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Schwachbrüstiges Geschöpf / Das Gezerre um einen Neustart der 3. Liga offenbart tieferliegende Probleme dieser Spielklasse. Von Heinz Gläser

Geschrieben am 25-05-2020

Regensburg (ots) - Von Normalität kann keine Rede sein, aber es tritt Gewöhnung ein. Erste Spielberichte kommen bereits wieder ohne eine Erwähnung der verwaisten Ränge und der gespenstischen Atmosphäre aus. Nach all den hitzigen Diskussionen im Vorfeld hat sich der Neustart des Profifußballs überraschend unspektakulär gestaltet. Die Unwägbarkeiten bleiben, aber zumindest nährt das Geisterspielspektakel den weltweiten Ruf der Deutschen, ein Muster an Effizienz und Organisationstalent zu sein. Für die neue "Normalität" spricht derweil auch, dass der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wieder Zeit für salbungsvolle Reden findet. Rechte Parolen und Diskriminierung seien mit den Werten des Fußballs nicht vereinbar, dekretiert Fritz Keller. Diese Aussage ist ebenso honorig wie wichtig. Übertriebene Rücksichtnahme scheint allerdings nicht zum Wertekanon des DFB zu zählen. Die Art und Weise, wie der Verband den Neustart der 3. Liga durchboxen und erzwingen will, ist abenteuerlich und hatte bisweilen erpresserische Züge. Es hagelt keine Tore, sondern Proteste. Fritz Kellers Appell an die Geschlossenheit, mit dem er den außerordentlichen DFB-Bundestag am Montag einläutete, wird trotz der breiten Unterstützung in den Reihen der Delegierten voraussichtlich verhallen. Der Hallesche FC ließ dem DFB vorab anwaltliche Post zukommen, der 1. FC Magdeburg und Carl Zeiss Jena laufen wegen einer möglichen Wettbewerbsverzerrung Sturm gegen die Saisonfortsetzung am kommenden Wochenende, wie sie nun mit großer Mehrheit beschlossen wurde. Zwei Landesverbände, Sachsen und Sachsen-Anhalt, hatten für einen Abbruch der Spielzeit plädiert. Die Fronten sind verhärtet. Und die Justiz darf sich für drohende Klagen vor ordentlichen Gerichten schon mal warmlaufen. Durch die 3. Liga zieht sich gleichsam ein Corona-Graben, der ziemlich genau entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze verläuft. Denn im Westen der Republik sitzen die Drängler, so etwa in Meppen oder auch in Würzburg, wo der Hauptsponsor der örtlichen Kickers einen ehemaligen Meistercoach als "Head of Global Soccer" angeheuert hat. Felix Magath hätte den Spielbetrieb lieber gestern als heute wieder aufgenommen - aus "sportlichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Gründen", wie er sagt. Abseits dieses sportlichen Ost-West-Kulturkampfes haben die Folgen der Pandemie wie auf so vielen anderen Feldern eine strukturelle Schwachstelle schonungslos offengelegt. Das bestehende Ligensystem im deutschen Fußball weist eine Unwucht auf. Die im Jahr 2008 mit besten Absichten aus der Taufe gehobene 3. Liga ist ein schwachbrüstiges Geschöpf geblieben. Vom reich gedeckten Tisch der Klubs der 1. und 2. Liga fallen nur finanzielle Krümel ab. Die Spielklasse ist in der Hoheit des DFB verblieben, obwohl sie doch ihrem professionellen Anspruch gemäß unter dem Dach der Deutschen Fußball Liga besser aufgehoben wäre. Oberstes Ziel fast aller Drittligisten ist es, dem Armenhaus rasch nach oben zu entfliehen. Da dies jedoch alljährlich nur zwei bis drei Vereinen vergönnt ist, prägt permanente Existenznot das triste Drittliga-Dasein. Neureichen Hasardeuren dient die Spielklasse als Spielwiese. Nimmt man die stets heftig umstrittene Aufstiegsregelung aus den fünf Regionalligen hinzu, ist eine Reform des Konstrukts 3. Liga perspektivisch unumgänglich. Dafür fehlen dem DFB in der prekären Lage jedoch die Kraft, die Zeit und die Ideen. DFB-Vize Rainer Koch hat am Montag von einem "unwürdigen Schauspiel" gesprochen. Er meinte damit das Gezerre um den Neustart. Gut möglich allerdings, dass sich auch die nunmehr von oben verordnete Saisonfortsetzung als ein solches erweist.

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