(Registrieren)

Humanitärer Notstand in Idlib, Nordwest-Syrien / "Wenn ich das Geräusch von Flugzeugen höre, zittere ich am ganzen Körper und habe Angst." (FOTO)

Geschrieben am 12-01-2020

Köln (ots) - Mehr als 300.000 Menschen in der syrischen Provinz Idlib sind seit
Dezember 2019 vor Luftangriffen und Bombardements aus ihren Häusern geflohen.
Trotz der kürzlich für Idlib ausgehandelten Waffenruhe zwischen der Türkei und
Russland, sind hunderttausende Vertriebene unterversorgt und suchen Zuflucht im
Norden Idlibs. Das humanitäre Hilfsnetzwerk Islamic Relief hilft den Menschen
vor Ort mit Decken, Essen und Transporten.

Verschärfte Feindseligkeiten zwischen Regierungstruppen und nichtstaatlichen
bewaffneten Gruppen im nordwestlichen Regierungsbezirk Idlib haben seit Dezember
2019 die Vertreibung von mehr als 312.000 Menschen verursacht. Ergänzend zu den
400.000 Menschen, die bereits zwischen Mai und August 2019 vertrieben wurden,
sind nun mehr als 700.000 Menschen auf der Flucht. Die Vertriebenen bewegen sich
weiter nach Norden an die türkische Grenze oder Richtung Aleppo.

Eine der Vertriebenen ist die 35-jährige Mariam*, die aus einem Dorf bei Maarrat
al-Numan südlich von Idlib geflohen ist. "Mein Dorf wurde belagert und
bombardiert. Alle haben versucht, ihre Häuser schnell zu verlassen und der
Belagerung und den Bombardements zu entkommen", erzählt die mehrfache Mutter.
"Die Straße, auf der wir mit dem Auto flohen, wurde bombardiert und die
Kampfflugzeuge verfolgten uns. Wenn ich das Geräusch von Flugzeugen höre,
zittere ich am ganzen Körper und habe Angst. Ich erstarre vor Angst."

Als die Bombardements anfingen, verließen Mariam und ihre Familie ihr Haus, ohne
etwas mitnehmen zu können. Sie haben keine Wechselkleidung, keine Decken und
kein Geld, alles wurde von den Bomben vernichtet. Mariam und ihre Familie leben
aktuell in einem verlassenen Haus ohne Wände, ohne Fenster und ohne Schutz. "Wir
frieren, wir schlafen ohne Decke. Es regnet auf uns und der eisige Wind fegt
durch das Haus. Wir haben nichts! Ich trauere, um unseren Zustand, aber auch um
meine toten Nachbarn und Freunde. Ich habe sie sterben sehen", schildert Mariam
gefasst.

Wie auch in Mariams Dorf wurden im letzten Monat zahlreiche Lager, Schulen und
Märkte im Süden der Provinz Idlibs beschossen und zivile Opfer gemeldet. Kälte
und Regen verschärfen zudem den humanitären Bedarf in Nordwest-Syrien. Zelte
werden überflutet und die Vertriebenen sind niedrigen Temperaturen ausgesetzt,
während sie in unsicheren Notunterkünften oder unter freiem Himmel schlafen.
Hohe Kraftstoffpreise und Treibstoffknappheit behindern zudem die Flucht und den
Transport von Zivilisten, aber auch den von Hilfslieferungen.

Während sich bereits im Sommer die Situation für medizinische Versorgung durch
humanitäre Helfer zuspitzte und ihre Hilfe unmöglich machte, können die
Hilfsorganisationen im Süden Idlibs unter den schlechten Bedingungen weiterhin
keine ausreichende Hilfe leisten. Auch Ahmed Mahmoud, Missionsleiter von Islamic
Relief Syrien berichtet: "Mehrere Hilfsorganisationen wurden gezwungen, die
Operationen im Süden von Idlib auszusetzen. Wenn die derzeitige Unsicherheit
anhält oder sich weiter verschlechtert, werden weitere Organisationen diese
Option erwägen. Dies wird die gemeinsame Unterstützung, die wir für
Hunderttausende von Vertriebenen leisten können, nur weiter einschränken." Das
internationale Hilfsnetzwerk von Islamic Relief konnte mit seinem Notfallfonds
bereits 312.000 Euro für Nothilfe in Idlib bereitstellen.

Weitere Zugangsschwierigkeiten sind auf die unbeständige Sicherheitslage und die
schlammigen Straßen zurückzuführen. Schutz, Nahrung, Unterkünfte und
Non-Food-Items sowie die gesundheitliche Versorgung der Binnenvertriebenen sind
zentrale Leistungen der humanitären Hilfe vor Ort. Die jüngste Vertreibungswelle
verschärft die bereits katastrophale Situation in Idlib. Der dicht besiedelte
Regierungsbezirk im nordwestlichen Syrien beherbergt bereits Vertriebene aus
ganz Syrien. Mehr als drei Millionen Zivilisten harren im Kriegsgebiet aus,
wobei die überwiegende Mehrheit von ihnen Frauen und Kinder sind.

Aktuelle Hintergrundinformationen: Der UN-Sicherheitsrat verlängerte nach
wochenlanger Blockadehaltung Russlands, kurz vor Ablauf der Frist am
Freitagabend, die Hilfslieferungen nach Syrien, von der bisher drei Millionen
notleidende Menschen profitieren. Der verabschiedete Text fällt jedoch hinter
die bisherige Regelung zurück. Denn der Kompromiss könnte Notleidende im Norden
Syriens von Hilfslieferungen abschneiden.

*Name wurde von der Redaktion geändert

Pressekontakt:

Sara Ahmed Martinez, Pressereferentin
Telefon: 0221 200 499-2279
E-Mail: presse@islamicrelief.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/50131/4489702
OTS: Islamic Relief Deutschland e.V.

Original-Content von: Islamic Relief Deutschland e.V., übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

717196

weitere Artikel:
  • Schweig nicht, Mann! (AUDIO) Baierbrunn (ots) - Anmoderationsvorschlag: Männer sind im Allgemeinen schweigsamer als Frauen. Das gilt auch für männliche Patienten in Arztpraxen. Petra Terdenge berichtet: Sprecherin: Dass Männer weniger reden als Frauen, hat eigentlich keine Folgen für die Gesundheit. Doch über gewisse Themen sollte man freimütig sprechen, etwa beim Arzt. Christan Krumm von der Apotheken Umschau weiß, warum vielen Männern das schwerfällt: O-Ton Christian Krumm 21 sec. "Das liegt einerseits an der klassischen männlichen Rolle des Eroberers, mehr...

  • Kopfzentrum am BundeswehrZentralkrankenhaus Koblenz (FOTO) Koblenz (ots) - Bei Unfällen und Verletzungen, bei denen der Kopfbereich betroffen ist, sollten bei der Behandlung verschiedene Fachärzte und Fachzahnärzte eng zusammenarbeiten. Die engen anatomischen Beziehungen sollten Berücksichtigung finden. Schon bei der Einlieferung eines schwerwiegend verunfallten Patienten koordinieren sich die Kopffächer am BundeswehrZentralkrankenhaus und legen gemeinsam mit den Radiologen die diagnostischen Maßnahmen fest, die notwendig sind, um schnell und gezielt das Ausmaß und die Schwere der Verletzungen mehr...

  • Verpackungswahnsinn im Onlinehandel Berlin (ots) - Kleine Produkte - riesige Verpackungen: Trotz Umweltkampagnen gegen den Verpackungsmüll versenden viele Online- Händler ihre Waren offenbar weiterhin in viel zu großen Kartons. Das zeigen Recherchen des rbb Verbrauchermagazins SUPER.MARKT. Zuschauer wurden dazu aufgerufen, die größten Verpackungssünden zu dokumentieren. Über 70 Fälle haben die Berliner und Brandenburger per Foto und Video festgehalten. Vor allem kleine Gegenstände wie Scheibenwischer wurden mit ca. 75 m Füllstoff umwickelt verschickt. Auch überdimensionierte mehr...

  • Repräsentative Umfrage zum Kinder- und Jugendmedienschutz: Anbieter von Online-Angeboten stärker in die Pflicht nehmen Berlin (ots) - Eine gute Alterskennzeichnung ist für fast alle Eltern in Deutschland (97 Prozent) ein wichtiges Auswahlkriterium für die Nutzung von Social-Media-Diensten oder Spielen durch ihre Kinder. Entsprechend achtet die große Mehrzahl der Eltern (88 Prozent) bei der Auswahl von Filmen, Apps, Spielen oder Streaming-Diensten auf die Alterskennzeichnung. Das bei manchen Anbietern bestehende Verfahren zur Prüfung des Alters (Bestätigung der Volljährigkeit durch Klick) finden vier Fünftel der Befragten (81 Prozent) nicht ausreichend, mehr...

  • Nachtarbeit: Tipps für einen gesunden Rhythmus Baierbrunn (ots) - Häufige Nachtarbeit kann die Gesundheit beeinträchtigen. Der natürliche Schlaf-wach-Rhythmus des Körpers kommt durcheinander. Das kann Schlafstörungen und mangelnde geistige Leistungs- und Reaktionsfähigkeit verursachen, wie das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau" schreibt. Es gibt auch Zusammenhänge mit Diabetes, Herz-Kreislauf-, Magen- und psychischen Erkrankungen. 2019 hat die Internationale Agentur für Krebsforschung ständige Nachtarbeit zudem erneut als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Gut organisiert mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht