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Neuer Oxfam-Bericht, frei ab 27. November 2007, 00.01 Uhr Pharmaindustrie verweigert armen Menschen Medikamente und setzt eigene Zukunft aufs Spiel

Geschrieben am 26-11-2007

Berlin (ots) - Durch derzeitiges Geschäftsmodell hat die
Pharmaindustrie schon eine Billion US-Dollar an Unternehmenswert
verloren

26. November 2006. Die Pharmaindustrie entwickelt kaum Medikamente
für Krankheiten, die hauptsächlich in Entwicklungsländern vorkommen,
weil sie den dortigen Markt nicht für lukrativ genug hält. Und
bereits vorhandene Arzneien sind häufig unerschwinglich für arme
Menschen. Millionen kranken Menschen könnte geholfen werden, wenn die
Pharma-Riesen dieses Geschäftsmodell ändern und den weltweit
universellen Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten ins Zentrum ihrer
Geschäftspolitiken stellen würden. Dadurch könnten die Unternehmen
zudem das Potenzial der neuen Märkte besser ausschöpfen. Laut einer
großen Unternehmensberatung hat die Pharmaindustrie aufgrund des
Vertrauensverlustes der Investoren bereits eine Billion US-Dollar an
Unternehmenswert verloren. Dies geht aus dem neuen Oxfam-Bericht
"Investing for Life" hervor, der am 27. November 2007 erscheint.

"Mehr als 85 Prozent der Menschen weltweit haben keinen oder
keinen ausreichenden Zugang zu Medikamenten. Die Industrie sollte
endlich erkennen, dass sie sich selbst große Chancen verbaut, wenn
sie diesen neuen Markt nicht beachtet", fordert Corinna Heineke,
Koordinatorin der Medikamenten-Kampagne von Oxfam Deutschland e.V.
Noch immer konsumieren heute die reichsten 15 Prozent der Welt über
90 Prozent aller Medikamente, während in Armut lebende Menschen in
Entwicklungsländern keinen Zugang zu bezahlbaren Medikamenten haben.
Es sei keine effiziente Geschäftstrategie, nur Arzneien für
zahlungskräftige Patienten zu entwickeln und strikte Patentgesetze
durchzusetzen. "Auf diesem Kurs werden sowohl die Industrie als auch
Millionen von Patienten die Verlierer sein", so Heineke.

Investoren sind laut der Oxfam-Studie besorgt über das Verhalten
der Pharmaindustrie. Die unzureichende medizinische Versorgung in den
armen Ländern wirkt sich negativ auf die Menschen und
Volkswirtschaften und damit auf die zukünftige Entwicklung der
Pharmabranche aus. "Wir brauchen dringend bezahlbare Medikamente
gegen verheerende Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose, Asthma, Krebs
oder HIV/Aids", mahnt Heineke.

Laut Oxfams Bericht investieren die Pharmaunternehmen nicht
ausreichend in Forschung und Entwicklung für Medikamente, die vor
allem Entwicklungsländer benötigen. Zwischen 1999 und 2004 kamen nur
drei innovative Arzneien auf den Markt, die Krankheiten in
Entwicklungsländern behandeln - von insgesamt 163 neu vermarkteten
Medikamenten. "Zum Beispiel ist das neueste Medikament gegen
Tuberkulose 30 Jahre alt. Dabei sterben jedes Jahr zwei Millionen
Menschen an TBC. Das darf nicht so weiter gehen.", so Heineke.

Neben dem Mangel an neuen Medikamenten sind auch die von den
Pharmaunternehmen geforderten Preise zu hoch. Zwar bieten dem
Oxfam-Bericht zufolge einige Unternehmen gestufte Preise an, dies
aber nur in sehr begrenztem Umfang und nur für viel diskutierte
Krankheiten wie HIV/Aids und Malaria. Die Preisstufen gelten zudem
meist nicht weltweit und sind für arme Menschen in
Entwicklungsländern oft noch zu teuer. "Häufig senken die Unternehmen
die Preise bestimmter Medikamente erst unter dem Druck öffentlicher
Proteste", berichtet Heineke.

So verkaufte der Pharmakonzern Abbott sein AIDS-Medikament Kaletra
in Ländern geringen bis mittleren Einkommens wie Guatemala für 2.200
US-Dollar pro Patient und Jahr. Das durchschnittliche
Pro-Kopf-Einkommen in dem zentralamerikanischen Land liegt bei nur
2.400 US-Dollar jährlich. Erst nachdem Thailand eine Zwangslizenz
erteilt hatte, um den Preis für Kaletra auf 1.000 US-Dollar zu
senken, reduzierte Abbott die Kosten weltweit auf 1.000 US-Dollar pro
Patient und Jahr. Ein weiteres Beispiel ist die Preispolitik, die der
französische Pharmariese Sanofi-Aventis bei seinem
Herz-Kreislauf-Medikament Plavix verfolgte: Es wurde zu einem 60-mal
höheren Preis verkauft als die generische Version des indischen
Herstellers Emcure. Im März 2007 reagierte das Unternehmen auf eine
thailändische Zwangslizenz, indem es den Preis um 70 Prozent
reduzierte.

In den letzten Jahren sind einige Pharmaunternehmen vor Gericht
gezogen oder haben direkten Druck auf Thailand, Brasilien oder Indien
ausgeübt, um ihre Medikamenten-Patente zu schützen. "Das Beharren der
Pharmaindustrie auf geistigen Eigentumsrechten und Patenten gefährdet
in Entwicklungsländern die öffentliche Gesundheit. Die Unternehmen
sollten günstigere Medikamente bereit stellen oder die Produktion
preiswerter Generika für arme Menschen akzeptieren", fordert Heineke.

Die Oxfam-Studie "Investing for Life" untersucht die
Geschäftspolitik der zwölf größten internationalen Pharma-Konzerne
hinsichtlich Preisgestaltung, Forschung und Entwicklung von
Medikamenten, die insbesondere armen Ländern zugute kommen, und in
Hinsicht auf geistige Eigentumsrechte.

Sie können den Oxfam-Bericht "Investing for Life" herunterladen
unter www.oxfam.de/download/pharmapaper.pdf

Originaltext: Oxfam Deutschland e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/51594
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_51594.rss2

Pressekontakt:
Mirjam Hägele, Tel: 030-45 30 69 50, Handy: 0177-880 99 77,
mhaegele@oxfam.de


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