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Krebs bei unterschiedlichen Altersgruppen: angepasste Versorgungskonzepte notwendig

Geschrieben am 21-02-2020

Berlin (ots) - Expert*innen aus der Onkologie und Psychologie sprechen sich auf
dem Deutschen Krebskongress in Berlin für eine stärker nach dem jeweiligen Alter
ausgerichtete Therapie und Versorgung von Krebspatient*innen aus: Während junge
Erwachsene mit Krebs einen besonderen Bedarf an Survivorship-Programmen haben,
benötigen ältere Betroffene unter anderem eine intensivere sektorübergreifende
Zusammenarbeit und besondere Maßnahmen zur gemeinsamen Entscheidungsfindung. Um
diese Ziele zu erreichen, seien strukturelle Änderungen notwendig.

Etwa 3,5 Prozent aller Krebsneuerkrankungen entfallen auf Jugendliche und junge
Erwachsene im Alter von 15 bis 39 Jahren (AYA - adolescents and young adults).
"Krebs bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist damit insgesamt gesehen
selten und unterscheidet sich vom Kinderkrebs oder Krebserkrankungen bei älteren
Menschen", sagt Professor Dr. Alexander Katalinic von der Universität Lübeck.
Erfreulicherweise habe sich die Prognose bei dieser Gruppe von Betroffenen sehr
verbessert. Bei den in dem AYA-Alter häufig auftretenden Krebserkrankungen wie
Hodenkrebs oder beim Hodgkin-Lymphom gibt es Überlebensraten von 90 bis 100
Prozent. Damit steigt die Anzahl der Langzeitüberlebenden an.

Langzeitüberlebende leiden häufig trotz erfolgreicher Krebsbehandlung unter
Beeinträchtigungen, die sich auf die gesamte private Lebenssituation und auch
auf den beruflichen Werdegang auswirken können. Dazu zählt zum Beispiel das
chronische Erschöpfungssyndrom Fatigue. "Aber auch Angst und Anpassungsstörungen
sowie Depressionen treten in der AYA-Altersgruppe häufig auf", sagt Professor
Dr. Anja Mehnert-Theuerkauf vom Universitätsklinikum Leipzig. Dazu kommt ein
Beratungsbedarf, zum Beispiel beim Einstieg in den Beruf oder in die Ausbildung.
"Die psychoonkologischen und anderen Versorgungsangebote - etwa im Rahmen von
Survivorship-Programmen - sollten niederschwellig und spezifisch auf diese
Altersgruppe zugeschnitten sein", so Mehnert-Theuerkauf.

Während die AYA-Gruppe einen besonderen Bedarf an Survivorship-Programmen hat,
stehen Ärzt*innen bei der Versorgung von geriatrischen Patient*innen vor ganz
anderen Herausforderungen: Für fast alle Krebsarten steigt das Erkrankungsrisiko
mit dem Alter. Gleichzeitig steigt mit zunehmendem Alter auch das Risiko der
Multimorbidität - also das Vorhandensein von zwei oder mehr chronischen
Erkrankungen. "Bei älteren multimorbiden Krebspatienten kann es durch die
Medikation zu unerwünschten Neben- oder Wechselwirkungen kommen", so Professor
Dr. Ursula Müller-Werdan von der Charité - Universitätsmedizin Berlin. "Deshalb
ist es sehr wichtig, gemeinsam mit dem Betroffenen die medizinischen Probleme zu
hierarchisieren und festzulegen, welche Therapieziele verfolgt werden sollen."

Aufgrund von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen ist eine gemeinsame
Entscheidungsfindung mit geriatrischen Patient*innen aber oftmals nur schwer
umsetzbar. "Wir benötigen hierfür auf diese Patientengruppe zugeschnittene
Informationsmaterialien, mehr Zeit für wiederholte Gespräche sowie die
intensivere Einbeziehung von Angehörigen. Auch eine stärkere
sektorenübergreifende Zusammenarbeit mit Hausarztpraxen und niedergelassenen
Onkolog*innen ist erstrebenswert", sagt Dr. Heike Schmidt von der
Universitäts-Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie des
Universitätsklinikums Halle. Selbst bei einer erfolgreichen Therapie können
körperliche Funktionen von geriatrischen Patient*innen während oder nach der
Behandlung stark beeinträchtigt werden. Das kann wiederum dazu führen, dass die
Lebensqualität nachlässt und die Betroffenen sich nicht mehr selbstständig
versorgen oder allein zu Hause leben können. "Daher sind - vor allem in
ländlichen Räumen mit schlechter Infrastruktur - innovative Konzepte und
gezielte Interventionen zum Erhalt der körperlichen Funktionen dieser besonders
vulnerablen Gruppe gefragt", so Schmidt. Im März wird ein Projekt zur Förderung
der körperlichen Funktion älterer Patient*innen unter ambulanter
Strahlentherapie, die sidekick-Studie, beginnen. In diesem Projekt bekommen
Patient*innen individuelle Anleitungen zu alltagsrelevanten Bewegungsübungen zur
Verfügung gestellt, entweder papierbasiert oder videobasiert via Tablet-PC,
sodass sie Übungen selbstständig zu Hause durchführen können.

Jedes Jahr erkranken etwa 500.000 Menschen in Deutschland neu an Krebs, davon
17.000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 39 Jahren. Die
altersstandardisierten Sterberaten an Krebs sind in Deutschland zwischen 2007
und 2017 bei Männern um 12 Prozent, bei Frauen um 5 Prozent zurückgegangen
(Datenquelle: Zentrum für Krebsregisterdaten, Diagnosejahr 2016).

Der Deutsche Krebskongress 2020

Der 34. Deutsche Krebskongress findet vom 19. bis 22. Februar 2020 in Berlin
statt. Unter dem Motto "informativ. innovativ. integrativ. Optimale Versorgung
für alle" informieren sich rund 10.000 Experten über die jüngsten
wissenschaftlichen, medizinischen und gesundheitspolitischen Entwicklungen und
diskutieren ihre Aufgaben von heute und morgen. Der größte und wichtigste
deutschsprachige Kongress zur Krebsdiagnostik und -therapie wird von der
Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe gemeinsam ausgerichtet.
www.dkk2020.de

Die Pressematerialen finden Sie hier: www.dkk2020.de/pk-und-pressemappen.html

Die Ausrichter des Deutschen Krebskongresses 2020 - starke Partner im Kampf
gegen Krebs

Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) - eine Nachfolgeorganisation des 1900
gegründeten "Comité für Krebssammelforschung" - ist die größte
wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum. In der
DKG vertreten sind über 8.000 Einzelmitglieder in 25 Arbeitsgemeinschaften, die
sich mit der Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen befassen; dazu
kommen 16 Landeskrebsgesellschaften und 36 Fördermitglieder. Die DKG engagiert
sich für eine Krebsversorgung auf Basis von evidenzbasierter Medizin,
Interdisziplinarität und konsequenten Qualitätsstandards, ist Mitinitiator des
Nationalen Krebsplans und Partner der "Nationalen Dekade gegen den Krebs".
www.krebsgesellschaft.de

Die Deutsche Krebshilfe wurde am 25. September 1974 von Dr. Mildred Scheel
gegründet. Ziel der gemeinnützigen Organisation ist es, Krebserkrankungen in all
ihren Erscheinungsformen zu bekämpfen. Unter dem Motto "Helfen. Forschen.
Informieren." fördert die Stiftung Deutsche Krebshilfe Projekte zur Verbesserung
der Prävention, Früherkennung, Diagnose, Therapie, medizinischen Nachsorge und
psychosozialen Versorgung, einschließlich der Krebs-Selbsthilfe. Ihre Aufgaben
erstrecken sich darüber hinaus auf forschungs- und gesundheitspolitische
Aktivitäten. Sie ist ebenfalls Mitinitiator des Nationalen Krebsplans sowie
Partner der "Nationalen Dekade gegen Krebs". Die Deutsche Krebshilfe ist der
bedeutendste private Geldgeber auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung - unter
anderem der Krebsforschung - in Deutschland. Sie finanziert ihre gesamten
Aktivitäten ausschließlich aus Spenden und freiwilligen Zuwendungen der
Bevölkerung. www.krebshilfe.de

Pressekontakt:

Deutsche Krebshilfe
Pressestelle
Buschstr. 32
53113 Bonn
Telefon: 02 28/7 29 90-96
E-Mail: presse@krebshilfe.de
Internet: www.krebshilfe.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/116010/4526818
OTS: Deutsche Krebshilfe

Original-Content von: Deutsche Krebshilfe, übermittelt durch news aktuell


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