Doris Schröder-Köpf und Reinhold Beckmann im stern: "Die Turbo-Schule ist Quatsch"

Hamburg (ots) - Doris Schröder-Köpf, Ehefrau von Ex-Kanzler
Gerhard Schröder, greift in die Debatte um die Verkürzung der
Schulzeit bis zum Abitur ein. Die Mutter von drei Kindern lehnt die
sogenannte G8-Reform in ihrer jetzigen Form ab. In einem Gespräch mit
TV-Moderator Beckmann mit dem Hamburger Magazin stern beklagten beide
die enorme Belastung, der Eltern und Kinder in der heutigen Schule
ausgesetzt seien. "Die Turbo-Schule ist Quatsch!", erklärten
Schröder-Köpf und Beckmann.

Beide kritisierten das Chaos, das durch die G8-Reform entstanden
sei. "Es ist nicht in Ordnung, dass unsere Kinder zu
Versuchskaninchen werden", sagte Beckmann. Ständig erlebe er, wie
gewaltig der Druck auf Eltern und Kinder sei. Schröder-Köpf meinte,
die Reform sei "völlig schlampert" gemacht worden. Sie mache sich
schon Sorgen, wenn ihre jüngste Adoptivtochter, die sechsjährige
Viktoria, im Sommer eingeschult werde. "Dann geht der ganze
Schulstress für uns wieder von vorn los", so Schröder-Köpf zum stern.
Statt immer mehr Wissen in die Kinder zu stopfen, fordert sie eine
Erziehung zu mehr Herzensbildung.

Kritik übten Beckmann und Schröder-Köpf auch an den mangelnden
Chancen für Kinder aus einfachen Verhältnissen. "Das Gymnasium
entwickelt sich schon länger zu einer Eliteschule für Kinder von
Leuten, die finanziell besser gestellt sind", so Schröder-Kopf. Beide
gaben zu, auch schon einmal Nachhilfe für ihre Kinder bezahlt zu
haben. Beckmann sagte, bei Familien, die dafür kein Geld hätten,
könne das Kind vielfach nicht am Gymnasium bestehen. "Bildung wird so
zu einer elitären Sache: Das hat mit Chancengleichheit nichts mehr zu
tun", so der TV-Moderator.

Samstagsunterricht oder die Verkürzung der Ferien als Lösung für
den Schulstress lehnen beide ab. Doris Schröder-Köpf sagte: "Samstags
gehört mein Kind mir!" Statt dessen fordern die beiden prominenten
Eltern die Ganztagsschule, mit mehr Zeit zum Lernen und Pausen zur
Erholung. Beckmann: "Der Stundenplan muss besser rhythmisiert werden.
Eine Doppelstunde Mathe von 15 Uhr bis 16.30 Uhr ist unsinnig." Nach
Meinung von Doris Schröder-Köpf ließen sich viele Talente innerhalb
der Ganztagsschule entfalten, zum Beispiel in Theater oder Musik. So
könnte auch den Kindern von Leuten, die keine Zeit oder kein Geld
hätten, Hobbys ermöglicht werden.

Die beiden Kinder von TV-Talker Beckmann dürfen auch mal eine
schlechte Note mit nach Hause bringen. "Eine Vier darf kein
Weltuntergang sein", sagt er. "Kindheit und Jugend definieren sich
nicht allein durch Schule. Freizeit, Freunde und auch Faulenzen sind
mindestens genauso wichtig."

Beide Eltern engagieren sich für Jugendliche: Doris Schröder-Köpf
ist Schirmherrin der Stiftung "Deutsche Kinder-, Jugend- und
Elterntelefone (Tel. 0800-1110333). Reinhold Beckmann hat den Verein
"Nestwerk" gegründet für benachteiligte Hamburger Kinder. Dafür bekam
er das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Originaltext: Gruner+Jahr, stern
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