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LVZ: zu: Verlusten in Sachsens Chipindustrie Ein Knacks, kein Bruch

Geschrieben am 04-02-2008

Leipzig (ots) - Von Heiko Weckbrodt
Solange in Sachsens Chipindustrie eine Erfolgsmeldung die andere
jagte, Investition auf Investition folgte, wollte kaum jemand an ein
Grundgesetz der Mikroelektronik erinnert werden: Alle eineinhalb
Jahre ist eine neue Chipgeneration fällig, und wer in der ersten Liga
bleiben will, muss alle zwei bis fünf Jahre klug und vor allem viel
in neue Produkte und Chipfabriken investieren. Dass diese extrem
kurzen Technologiezyklen irgendwann auch Dresden bedrängen würden,
war für Branchenkenner stets klar.
Und so hat die Erfolgsgeschichte des "Silicon Saxony" inzwischen
manchen Knacks bekommen. In den Dresdner Werken von Infineon und
Qimonda war es ein Zusammenspiel aus dem aktuellen
Weltmarkt-Preistief für Speicherchips und verspäteten beziehungsweise
ausgebliebenen technologischen Investitionen, die kürzlich rund 600
Zeitarbeiter Lohn und Brot kosteten. Den Dresdner AMD-Werkern hat die
Konzernleitung noch eine Gnadenfrist gewährt und "nur" einige
Investitionen verschoben. Seit die AMD-Prozessoren vor ein, zwei
Jahren technologisch hinter die Intel-Konkurrenz zurückfielen und der
Konzern die kanadische Grafikkartenfirma ATI teuer einkaufte, fährt
AMD ein Verlustquartal nach dem anderen ein. Dass vom Dresdner
Mikroelektronik-Pionier ZMD inzwischen nur ein Konglomerat kleiner
Firmen übrig blieb, mag man auf eine überspannte Expansionspolitik
zurückführen.
Ein Problem: Die Dresdner Elektronik-Ansiedlungen waren eben auch ein
staatlich subventionierter Versuch, sich gegen einen
Globalisierungseffekt zu stemmen: Je höher der Preisdruck in einer
Branche, desto mehr neigt das Kapital dazu, in so genannte
Billiglohnländer zu fließen. Die besonders heiß umkämpfte
Chipindustrie ist diesem Trend eben ein paar Globalisierungsjahre
voraus. Während andere Branchen noch über Fabriken in Osteuropa
nachdenken, ist manchem Elektronikkonzern sogar China schon zu teuer,
da setzt man inzwischen gar auf Vietnam.
Sollte nun die EU für Mikroelektronik-Ansiedlungen in Europa wieder
höhere Staatszuschüsse erlauben, wie manche fordern? Als Antwort sei
die Frage erlaubt, wie lange sich Deutschland wohl ein Bieten um
jeden Preis um jede neue Chipfabrik leisten könnte. Und dass
anderseits Globalisierung nicht immer gut geht, zeigte vor einigen
Jahren das Beispiel IBM: Damals baute der Konzern in Ungarn eine
Festplattenfabrik, die so miese Qualität hervorbrachte, dass IBM am
Ende diese Sparte völlig aufgab.
Langfristig mag sich der neue Kurs der Landesregierung besser
auszahlen, statt auf einen Subventionswettlauf lieber auf den Aufbau
einer besseren Forschungs- und Bildungsinfrastruktur in Sachsen zu
setzen, um Investoren anzulocken. "Silicon Saxony" mag angeschlagen
sein, abschreiben sollte man die hiesige Mikroelektronik längst
nicht.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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