(Registrieren)

Oliver Wyman-Analyse: Bankfiliale der Zukunft

Geschrieben am 03-12-2019

München/Frankfurt (ots) - Die deutsche Bankenlandschaft ist seit Jahren von
einer regelrechten Schließungswelle geprägt. Laut der aktuellen Oliver
Wyman-Analyse "Bankfiliale der Zukunft" werden in Deutschland bis 2030 rund
13.000 weitere Filialen schließen. Dabei ist die Filiale keineswegs ein
Auslaufmodell, sondern bleibt laut Studie auch in Zukunft für 60 Prozent der
Verbraucher ein wichtiger Bestandteil ihrer Bankbeziehung. Somit stehen Banken
vor der Herausforderung, ihre Kosten in den Griff zu bekommen und gleichzeitig
ihre Kunden zu halten sowie Erträge zu sichern.

Zwischen 2008 und 2018 haben deutsche Finanzinstitute rund 12.000 Filialen
geschlossen - ein Trend, der weiter anhält. Die Anzahl der Bankfilialen in
Deutschland wird künftig von 29.700 im Jahr 2018 auf rund 19.100 im Jahr 2025
zurückgehen. Bis 2030 soll die Zahl der Standorte sogar auf 15.800 schrumpfen.
Das sind zentrale Ergebnisse der Analyse "Bankfiliale der Zukunft" der
Strategieberatung Oliver Wyman. "Die Zahlen klingen zunächst alarmierend, sie
sind jedoch eine logische Konsequenz aus der zunehmenden Digitalisierung sowie
des anhaltenden Kosten- und Konsolidierungsdrucks, insbesondere bei
Filialbanken", erklärt Dr. René Fischer, Bankexperte und Partner bei Oliver
Wyman. Bei der Betrachtung der Filialdichte in Europa wird deutlich, dass
Deutschland mit aktuell mehr als drei Filialen pro 10.000 Einwohner zu einem der
europäischen Länder mit der höchsten Filialdichte gehört. Die Berater sehen
einen Zusammenhang zwischen der hohen Filialdichte sowie der hierzulande noch
immer geringen Nutzung des Onlinebanking in Kombination mit der (noch) geringen
Bankenkonzentration. Das Onlinebanking wird nur von 59 Prozent der Bankkunden
verwendet, was - gemessen an anderen europäischen Ländern - noch deutlich
steigerungsfähig ist: In Großbritannien nutzen 74 Prozent der Bankkunden
Onlinebanking, in Estland 80 Prozent. Ebenso ist die Bankenkonzentration in
Deutschland im internationalen Vergleich am niedrigsten: Der Quervergleich zu
europäischen Nachbarn zeigt, dass bei steigender Bankenkonzentration die
Filialdichte strukturell sinkt.

Trotz Schließungswelle sind Filialen kein Auslaufmodell

Banken stehen aufgrund der langanhaltenden Niedrigzinsphase und einer
zunehmenden Konsolidierungswelle massiv unter Druck. Bei Konsolidierungen dünnen
Banken typischerweise ihre Filialnetze auf Grund von Überlappungen oder
Synergie- und Skaleneffekten aus. Hinzu kommt aus Kundensicht der Wunsch und die
Bereitschaft, Finanzdienstleistungen in Zukunft verstärkt über digitale Kanäle
abzuwickeln. Folglich werden immer weniger Bankkunden ihre Filialen aufsuchen,
sodass Filialschließungen auch zukünftig eine wichtige Rolle bei der Optimierung
der Kostenstruktur deutscher Banken spielen werden. Allerdings sind Filialen
kein Auslaufmodell, denn trotz einer rückläufigen Besuchsfrequenz sieht die
Mehrheit der Bevölkerung in der Filiale auch zukünftig einen elementaren
Bestandteil in der Beziehung zu ihrem Kreditinstitut: Rund 60 Prozent aller
Kunden gehen davon aus, die Filiale für persönliche Beratung auch in drei bis
fünf Jahren genauso oft oder sogar häufiger aufzusuchen als heute. Gleichzeitig
würden es über 40 Prozent der Filialbankkunden in Erwägung ziehen, ihre Bank zu
wechseln, sollte ihre Stammfiliale schließen. Dies sollte Filialbanken
spätestens jetzt aufhorchen lassen, denn dies bedeutet, dass kumuliert bis zu
rund sechs Milliarden Euro bis 2025 bzw. rund acht Milliarden bis 2030 an
Kundenerträgen gefährdet sind. Dabei ist jedoch zu differenzieren zwischen
Servicetätigkeiten, die nah vor Ort - gerne auch am SB-Automaten - durchgeführt
werden, und echter Beratung, für die Kunden auch etwas weiter fahren.

"Banken sind heute mehr denn je gefordert, ihre Filialstrategie grundlegend neu
auszurichten. Sie müssen Serviceaktivitäten noch viel konsequenter
digitalisieren und bei der überwiegenden Mehrzahl ihrer Kunden eine mindestens
wöchentliche digitale Interaktion erzielen. Erst danach können und sollten
Filialen - aber sukzessive, und nicht wie bisher im Hauruckverfahren - reduziert
werden", sagt Fischer. Durch die Aktivierung der Kunden, für die ausschließlich
digitale Nutzung von Serviceaktivitäten, können wirksam massive
Kundenabwanderungen im Zuge von Filialschließungen verhindert werden. "Aus der
Praxis zeigt sich, dass bei digital inaktiven Kunden die Abwanderung bis zu 15
Prozent beträgt, bei aktiven digitalen Kunden aber nur wenige Prozentpunkte bis
unter zwei Prozent", so Fischer. Zusätzlich gilt es, die Attraktivität der
Filiale konsequent aufrecht zu erhalten und auszubauen - etwa durch die
Fokussierung auf wertstiftende Beratungsaktivitäten vor Ort. Kostspielige
Filialkonzepte mit zahlreichen Dienstleistungen, die über das übliche Angebot
einer Bankfiliale hinausgehen (z.B. Paketshops, Abendveranstaltungen, Cafés) -
wie von einigen Banken in ihren Innovationsfilialen verprobt - finden hingegen
beim Kunden wenig Anklang. Entsprechend wird eine Fokussierung auf Bank- und
banknahe Services bevorzugt. In der richtigen Form umgesetzt, wird die
Bankfiliale auch in Zukunft noch eine wichtige Daseinsberechtigung spielen. "Ein
sehr einfacher Mix von Self-Service-Standorten mit zusätzlichen digitalen
Interaktionsmöglichkeiten vor Ort und Universalfilialen erscheint eine
zukunftsweisende Strategie", rät Fischer. Um diesen zu erreichen bedürfe es
einer nachhaltigen Filialstrategie mit kontinuierlicher Netzwerkausdünnung,
anstelle eines "Big Bangs", so der Berater.

Über die Analyse

Die Analyse "Bankfiliale der Zukunft" von Oliver Wyman untersucht die Bedeutung
der Bankfiliale in Deutschland anhand der Bedürfnisse von Verbrauchern und
beleuchtet Herausforderungen und Erfolgsfaktoren von Banken. An der
dazugehörenden Befragung nahmen mehr als 1.500 Endverbraucher aus Deutschland
teil. Die Befragung fand im 1. Quartal 2019 statt.

Pressekontakt:
Davina Zenz-Spitzweg
Manager Marketing & Communications DACH
Oliver Wyman GmbH
Tel. +49 89 939 49-243
davina.zenz-spitzweg@oliverwyman.com

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/66435/4457002
OTS: Oliver Wyman

Original-Content von: Oliver Wyman, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

713079

weitere Artikel:
  • BearingPoint-Studie: Europaweiter Vergleich: Deutschen Banken fehlt es an Effizienz Frankfurt am Main (ots) - Das Marktumfeld für europäische Banken bleibt auch knapp zehn Jahre nach der Finanzkrise schwierig. Vor allem die schlechte Cost-Income-Ratio und Erfolgsglättungen auf Kosten der Risikovorsorge setzen die Kreditinstitute zunehmend unter Druck. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint, die bereits zum dritten Mal durchgeführt wurde. Banken-Experte Frank Hofele: "Wer die technologischen Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung nicht nutzt und zudem die notwendige mehr...

  • Risikoanalyse: Mit KI zum Wissensvorsprung Frankfurt (ots) - Im Fahrwasser einer boomenden Konjunktur und niedriger Zinsen blieben viele potenziell problematische Kredite jahrelang unentdeckt. Jetzt bereiten sich Banken verstärkt auf Zahlungsausfälle vor. Aber die bisher gebräuchlichen Risikoanalysen sind dem aktuellen dynamischen Umfeld nicht mehr gewachsen, zeigen Marktbeobachtungen von Cofinpro. Die auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberater empfehlen stattdessen den Einsatz KI-basierter Systeme. "Ohne die herausragende konjunkturelle Entwicklung hätten mehr...

  • Vorausschauend schenken: So macht man Kids langfristig glücklich (FOTO) Frankfurt (ots) - Alle Jahre wieder: Was schenke ich zu Weihnachten? Wie wäre es, anstelle der nächsten In-Sneaker oder einem Gutschein, diesmal etwas in die Zukunft zu denken? Für alle Eltern, Großeltern und Paten, die gerne nachhaltig schenken möchten, hier ein kleiner Überblick zu geeigneten Geldanlagen für den Nachwuchs. Zugegeben, über eine Spielekonsole oder direkt etwas Bares freuen sich die meisten Kids zunächst vermutlich mehr als beispielsweise über eine Fondsanlage. Doch wenn der 18. Geburtstag näher rückt und das erste mehr...

  • Geldanlage: Nachhaltigkeit ja - aber nur solange die Rendite stimmt (FOTO) Köln (ots) - Zwei Drittel der Bundesbürger (68 Prozent) legen bei der Geldanlage Wert auf Nachhaltigkeit. Bei den jüngeren Deutschen zwischen 18 und 35 Jahren würden sogar drei Viertel (75 Prozent) eine nachhaltige Geldanlage bevorzugen. Im direkten Produktvergleich allerdings würde die jüngere Generation auf nachhaltige Produkte setzen, wenn bei der Rendite nicht verzichtet werden muss. Dies sind Ergebnisse einer repräsentativen Studie im Auftrag der Zurich Versicherung, für die 1.000 Deutsche ab 18 Jahren sowie zusätzlich 500 Deutsche mehr...

  • Erste große Direktbank führt Negativzinsen für Privatkunden ein Schondorf am Ammersee (ots) - Die erste große Direktbank will hohe Einlagen von Privatkunden mit Strafzinsen belegen: die Comdirect mit Sitz in Quickborn. Entsprechende Schreiben hat die Commerzbank-Tochter bereits im November an sehr vermögende Privatkunden verschickt. Darin fordert die Bank die betreffenden Kunden auf, eine Zusatzvereinbarung zu unterschreiben, womit ihr das Recht erteilt wird, ab dem 1. Januar 2020 ein "Verwahrentgelt" in Höhe von 0,5 Prozent für Einlagen über 250.000 Euro zu erheben. "Wir wollen ein Verwahrentgelt mehr...

Mehr zu dem Thema Finanzen

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Century Casinos wurde in Russell 2000 Index aufgenommen

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht