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Leopold Museum präsentiert künstlerischen Dialog zwischen Friedensreich Hundertwasser und Egon Schiele

Geschrieben am 21-02-2020

Wien (ots) - Die Ausstellung "Hundertwasser - Schiele. Imagine Tomorrow"
beleuchtet erstmals die beiden Ikonen österreichischer Kunst

Am 19. Februar 2020 jährte sich der Todestag von Friedensreich Hundertwasser
(1928-2000) zum zwanzigsten Mal. Als Maler, Vorkämpfer der Ökologiebewegung und
Gestalter von Lebensräumen prägte er die Kunst des 20. Jahrhunderts über die
Grenzen Österreichs hinaus. Wenig bekannt ist die intensive Beschäftigung des
Künstlers mit der Person und dem Werk Egon Schieles (1890-1918).

Der als Friedrich Stowasser in Wien geborene Künstler überlebte mit seiner
jüdischen Mutter die Diktatur des Nationalsozialismus und die Shoah. 1943 schuf
Stowasser erste bewusste Zeichnungen nach der Natur. Nach Ende des Zweiten
Weltkriegs entschied er sich für den Künstlerberuf und schrieb sich an der
Akademie der bildenden Künste in Wien ein. In Ausstellungen und Büchern
entdeckte Stowasser die Kunst der Wiener Moderne: Vor allem Egon Schiele sollte
in den folgenden Jahren eine zentrale Bezugsfigur für den international
agierenden Künstler werden. Schiele war schon bei seinen Zeitgenossen für seine
charakteristische Strichführung, seine Flächengliederung und sein tonales
Kolorit berühmt. Die Selbststilisierung Schieles zum Propheten fand in
Hundertwasser ebenso Widerhall wie die Darstellung der beseelten Natur.

Der in der Ausstellung Hundertwasser - Schiele. Imagine Tomorrow angelegte
künstlerische Dialog mit Schiele führt anhand von rund 200 Exponaten von
Hundertwassers Verschimmelungsmanifest zu Schieles Haus- und Städtebildern und
von dessen Landschaften zur vegetabilen Abstraktion in Hundertwassers Werken.
Erstmals beleuchtet das Leopold Museum diese beiden Ikonen österreichischer
Kunst in einem neuen, überraschenden Licht und spürt der Verwandtschaft zweier
Künstler nach, die einander nie persönlich kennenlernen konnten und die doch so
viel verbindet.

Unerwartete, aber überzeugende Korrespondenzen zwischen dem Schaffen
Hundertwassers und Schieles ergeben sich in formalästhetischer wie auch in
motivischer Hinsicht. Die Oeuvres der beiden Künstler berühren sich in
spezifischen Themenkomplexen, etwa der animistisch aufgefassten Natur, der Rolle
des Künstlers als Prophet bzw. Priester, dem Verhältnis von Individuum und
Gesellschaft oder der anthropomorphisierenden Auffassung von gebauter Umwelt,
die hier wie dort als natürlich gewachsener Organismus erscheint.

Hans-Peter Wipplinger, Direktor Leopold Museum

Hundertwasser: Ich liebe Schiele

Auf Basis seiner Notizen und Tagebücher verfasste Hundertwasser um 1950/51 den
poetischen Text Ich liebe Schiele. Der Künstler war für den jungen Maler ein
"geistiger Vater" und Kunst eine "neue Religion". Als er 1949 durch Italien und
Nordafrika reiste und nach Paris übersiedelte, schrieb Hundertwasser unzählige
Briefe an seine Mutter nach Wien. In diesen Dokumenten legte er seine
Überlegungen zur Kunst dar, schrieb Listen mit seinen Lieblingskünstlern und
nannte immer wieder Egon Schiele. In Paris angekommen, ließ er sich von seiner
Mutter Publikationen über Schiele nachsenden, die er an seine Freunde
verschenkte. Hundertwassers Liebe zu Schiele währte ein Leben lang. Auch nach
der Selbstfindung als Künstler 1950 sah er sich mit der Kunst Schieles verbunden
und noch in seinen späten Lebensjahren hingen Reproduktionen von dessen Werken
in seinen Wohn- und Arbeitsräumen.

Die Wahlverwandtschaft zwischen Friedensreich Hundertwasser und Egon Schiele
bildet innerhalb der Kunst des 20. Jahrhunderts einen besonderen Sachverhalt.
Sie beruht auf kunsthistorisch nachweisbaren Filiationen und Zusammenhängen im
stil- und formgeschichtlichen sowie im geistes- und ideengeschichtlichen
Bereich. Diese sind in vorliegendem Fall auch empirisch belegbar, bedenkt man
die noch kaum aufgearbeiteten archivalischen Dokumente im Nachlass des jüngeren
der beiden Künstler.

Robert Fleck, Kurator der Ausstellung

Welchen Schiele lernte Hundertwasser kennen?

Friedrich Stowasser, der sich ab Mitte 1950 Hundertwasser nannte, reagierte seit
1948 auf eine sich im Aufbruch befindliche Ausstellungspolitik, die auf die
Wiederentdeckung der Wiener Moderne setzte. Hundertwasser konnte als
Jugendlicher an mehreren Stellen in Wien auf das Werk von Egon Schiele stoßen:
Ausstellungen, Bücher, Grafikmappen und Zeitungsberichte würdigten die
Leistungen des inzwischen zum Mythos stilisierten Malers und Grafikers.

,Ich liebe Schiele', bekannte Hundertwasser bereits 1950/51! Zwei Jahre zuvor
hatte er das Werk und das Leben des Wiener Expressionisten in Ausstellungen und
Büchern entdeckt. Die Begeisterung für Schieles Gemälde und virtuose
Strichführung begleitete Hundertwasser ein Leben lang. Doch für welche Konzepte
und Werke Schieles begeisterte sich Hundertwasser? Beide nutzten
Selbstdarstellungen, um sich als Künstler und seherisch begabte Persönlichkeiten
zu inszenieren. Die Ausstellung im Leopold Museum zeigt erstmals, welche
Verbindungen zwischen Hundertwassers Spiralen und Schieles "Tote Mutter" I,
zwischen Stadt- und Naturvorstellungen beider Maler existieren.

Alexandra Matzner, Wissenschaftliche Beratung

Reenactment. Die "Linie von Wien"

Am 18. Februar 2020 widmeten sich im Leopold Museum Studierende der Universität
für angewandte Kunst unter der Ägide von Bazon Brock in einer Reinszenierung der
"Endlosen Linie". Im Wintersemester 1959/60 nahm Hundertwasser eine Gastdozentur
an der Hamburger Hochschule für bildende Künste an. Gemeinsam mit Bazon Brock
und Herbert Schuldt strebte er, beginnend am 18. Dezember 1959, in einem
performativen Akt nach der Erschaffung einer "unendlichen Linie", welche als die
Linie von Hamburg in die Kunstgeschichte einging. Mit Pinsel und Farbe zogen die
Teilnehmenden abwechselnd und Tag und Nacht hindurch eine ungleichmäßige Linie
über Wände und Fenster. Die Aktion schlug medial so hohe Wellen, dass die
Hochschulleitung die Fortführung untersagte und Hundertwasser die Linienziehung
am 20. Dezember vorzeitig beendete.

Die Präsentation Imagine Tomorrow. Hundertwasser - Schiele entstand in
Kooperation mit der Hundertwasser Gemeinnützigen Privatstiftung Wien und ist bis
31. August 2020 im Leopold Museum zu sehen. Begleitend zur Ausstellung ist ein
umfassender Katalog erschienen, herausgegeben von Hans-Peter Wipplinger, mit
einem Prolog von Hans-Peter Wipplinger und Beiträgen von Alexandra Matzner,
Robert Fleck und Bazon Brock.

Ausführliche Presseunterlagen und -bilder
(https://www.ots.at/redirect/HUNDERTWASSER-SCHIELE)

Eröffnungsfeierlichkeiten

Fundraising Dinner mit "Flower Power" und festliche Ausstellungseröffnung

Ganz im Zeichen von "Flower Power" stand das große Fundraising Dinner am
Dienstag, 18. Februar 2020 anlässlich der Ausstellung Hundertwasser - Schiele,
zu welchem Leopold Museum-Direktor Hans-Peter Wipplinger, Vorstandsvorsitzender
Josef Ostermayer, Stiftungsvorstand Agnes Husslein-Arco und der Head des Circle
of Patrons Georg Pölzl geladen hatten. Der Erlös der exklusiven Veranstaltung
kommt der Forschungstätigkeit des Leopold Museum Research Center zugute.

Nach einem eleganten Cocktail-Empfang im festlich beleuchteten Oberen Atrium des
Hauses, an dessen Wände Werke von Hundertwasser und Schiele projiziert wurden,
besuchten die im Stile der späten 1960er Jahre gekleideten Gäste die Ausstellung
und genossen im Anschluss das Dinner an den in den buntesten
Hundertwasser-Farben gestalteten und mit prächtigen Blumen geschmückten Tischen.
Für die beschwingte musikalische Umrahmung sorgte der Geiger Aliosha Biz.

Unter den rund 300 Gästen des Fundraising Dinners und den rund 2000
BesucherInnen der Ausstellungseröffnung am Donnerstag, 19. Februar 2020 fanden
sich zahlreiche Prominente aus Kunst, Kultur und Wirtschaft, darunter Joram
Harel, Vorsitzender des Stiftungsvorstandes der Hundertwasser Stiftung und seine
Frau Lorna Harel, Andrea Fürst (Hundertwasser Archiv), die Sammlerpaare und
LeihgeberInnen Mimi und Alexander Eisenberger, Christian Baha und Steffi Graf,
Diethard und Waltraud Leopold, Klaus und Friederike Ortner, Ausstellungskurator
Robert Fleck, "Denker im Dienst" Bazon Brock, Desirée Treichl-Stürgkh und
Andreas Treichl, die KünstlerInnen Arik Brauer mit seiner Frau Naomi, Martha
Jungwirth, Elise und Erwin Wurm, Constantin Luser, Hans Kupelwieser, Hubert
Scheibl, Martin Schnur und Walter Vopava. Ebenfalls gekommen waren Christoph la
Garde (Auktionshaus im Kinsky), Andrea Jungmann (Sotheby's Österreich),
Architekt Carl Pruscha und Künstlerin Eva Schlegel, Florian Steininger
(Direktor, Kunsthalle Krems), Bettina Leidl (Direktorin, Kunst Haus Wien),
Donatella Ceccarelli (Flick Privatstiftung), Sandra Tretter (stv. Direktorin,
Klimt-Foundation), die New Yorker Galeristin und Schiele-Expertin Jane Kallir
(Gallery St. Etienne), Herbert und Friederike Koch, der ehemalige Finanzminister
BM a.D. Hartwig Löger, Karl Regensburger (Intendant, ImPulsTanz), Gerald Bast
(Rektor, Universität für Angewandte Kunst), Peter Baum, Philipp Breicha, Beat
Steffan, Peggy und Christine Groult, Hans Raumauf und Barbara Grötschnig (Wiener
Städtische Versicherungsverein), Galerist Julius Hummel, Alexandra Matzner
(Wissenschaftliche Beraterin der Ausstellung), Christian Strasser (Direktor
MuseumsQuartier), Christina Schwarz (Finanzdirektorin, Wien Museum), die
Kunsthistoriker Patrick Werkner und Werner Telesko, Unternehmer Friedrich Wille
u.v.m.

Bilder des Fundraising Dinner (https://we.tl/t-jWuxFCFsiC)

Fotos: Andreas Tischler und Ouriel Morgensztern / © Leopold Museum, Wien

Bilder der Ausstellungseröffnung (https://www.apa-fotoservice.at/galerie/22175)

Fotos: Leopold Museum im MQ/APA-Fotoservice/Tanzer

Pressekontakt:

Leopold Museum-Privatstiftung
Mag. Klaus Pokorny und Veronika Werkner, BA
Presse/Public Relations
Tel.: 0043 1 525 70 - 1507 bzw. 1541
presse@leopoldmuseum.org
www.leopoldmuseum.org


Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/7676/4526614
OTS: Leopold Museum

Original-Content von: Leopold Museum, übermittelt durch news aktuell


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