende Bewertungsmatrix ist und
ob die Empfehlungen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen
bezüglich der festgestellten Mängel folgerichtig sind.

"Das Gutachten bestätigt unsere Kritik an dem defizitorientierten
MDK-Prüfverfahren, weist auf die erheblichen Schwächen dieses
Verfahrens hin und stellt klar: Gute Pflege ist mit diesem Instrument
nicht zu ermitteln. Wir stehen nach wie vor für Transparenz in der
Pflege; allerdings muss diese Transparenz die Ergebnis- und
Lebensqualität der Pflegebedürftigen und deren Angehörige spiegeln
und Stärken und Schwächen der Pflegeeinrichtungen gleichermaßen
aufzeigen", so Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbandes privater
Anbieter sozialer Dienste e.V.

"Das Gutachten leistet einen wichtigen Beitrag, um die
Qualitätsdebatte zu Pflegeeinrichtungen in Deutschland neu fachlich
und fundiert auszurichten. Für die Zukunft dürfen nicht mehr
subjektive Aussagen der Prüfer auf Basis von wissenschaftlich nicht
abgesicherten Indikatoren und eines nicht ausreichend getesteten
Prüfinstrumentes darüber befinden, ob ein Pflegeheim oder ein
Pflegedienst als gut oder schlecht klassifiziert wird. Die Vertreter
der Pflegewissenschaft sind jetzt gefordert, Indikatoren für ein
Prüfverfahren zu entwickeln, das dem Anspruch, gute Pflege
festzustellen, auch genügt. Es darf nicht mehr dem MDS allein
überlassen bleiben, ein Prüfverfahren zu entwickeln. Die
Pflegewissenschaft, die Pflegekassen, die Verbände der
Leistungserbringer und der MDS müssen zusammenwirken, um ein
wissenschaftlich anerkanntes Prüfverfahren mit verwertbaren
Ergebnissen einzuführen. Unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch",
erklärt Klaus-Peter Stenzig, Vorsitzender der zuständigen
Sozialkommission der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien
Wohlfahrtspflege e.V., zusammenfassend.

BAGFW und bpa vertreten zusammen über zwei Drittel aller
Pflegeeinrichtungen in Deutschland. Das Gutachten können Sie auf
unserer Website herunterladen.

Originaltext: bpa - priv. Anbieter sozialer Dienste
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/17920
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_17920.rss2

Pressekontakt:
bpa: Herbert Mauel, Bernd Tews, 030 / 30 87 88 60
BAGFW: Werner Ballhausen, 030 / 24 08 91 29


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