(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Es muss was faul sein, Kommentar von Jürgen Schaaf zu den Äußerungen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet zur Mindestlohndebatte in Deutschland

Geschrieben am 05-12-2007

Frankfurt (ots) - Gerne ermahnt Jean-Claude Trichet sich und sein
Kollegium zur "verbalen Disziplin". Im Bewusstsein, dass die Worte
von Notenbankern viel Unruhe und mitunter Schaden anrichten können,
sofern sie nicht sorgsam durchdacht geäußert werden, plädiert der
Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) im Zweifel für
Zurückhaltung. Dass er sich jetzt in Berlin zu dem in Deutschland
Raum greifenden Mindestlohn dezidiert geäußert hat, ist daher so
ungewöhnlich wie bemerkenswert. Wenn Trichet öffentlich zu
wirtschaftspolitischen Fehlentwicklungen in einem Mitgliedsland der
Währungsunion derart klar Position bezieht, dann muss was faul sein
in dem betreffenden Staate!

In seiner Rede bei einer europapolitischen Tagung des "Konvents
für Deutschland" in Berlin hat Trichet vor den
arbeitsmarktpolitischen Folgen von Mindestlöhnen ebenso gewarnt wie
vor einem Zurückdrehen der Reformen in Deutschland. Und in der Tat
basiert der jüngste Aufschwung der deutschen Volkswirtschaft, von dem
die ganze Eurozone profitiert, zu einem wesentlichen Teil auf den
marktwirtschaftlichen Reformen am Arbeitsmarkt. Die deutlich
gesunkene Arbeitslosigkeit in Deutschland nährt zudem die Hoffnung,
dass sich der exportgetriebene Aufschwung mit einer höheren
Beschäftigung und damit mehr Konsumenten über die
Binnenmarktnachfrage selbst tragen kann.

Die Pläne der Bundesregierung, dem (Ex-)Monopolisten Post einen
Mindestlohn für die gesamte Branche zu gönnen, um diesem seine
ungeliebten Wettbewerber vom Leib zu halten, und das Vorhaben des
Koalitionspartners SPD, den Mindestlohn noch auf andere Bereiche
auszudehnen, sind jedoch das genaue Gegenteil des freiheitlichen
Geistes der Agenda 2010. Stattdessen werden mit sozialistischen
Instrumenten der Wettbewerb behindert und Tausende Arbeitsplätze im
Bereich der Geringverdiener gefährdet. Das ist Planwirtschaft wie aus
dem Lehrbuch.

Trichets Kritik belegt zweierlei: Zum einen droht die
arbeitspolitische Rolle rückwärts das Wachstumspotenzial Deutschlands
- und damit auch der Eurozone - zu reduzieren. Diese Bedrohung ist
real. Zum Zweiten enttarnt seine Kritik die Behauptung, dass der
Mindestlohn in anderen Ländern Europas erfolgreich und etabliert sei,
als das, was sie ist: barer Unfug.

(Börsen-Zeitung, 6.12.2007)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

108762

weitere Artikel:
  • WAZ: Wertsteigerung zählt vor allem - Kommentar von Wolfgang Pott Essen (ots) - Verdienen deutsche Top-Manager so viel wie sie verdienen? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Denn es ist ja noch nicht einmal klar geregelt, wofür sie überhaupt bezahlt werden sollen. Nach Ergebnis je Aktie, nach Führungsqualitäten? Wie viel ist Moral und Ethik eigentlich wert? Letztere Frage stellt sich bei der Vereinbarung von Vergütungen gar nicht. In der Regel geht es um die Wertsteigerung des Unternehmens. Das interessiert vorrangig die Aktionäre und auch den Aufsichtsrat. Wie ein Manager das hinbekommt, mehr...

  • WAZ: Thobens Schachzug - Kommentar von Wolfgang Pott Essen (ots) - Viel wird in der Politik über Bürgerbeteiligung diskutiert. Mehr Volksentscheide müssten bei wichtigen Fragen her, meinen manche. Dabei geht es oft viel einfacher und preiswerter. Bestes Beispiel ist die vom NRW-Wirtschaftsministerium angestoßene Beteiligung der Bürger an der Suche nach einem Slogan für NRW. Der Ansturm wird nun wahrscheinlich noch viel größer, als er ohnehin ist. Landeswirtschaftsministerin Christa Thoben nutzt die Euphorie in der Bevölkerung für einen klugen Schachzug. Denn sie hat nicht damit gerechnet, mehr...

  • Allgemeine Zeitung Mainz: Es stinkt zum Himmel (zu Managern) Mainz (ots) - Wäre Post-Chef Zumwinkel ein so erfolgreicher Manager wie Wendelin Wiedeking von Porsche, wäre das Staatsunternehmen eine so exzellente Adresse wie der Sportwagenbauer aus Zuffenhausen, Klaus Zumwinkel bekäme jetzt keine solche Prügel. Seine 4,73 Millionen Euro Gewinn aus Aktienverkäufen stinken nämlich im Gegensatz zu den 54 Millionen für Wiedeking deshalb so sehr zum Himmel, weil er bedenkenlos eine Situation ausnutzte, die er mit massiver Hilfe der Politik selbst herbeiverhandelt hat. Denn der skandalöse Mindestlohn-Abschluss mehr...

  • Rheinische Post: Widersprüche der Klimaretter Düsseldorf (ots) - von Michael Bröcker Auf der politischen Bühne herrschte prima Klima. Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) führte bei der Präsentation des Klimapakets gar das Überleben der von der Erderwärmung bedrohten Verwandten von Eisbär Knut an, um die Ziele zu erläutern. Weltweit wolle man Vorbild sein. In der Tat sind die CO²-Vorgaben ehrgeizig. Energiewirtschaft, Autofahrer und Hausbauer werden zwangsläufig dazu beitragen, dass sie erreicht werden. Besitzer von spritfressenden Autos zahlen künftig deutlich mehr Steuern. Dass mehr...

  • Internet-Nutzung im November 2007 um 5,7% billiger als im Vorjahr Wiesbaden (ots) - Die Preise für die Internet-Nutzung lagen nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes im November 2007 um 5,7% unter dem Niveau von November 2006. Gegenüber dem Vormonat fielen die Preise um 0,4%. Das Mobiltelefonieren verbilligte sich zwischen November 2006 und November 2007 um 0,9%. Im November 2007 war der Preisindex für Telefondienstleistungen im Festnetz im Vergleich zum November 2006 um 2,0% höher. Im Vergleich zum Vormonat blieben die Preise für das Mobiltelefonieren und für Telefondienstleistungen im mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht