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Höhere Beiträge trotz Gesundheitsreform - Krankenkassen: Gesund durch Fusionitis?

Geschrieben am 06-12-2007

Frankfurt am Main (ots) -

PwC-Umfrage: Knapp 85 Prozent der Krankenkassen erwarten steigende
Beiträge trotz Gesundheitsfonds / Fast vier von zehn Kassen wollen
fusionieren / Hausarztmodell und Direktverträge haben sich nicht
bewährt

Gesetzlich Krankenversicherte müssen sich auch nach der Umsetzung
der Gesundheitsreform auf steigende Beiträge einstellen. Neun von
zehn Krankenkassen glauben nämlich nicht, dass Gesundheitsfonds und
Einheitsbeitrag die Finanzierung des Systems auf Dauer sichern, wie
aus der Studie "Quo Vadis GKV?" der Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers AG (PwC) hervor geht.
Konkret erwartet nur eine kleine Minderheit von 6 Prozent der
befragten Kassen sinkende Beitragssätze nach Umsetzung der Reform,
knapp 70 Prozent rechnen mit steigenden und über 15 Prozent sogar mit
stark steigenden Belastungen für die Versicherten.

Ab 1. Januar 2009 legen die gesetzlichen Krankenkassen ihren
Beitragssatz nicht mehr individuell fest, sondern das
Bundesgesundheitsministerium gibt einen einheitlichen Satz vor. Die
Versicherten zahlen in einen Gesundheitsfonds ein, der die Kassen
finanziert. Kommen diese nicht mit den aus dem Fonds zugewiesenen
Mitteln aus, können sie von ihren Mitgliedern einen zusätzlichen
Beitrag einfordern. Erwirtschaftet die Kasse einen Überschuss, kann
sie diesen an die Versicherten auszahlen.

Für die Studie befragte PwC in Zusammenarbeit mit der Leibniz
Universität Hannover 77 Vorstände gesetzlicher Krankenkassen, die
gemeinsam über 25 Millionen Versicherte betreuen.

Reform verschärft Wettbewerb

Knapp die Hälfte (48,5 Prozent) der Befragten erwartet als Folge
der Gesundheitsreform einen steigenden Wettbewerb zwischen den
gesetzlichen Kassen, während 35 Prozent auch eine stärkere Konkurrenz
mit privaten Anbietern sehen. Insgesamt dürften aber die gesetzlichen
Krankenkassen stärker von der Reform profitieren als die privaten
Anbieter: "Die Gesundheitsreform räumt den gesetzlichen Krankenkassen
unter anderem durch die Wahltarife verstärkt Möglichkeiten ein, die
bisher den privaten Versicherungen vorbehalten waren. Außerdem
profitieren die Kassen von den strengeren Auflagen für einen Wechsel
von der gesetzlichen in die private Versicherung", erläutert Lutz
Müller, bei PwC verantwortlich für die Beratung im Bereich
Healthcare.

Grundsätzlich befürworten 83 Prozent der Befragten einen stärkeren
Wettbewerb im Gesundheitswesen. Mehr marktwirtschaftliche Elemente
wünschen sich die Kassen insbesondere im Arzneimittelbereich (rund 82
Prozent der Nennungen), zwischen Ärzten und anderen ambulanten
Leistungserbringern (rund 74 Prozent), aber auch zwischen ambulanter
und stationärer Versorgung (rund 62 Prozent).

Fusionsdruck steigt

Die Umsetzung der Gesundheitsreform lässt den Fusionsdruck in der
gesetzlichen Krankenversicherung weiter steigen. "Um auf Dauer
bestehen zu können, brauchen die Kassen nach eigener Einschätzung
etwa eine Million Mitglieder. Unterhalb dieser Schwelle ist die
Nachfragemacht gegenüber den Anbietern von Gesundheitsleistungen
nicht groß genug", kommentiert Müller.

Vier von zehn Kassen planen derzeit einen Zusammenschluss oder die
Integration eines weiteren Partners, 60 Prozent haben sich in der
Vergangenheit bereits an einer Fusion beteiligt. Bis 2010 wird die
Zahl der Krankenkassen nach Einschätzung der Befragten von derzeit
256 auf 120 schrumpfen, 1992 gab es noch 1.223 gesetzliche Kassen.

Auf eine stärkere Zusammenarbeit mit anderen gesetzlichen
Krankenkassen setzen gut 83 Prozent der Befragten. Dabei streben vier
von fünf Kassen gemeinsame Versorgungsverträge an, über 70 Prozent
können sich kassenübergreifende IT-Projekte vorstellen. Fast 60
Prozent werden die Kooperationen mit einem privaten Versicherer
weiter ausbauen.

Hausarztmodell kommt nicht an

Die Gesundheitsreform hat den Kassen auch neue
Gestaltungsspielräume eröffnet. Sie können ihren Versicherten unter
anderem so genannte Wahltarife mit Selbstbehalt anbieten und mit
einzelnen Ärzten und Krankenhäusern direkt Verträge schließen.
Allerdings beurteilen die befragten Krankenkassen die neuen
Freiheiten sehr unterschiedlich.

Schlecht schneidet die hausarztzentrierte Versorgung ab. Vier von
fünf Befragten sehen eine Verschlechterung der Behandlungsqualität,
wenn sich Patienten grundsätzlich zunächst an ihren Hausarzt wenden,
bevor sie einen Facharzt aufsuchen. Kosteneinsparungen bringt das
Modell nur nach Ansicht jeder fünften Kasse, fast die Hälfte geht
dagegen von Mehrkosten aus.

Bewährt haben sich demgegenüber die Wahltarife. Schon jetzt bieten
gut 60 Prozent der Kassen Tarife an, die seltene Arztbesuche oder ein
besonders gesundheitsbewusstes Verhalten mit Beitragsermäßigungen
honorieren. Künftig wollen zwei Drittel der Befragten ihr Angebot in
diesem Bereich erweitern.

Direktverträge bleiben die Ausnahme

Direkte Verträge mit einzelnen Ärzten und Kliniken lehnt die große
Mehrheit der befragten Kassen ab. Knapp jede fünfte Krankenkasse will
künftig mehr Einzelverträge abschließen, fast zwei Drittel (63,6
Prozent) der Befragten halten an Kollektivverträgen fest. Müller zu
den Ursachen: "Viele Kassen fürchten steigende Transaktionskosten,
wenn sie Leistungsverträge mit einer Vielzahl von Anbietern aus dem
stationären und ambulanten Bereich abschließen müssen statt auf die
derzeit kollektiv geltenden Verträge zurückzugreifen".

Integrierte Versorgungsmodelle, bei denen Kassen mit ausgewählten
Leistungsträgern zur Behandlung bestimmter Erkrankungen und Patienten
eng zusammen arbeiten, haben sich demgegenüber bewährt. Bis Ende 2006
schlossen 46 der an der Studie teilnehmenden Kassen einen
Versorgungsvertrag ab. Mehr als die Hälfte der Befragten plant
zukünftig ein stärkeres Engagement im Bereich der integrierten
Versorgung, keine Kasse will ihr Engagement zurück fahren.

Originaltext: PwC PriceWaterhouseCoopers
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/8664
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_8664.rss2

Pressekontakt:
Karim Schäfer
PricewaterhouseCoopers AG WPG
Corporate Communications / Presse
Tel.: (069) 95 85 - 54 35
E-mail: karim.schaefer@de.pwc.com

Redaktionshinweis:
Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist in
Deutschland mit 8.390 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von rund
1,35 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für
nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet
Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und
prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie
in den Bereichen Transaktions-, Prozess- und Krisenberatung
(Advisory).


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