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Lage der Zivilgesellschaft verschlechtert sich weiter - Frauen besonders betroffen / Brot für die Welt und CIVICUS veröffentlichen den dritten "Atlas der Zivilgesellschaft"

Geschrieben am 04-03-2020

Berlin (ots) - Weltweit leben nur noch 260 Millionen Menschen in
uneingeschränkter zivilgesellschaftlicher Freiheit. Das entspricht drei Prozent
der Weltbevölkerung - und damit einem Prozent weniger als im Jahr zuvor. Zu
diesem Ergebnis kommt der heute von Brot für die Welt und dem Netzwerk CIVICUS
veröffentlichte "Atlas der Zivilgesellschaft 2020". Mehr als zwei Drittel der
Menschen leben demnach in Staaten mit unterdrückter oder geschlossener
Zivilgesellschaft. Besonders dramatisch ist die Situation für Frauen und
Frauenrechtsorganisationen. "Frauen werden überproportional häufig Opfer von
digitaler, psychischer und schließlich auch physischer Gewalt bis hin zur
politisch motivierten Ermordung. Die Diskriminierung geht weiter, wenn Morde
dann als Beziehungstat und nicht als politisch motivierte Angriffe gegen Frauen
erfasst und verfolgt werden", sagt Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von
Brot für die Welt.

"Dabei sind es weltweit häufig Frauen, die Entwicklungs- und Versöhnungsprozesse
tragen und positive Veränderungen anstoßen", so Cornelia Füllkrug-Weitzel
weiter. Auch in diesem Jahr geht der Atlas der Zivilgesellschaft im ersten Teil
allgemein auf den aktuellen Stand weltweiter zivilgesellschaftlicher Freiheiten
ein. Im zweiten und dritten Teil werden dann der Stand der Frauenrechte, vor
allem: die Bemühungen, diese zurück zu drehen, untersucht. Damit hat der Atlas
2020 erstmals einen thematischen Fokus. Zur Analyse der Situation in einzelnen
Ländern werden Partnerinnen von Brot für die Welt aus Brasilien, Sudan,
Indonesien, Zentralamerika, Armenien und Uganda porträtiert. Sie schildern
eindrücklich, wie sich Diskriminierung und Repression auf ihre Arbeit auswirken.
Die brasilianische Menschenrechtlerin Maria Betânia Àvila sagt mit Blick auf die
Veränderungen nach dem Amtsantritt von Präsident Jair Bolsonaro: "Die Regierung
erteilt einen Freibrief zu mehr Gewalt und Druck gegen kritische Stimmen in der
Gesellschaft." Davon betroffen seien besonders Aktivistinnen und Aktivisten, die
sich für Menschen- und Frauenrechte einsetzen.

Brasilien ist in Lateinamerika kein Einzelfall. In vielen Ländern der Region
setzen sich besonders Frauen für Umweltschutz und Landrechte ein. Das macht sie
häufig zur Zielscheibe von korrupten Politikern, kriminellen Banden, Investoren
oder Großgrundbesitzern, die große Infrastrukturprojekte durch das
zivilgesellschaftliche Engagement gefährdet sehen. "Die weltweite Einschränkung
zivilgesellschaftlicher Freiheit geht uns alle an", sagt Präsidentin
Füllkrug-Weitzel, "auch die Bundesregierung trägt Verantwortung. Sie sollte in
Bereichen wie der Außenwirtschaftshilfe jede Beihilfe zu
Menschenrechtsverletzungen vermeiden, um sich glaubwürdig weltweit für
Menschenrechte einsetzen zu können."

Hintergrund:

Die Daten für den Atlas basieren auf Erhebungen von CIVICUS, einem weltweiten
Netzwerk für bürgerschaftliches Engagement, und der Auswertung verschiedener
Quellen und Indizes, beispielweise zur Rede- oder Versammlungsfreiheit.

CIVICUS unterteilt die Freiheitsgrade einer Gesellschaft in fünf Kategorien:
offen, beeinträchtigt, beschränkt, unterdrückt und geschlossen. Die Daten
belegen, dass derzeit nur in 43 Staaten der Handlungsraum der Zivilgesellschaft
"offen" ist. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sind Australien und Malta aus
dieser Kategorie abgerutscht. Somit gilt in 42 Staaten (2019: 40) der
Handlungsraum als "beeinträchtigt", darunter EU-Mitgliedsstaaten wie Österreich,
Italien und Polen. 49 Staaten (2019: 53) "beschränken" den Handlungsraum der
Zivilgesellschaft, so auch weiterhin Ungarn und der EU-Beitrittskandidat
Serbien. "Unterdrückt" wird die Zivilgesellschaft in 38 Ländern (2019: 35), in
diesem Jahr zählt dazu Indien mit seinen etwa 1,3 Milliarden Einwohnern. In 24
Staaten (2019: 23) ist der Raum für zivilgesellschaftliche Akteure
"geschlossen", darunter China, Ägypten und der Sudan.

Der Atlas der Zivilgesellschaft erscheint im Oekom-Verlag München: Brot für die
Welt, Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V. (Hrsg.): "Atlas der
Zivilgesellschaft. Report zur weltweiten Lage", 84 Seiten ISBN
978-3-96238-171-4.

Hinweise für Redaktionen:

Den gesamten Atlas, sowie Infografiken und eine interaktive Weltkarte finden Sie
unter: https://www.brot-fuer-die-welt.de/atlas-der-zivilgesellschaft/

Wir vermitteln gern Interviews mit Expert*innen von Brot für die Welt oder
Vertreterinnen von Partnerorganisationen. Wenden Sie sich dazu bitte an:
presse@brot-fuer-die-welt.de

Heute (4.3.) um 18:30 Uhr wird der Atlas der Zivilgesellschaft im Rahmen einer
Abendveranstaltung vorgestellt. Auch hier besteht die Möglichkeit, Interviews
mit Vertreterinnen von Brot für die Welt und Partnerorganisationen zu führen.
Wir bitten um Anmeldung unter: presse@brot-fuer-die-welt.de

Pressekontakt:

Thomas Beckmann, presse@brot-fuer-die-welt.de
Tel.: 030 65211 4430 oder 0174-1810175

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/6938/4537424
OTS: Brot für die Welt

Original-Content von: Brot für die Welt, übermittelt durch news aktuell


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