(Registrieren)

Zivilgesellschaftliche Transparenzinitiative drängt deutschen Bankensektor zu mehr Nachhaltigkeit

Geschrieben am 17-09-2020

Berlin/Bonn/Bremen (ots) -

- Deutsche Banken und Sparkassen zum fünften Mal auf dem Prüfstand des Fair Finance Guide - Sparkasse KölnBonn (+43%) und apoBank (+37%) aus NRW zeigen sich stark verbessert - Kölner Pax-Bank landet erstmals im grünen Bereich (80+%) - Neueinsteiger DKB (44%) und ING (55%) landen im Mittelfeld - Sparkasse Düsseldorf bleibt Schlusslicht (17%) - Konventionelle Banken bestehen Praxis-Check nicht und sind häufig kontrovers investiert - Staatliches Versagen bei umfassender Definition und Regulierung von nachhaltigem Investment erfordert zivilgesellschaftliche Initiative

Zum fünften Mal überprüft der von der Berliner NGO Facing Finance koordinierte Fair Finance Guide Deutschland ( FFG ) ob bzw. wie deutsche Banken und Sparkassen Menschen- und Umweltrechte beachten. Der Fair Finance Guide, das erste transparente Vergleichsportal für Bankkund*innen in Deutschland, prüft die veröffentlichten Selbstverpflichtungen von 16 Geldinstituten anhand von über 280 Kriterien in Bezug auf ihre Übereinstimmung mit internationalen Nachhaltigkeitsstandards. Das Projekt wird von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen (https://www.sue-nrw.de/) und der schwedischen Entwicklungsagentur Sida gefördert.

Die besten Bewertungen erhalten zum wiederholten Mal die Nachhaltigkeitsbanken GLS Bank (95%), EthikBank (94%) und Triodos (88%), aber auch die Kirchenbanken KD-Bank (81% ) und die Pax-Bank (80%) aus Köln erreichen den grünen Bereich (80% +). Die Stadtsparkasse Düsseldorf (17%) verbessert sich, bleibt aber Schlusslicht im Fair Finance Guide. Am stärksten verbessert zeigen sich die Sparkasse KölnBonn (+43%) und die Düsseldorfer apoBank (+37%).

"Dass sich Banken aus Nordrhein-Westfalen zu strengeren Kriterien in Sachen sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit verpflichten und sich im Ranking verbessern, ist eine gute Nachricht. Immer mehr Menschen suchen einen Finanzdienstleister, der nachhaltig handelt und investiert", so Christiane Overkamp, Geschäftsführerin der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen.

"Es ist uns sehr wichtig, einen intensiven und konstruktiven Dialog mit den Banken zu führen, denn nur so können wir Banken dauerhaft für mehr Nachhaltigkeit gewinnen", sagt Richard Buch, Projektkoordinator des Fair Finance Guide.

Die Direktbanken ING (55%) und DKB (44%) wurden zum ersten Mal im FFG bewertet und landen beide im Mittelfeld. Die DKB kann damit den eigenen Anspruch (#geldverbesserer) noch nicht ganz erfüllen. Die Bewertung der niederländischen Banken ING und Triodos wurde vom Fair Finance Guide Niederlande übernommen. Weitere Banken wie z.B. "Tomorrow" und N26 konnten nur gesondert analysiert werden (s. unten: Wo-ist-meine-Bank).

Besonders verbessert haben sich die Selbstverpflichtungen der Banken im Bereich "Klimaschutz" (+12%), mit Auswirkungen auf die Sektoren Öl, Gas und Energieerzeugung. Größter Nachholbedarf besteht bei der Geschlechtergerechtigkeit (Gender Equality). Hier erreichen die Banken im Schnitt nur 39% auf Grund ihrer Regelungen für den internen Bankbetrieb, für den Bereich Finanzierungen und Investitionen haben die meisten Banken keine oder nur ungenügende Gender-Richtlinien installiert.

Erstmals wurde zudem überprüft, ob Banken Kriterien in Bezug auf neuartige, autonome Waffensysteme installieren. Diese Waffen können ohne Beteiligung eines Menschen eigenständige Tötungsentscheidungen treffen, was im Widerspruch zu geltendem Völkerrecht steht. Nur die GLS Bank und die EthikBank haben bisher explizite Ausschlusskriterien veröffentlicht, die KD-Bank zeigt sich sensibilisiert.

"Weil es weder auf EU- noch auf nationaler Ebene gelungen ist, nachhaltiges Investment umfassend genug zu definieren, geschweige denn zu regulieren, kommt den Selbstverpflichtungen deutscher Banken in Bezug auf ökologische und soziale Standards eine immer größere Bedeutung zu", betont Thomas Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand der NGO Facing Finance, die den Fair Finance Guide koordiniert, und verweist auf die Unverzichtbarkeit von zivilgesellschaftlichen Initiativen, die Banken zu solchen Selbstverpflichtungen drängen.

"Leider stellt die EU-Taxonomie keine allumfassende Definition nachhaltiger Geldanlagen dar, weil sie lediglich auf sechs ökologische Ziele und speziell den klimarelevanten Bereich der Nachhaltigkeit fokussiert ist und weiterhin die Faktoren soziale Nachhaltigkeit und Unternehmensführung unberücksichtigt bleiben", bedauert auch Ulrike Lohr vom SÜDWIND Institut.

Dass die Bewertungen auch ein Ansporn für die beteiligten Kreditinstitute sind, ihr Nachhaltigkeitsprofil und damit ihre Selbstverpflichtugen zu stärken, zeigt das Beispiel der Sparkasse KölnBonn. Das Institut entfernte nach Kritik des FFG kontroverse Unternehmensbeteiligungen (u.a. alle Rüstungsproduzenten) aus dem "Deka Dividenden RheinEdition-Fonds". Viele Verbraucher*innen haben sich wiederholt in Umfragen für solche Ausschlüsse ausgesprochen.

"Da ethisch-ökologisches Handeln von Banken für immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher wichtig ist, wünschen wir uns auch für das nächste Jahr von allen Kreditinstituten auf den mittleren und hinteren Plätzen eine stärkere Verbesserung", kommentiert Dr. Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen.

Im Praxis-Check schließlich zeigen sich konventionelle Banken, wie die Deutsche Bank, die Commerzbank oder die DZ Bank, nach wie vor teils hoch belastet. So konnten in Stichproben für die Deutsche Bank (53), die Commerzbank (25) und die genossenschaftliche DZ (19) Finanzbeziehungen u.a. zu kontroversen Bergbau- und Rüstungsunternehmen festgestellt werden. Ohne Befund (0) blieben hier die DKB, die EthikBank, die GLS Bank, die KD-Bank, die Sparkasse KölnBonn, Triodos und die Pax-Bank.

Seit 2020 bewertet der Fair Finance Guide auch veröffentlichte Richtlinien von 5 Lebensversicherern (https://www.fairfinanceguide.de/ffg-d_pensions) . Untersucht wurden die Bereiche Klima, Korruption, Geschlechter-gleichheit, Menschenrechte, Arbeitsrechte, Natur & Umwelt, Steuern, Rüstung und Transparenz.

Hier finden Sie die Bewertung (https://www.fairfinanceguide.de/ffg-d/banken/) und die der Banken auf die Bewertung durch den Fair Finance Guide ( http://www.fairfinanceguide.de ).

Informationen zu Banken und Sparkassen, die noch nicht bewertet werden konnten: https://www.fairfinanceguide.de/ffg-d/wo-ist-meine-bank/

Die vollständige Pressemitteilung als pdf-Datei (https://www.facing-finance.org/files/2020/09/PE_FFG_2020_final-2.pdf) .

Die Überprüfung von Banken des Fair Finance Guide Deutschland mit Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen wurde unterstützt durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen.

Pressekontakt:

Thomas Küchenmeister
Geschäftsführender Vorstand
Facing Finance e.V.
Projektleiter Fair Finance Guide
Tel. +49 (0)175-4964082
mailto:kuechenmeister@facing-finance.org

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/82534/4709411
OTS: FACING FINANCE

Original-Content von: FACING FINANCE, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

748446

weitere Artikel:
  • Sparda-Banken verteidigen Spitzenplatz bei Kundenzufriedenheit Frankfurt am Main (ots) - Die Gruppe der Sparda-Banken ist auch 2020 die Filialbankengruppe mit den zufriedensten Kunden. Zu diesem Ergebnis kommt - bereits seit 28 Jahren in Folge - die Servicebarometer AG in ihrer Befragung "Kundenmonitor Deutschland". "Es war ein richtiges Kopf-an-Kopf-Rennen, aber auch dieses Jahr überzeugen die Sparda-Banken mit einem Spitzenergebnis", so Florian Rentsch, Vorstandsvorsitzender des Verbandes. "Besonders stolz sind wir darauf, dass persönliche Zuwendung, ein ganzheitlicher Beratungsansatz und attraktive Konditionen mehr...

  • PwC Studie: Covid-19 dreht den Kreditzyklus für Unternehmenskredite (FOTO) Frankfurt am Main (ots) - Durch den Covid-19-Sondereffekt, haben deutsche Banken bereits Ende März erstmals Unternehmenskredite in Höhe von mehr als 1,1 Billionen Euro ausgereicht, was aktuell 38% aller Kundenkredite entspricht. Zudem sind die jährlichen Zinserträge in den letzten Jahren kontinuierlich bis auf 15,5 Milliarden Euro angestiegen. Ihr Anteil an den gesamten Nettozinserträgen deutscher Banken beträgt derzeitig 17,8 Prozent. Keine andere Kreditkategorie generiert mehr Zinserträge. Das zeigen die Ergebnisse der Studie "Wer finanziert mehr...

  • Finanzierungsmonitor 2020 - Corona Update: Zwei von drei mittelständischen Unternehmen haben sich im Zuge der Corona-Krise bereits mit Alternativen zum klassischen Bankkredit beschäftigt Frankfurt (ots) - 64 Prozent der mittelständischen Unternehmen in Deutschland haben sich konkret vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten zum Kredit bei der Hausbank umgeschaut. Gut jedes Zehnte hat diese auch bereits in seinen Finanzierungsmix einfließen lassen. Für den "Finanzierungsmonitor 2020 - Corona Update" hat der digitale Mittelstandsfinanzierer creditshelf zusammen mit der TU Darmstadt mehr als 200 Finanzentscheider aus mittelständischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen befragt. mehr...

  • Abfindungszahlung in 2020 erhalten? / Steuerliche Optimierungsmaßnahmen unbedingt noch im IV. Quartal 2020 prüfen und umsetzen München (ots) - Die Abfindungsfälle haben in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht. Börsennotierte Unternehmen wie Linde, BMW, Daimler und MAN bauen aktuell tausende von Stellen ab. Dieser Personalabbau geht häufig mit Abfindungszahlungen einher. Nach Abzug von Lohnsteuer und Solidaritätszuschlag (ggf. auch Kirchensteuer) bleibt von der Abfindung oftmals nur noch die Hälfte übrig. Da Abfindungen außerordentliche Einkünfte darstellen, können diese aber nach der sog. Fünftelregelung ermäßigt besteuert werden. Bei sechsstelligen Abfindungszahlungen mehr...

  • EANS-Hauptversammlung: Raiffeisen Bank International AG / Einberufung zur Hauptversammlung gemäß § 107 Abs. 3 AktG - ANHANG ------------------ 18.09.2020 E I N B E R U F U N G an die Aktionäre für die am Dienstag, den 20. Oktober 2020, um 10.00 Uhr (MESZ) im Raiffeisensaal der Raiffeisen Bank International AG, Am Stadtpark 9, 1030 Wien, Österreich, als virtuelle Versammlung stattfindende ORDENTLICHE HAUPTVERSAMMLUNG der Raiffeisen Bank International mehr...

Mehr zu dem Thema Finanzen

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Century Casinos wurde in Russell 2000 Index aufgenommen

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht