(Registrieren)

Rettungsschirm jetzt nutzen / Kommentar zum Einsatz des ESM in der Coronakrise von Andreas Heitker

Geschrieben am 25-03-2020

Frankfurt (ots) - ESM-Chef Klaus Regling hat in der Debatte um Eurobonds in dieser Woche einen interessanten Einwurf gemacht: Sowohl sein Haus als auch die Europäische Investitionsbank (EIB) begäben im Zuge der Coronakrise zurzeit ja schon mehr Anleihen als eigentlich geplant - Anleihen, die von den jeweiligen Mitgliedstaaten garantiert würden, sprich: in dem einen Fall die Euro-Staaten und im anderen Fall die EU-Staaten. Es gibt also in Europa durchaus schon gemeinsam emittierte Bonds. Die Frage, die Regling mit seinem Hinweis zu Recht aufwirft: Wie nützlich ist diese "Corona-Bond"-Debatte in der jetzigen Krise überhaupt? Sollte es nicht vielmehr darum gehen, vorhandene Instrumente in der Eurozone jetzt zielgerichtet zu nutzen?

Wenn die Staats- und Regierungschefs der EU heute erneut in einer Videoschalte europäische Antworten auf die Coronakrise sondieren, dürfte die gemeinsame Schuldenaufnahme erneut Thema werden, schließlich spricht sich mittlerweile schon knapp die Hälfte der Euro-Länder für die Einführung von Euroland-Bonds aus. Eine realistische Chance, dass diese aktuell mit ihrer Forderung durchdringen, gibt es aber nicht. Denn richtigerweise konzentrieren sich die Regierungschefs jetzt erst einmal darauf, den Euro-Ländern, allen voran Italien und Spanien, den Weg zu einer Kreditlinie des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) zu bereiten.

Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um das "große" Anpassungsprogramm des Eurorettungsschirms, das etwa Griechenland im Zuge der letzten Finanzkrise durchlaufen hat, sondern um eine Kreditlinie, die wie eine Versicherung wirken soll. Diese könnte innerhalb von Tagen bereitstehen, mit nur geringen Auflagen ausgestattet werden und das Volumen der derzeit beschlossenen fiskalischen Hilfen in der Eurozone glatt verdoppeln.

Und was vielleicht noch wichtiger ist: Sollte die sogenannte ECCL-Linie des Stabilitätsmechanismus gezogen werden, würde dies auch der Europäischen Zentralbank (EZB) die Tür öffnen, ihr bislang noch nicht genutztes Anleihekaufprogramm OMT an den Start zu bringen und damit den betroffenen Euro-Ländern noch mit einer ganz anderen Feuerkraft zur Seite zu stehen.

Die Staats- und Regierungschefs sollten ihren Finanzministern heute den klaren Auftrag erteilen, den ESM und seine bislang ungenutzten Kapazitäten in der jetzigen, nie da gewesenen Wirtschaftskrise schnell zu aktivieren. Von der Eurogruppe kommen solch klare Entscheidungen zurzeit ja leider nicht.

(Börsen-Zeitung, 26.03.2020)

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/30377/4556860
OTS: Börsen-Zeitung

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

726496

weitere Artikel:
  • Thyssenkrupp-Vorstand Burkhard offen für Neuanlauf mit Tata Düsseldorf (ots) - Der Essener Technologiekonzern Thyssenkrupp hat das Thema Stahlfusion noch nicht abgehakt. Personalvorstand Oliver Burkhard sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Donnerstag): "Für Partnerschaften sind wir nach wie vor offen. Aber nach der bedauerlichen Absage des Joint Ventures mit Tata durch die EU-Kommission müssen wir zügig alleine handlungsfähig sein. Wie das geht, das stellen wir jetzt mit der Umsetzung unserer Stahlstrategie 20-30 unter Beweis." Mit Blick auf eine mögliche Wiederaufnahme der Gespräche mit Tata sagte mehr...

  • Thyssenkrupp will Tausende in Kurzarbeit schicken Düsseldorf (ots) - Die Corona-Pandemie trifft auch den Essener Industriekonzern Thyssenkrupp hart. Personalvorstand Oliver Burkhard sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Donnerstag), unterm Strich rechne der Konzern damit, "dass wir perspektivisch mehrere Tausend Mitarbeiter in die Kurzarbeit schicken müssen. Wir versuchen, die Auswirkungen auf unsere Leute so gut es geht abzufedern." Im Stahlbereich werde das Kurzarbeitergeld auf 80 Prozent aufgestockt, eine tarifliche Sonderzahlung in freie Tage umgewandelt, und Arbeitszeitkonten würden mehr...

  • Bundesagentur für Arbeit verspricht schnelle Auszahlung von Kurzarbeitergeld Osnabrück (ots) - Bundesagentur für Arbeit verspricht schnelle Auszahlung von Kurzarbeitergeld Vorstand Schönefeld: Für jedes Szenario eine Antwort Osnabrück. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) verspricht Unternehmen schnelle Hilfe in der Corona-Krise. BA-Vorstand Christiane Schönefeld sagte im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Wir setzen alles daran, dass Unternehmen, die in diesem Monat Kurzarbeitergeld beantragt haben, schon am Monatsende Geld von uns bekommen. Dabei hilft uns natürlich, dass wir mit vereinfachten Prüfungen mehr...

  • Wirtschaft/Handel Amazon schafft kurzfristig hunderte neue Jobs und zahlt Mitarbeitern Zuschläge Halle (ots) - Der Online-Versandhändler Amazon will zur Bewältigung der Corona-Krise kurzfristig hunderte neue Mitarbeiter in Deutschland einstellen "Wie schaffen aktuell 350 zusätzliche neue Voll- und Teilzeitstellen in unseren Logistikzentren und in unserem weiteren Logistiknetzwerk, um der steigenden Nachfrage der Menschen gerecht zu werden", sagte ein Amazon-Sprecher der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Donnerstag-Ausgabe). Zur konkreten Umsatzentwicklung äußert sich Amazon nicht. Zudem werde bis Ende April der Stundenlohn um mehr...

  • Nippon Express (Malaysia) hat Bau des Shah Alam Logistics Center abgeschlossen Tokio (ots/PRNewswire) - - Anlage ist so konzipiert, dass sie den unterschiedlichen Logistikbedarf für Halal- sowie pharmazeutische und andere Produkte abdeckt - Nippon Express (Malaysia) Sdn. Bhd., ein lokales Tochterunternehmen von Nippon Express Co., Ltd., hat den Bau des Shah Alam Logistics Center im Shah Alam Industrial Park im malaysischen Bundesstaat Selangor abgeschlossen. Es handelt sich dabei um das umfangreichste multifunktionale Logistiklager der Nippon Express Group in Einzelbauweise außerhalb Japans. Das Center hat am Montag, 9. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht