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Europäischer Mediengipfel: Von Populismus über die Zerrissenheit in der EU bis zu Persönlichkeitsrechten in der digitalen Welt

Geschrieben am 01-12-2019

Lech am Arlberg (ots) - Der Freitagabend widmete sich im "arlberg1800" in St.
Christoph dem Thema Populismus, Extremismus und Radikalismus.

Ortswechsel beim Mediengipfel: In St. Christoph im "arlberg1800" wurde die
einleitende Keynote von Ulrike Guérot und die anschließende Podiumsdiskussion
dem Thema Populismus, Extremismus und Radikalismus gewidmet. Anschließend hielt
Franz Fischler eine Rede zur Zerrissenheit in Österreich und in der EU. Florian
Klenk führte ein Gespräch mit der Medienanwältin Maria Windhager über Ehre und
Hass in einer digitalen Welt. Der Samstagvormittag wurde - wieder zurück im
Hotel Post in Lech - mit einer Live-Aufzeichnung des beliebten ZEIT Podcasts
"Servus. Grüezi. Hallo." gestartet. Den Abschluss bildete die Podiumsdiskussion
des Internationalen Presseclubs mit der Frage, ob es denn Journalismus überhaupt
noch brauche.

Zu Beginn des Abends konstatierte Ulrike Guérot (Leiterin des Departments für
Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität Krems), dass
"Politik immer das Ringen um eine bessere Gesellschaft" sei. Populismus wäre der
Streit um Deutungshoheiten. In der anschließenden Diskussion - moderiert von der
ARD-Studioleiterin in Israel Susanne Glass - definierte Peter Neumann (Professor
für Sicherheitsstudien am King's College London) den Populismus als "eine Art
von politischer Auseinandersetzung" zwischen der Elite und dem Volk. Der
Populist glaube, dass er den Interessen des Volkes nachgehe, obwohl dies nicht
der Fall sei. Christina Hainzl (Leiterin Research Lab Democracy and Society in
Transition) untersuchte den sprachlichen Aspekt von Populismus und bezeichnete
ihn als "eine Form von Manipulation mittels Sprache und Bildern". Nach der
Aussage von Paul Ronzheimer (stellvertretender Chefredakteur der BILD) müsse der
Populismus nicht "de facto böse" oder schlecht sein. Politiker sollten die
Sachverhalte klar darstellen, damit Aufmerksamkeit lukriert werde. Ansonsten
nähmen die Populisten diese Aufgabe wahr. "Ich bin für Populismus für den
Populo", so bringt Ulrike Guérot ihre Ansicht auf den Punkt. Zum Abschluss der
Diskussion stellte Glass die Frage, ob die Demokratie am Ende sei. Daraufhin
antwortete Guérot: "Die Chancen, dass die Demokratie, wie wir sie kannten, in
den nächsten zehn Jahren so besteht, sind nicht sehr hoch."

Den Einstieg in den zweiten Teil des Abends machte Franz Fischler mit seiner
Rede unter dem Titel "In Österreich ist der Zerrissene eine Posse. In der EU ist
Zerrissenheit ihr Ende". Er ging auf verschiedene Aspekte der Zersplitterung
innerhalb der EU ein. "In Europa sind nicht alle vor dem Gesetz gleich - in den
Mitgliedsstaaten gibt es unterschiedliche Altersgrenzen, um wählen zu können.
Außerdem wird in jedem Mitgliedsstaat nach anderem Wahlrecht gewählt", so
Fischler.

"Ich wollte immer Journalistin werden, dann wurde mir das aber irgendwie zu
blöd", mit diesem Zitat von ihr stellte Florian Klenk (Chefredakteur vom Falter)
zum Abschluss des Abends seine Gesprächspartnerin, Medienanwältin Maria
Windhager, vor. Dabei wurde über den Hass in den sozialen Medien gesprochen
"Hass ist keine Meinung", so Windhager. Hass im Internet zu verbreiten, habe
nichts mit Meinungsfreiheit zu tun. Hass in den sozialen Medien habe außerdem
zugenommen. Gegen Fake News im sozialen Netzwerk habe man als Normalbürger fast
keine Chance. Für Maria Windhager ist aber klar, dass den Fake News trotzdem
juristisch nachgegangen werden muss. Jedem sollte bewusst sein, dass Gesetze
auch in sozialen Medien gelten denn, "jeder Bürger ist Medienherausgeber nach
dem Mediengesetz und haftet voll für das, was er verbreitet".

Mit dem Live Politikpodcast "Servus. Grüezi. Hallo." der ZEIT wurde der
Samstagmorgen eröffnet. Dabei waren Matthias Daum (Büroleiter im Ressort
Schweiz-Seiten, DIE ZEIT), Florian Gasser (Redakteur im Ressort
Österreich-Seiten, DIE ZEIT) und Lenz Jacobsen (Ressortleiter Politik,
Wirtschaft und Gesellschaft, ZEIT ONLINE) im Gespräch mit der NEOS Abgeordneten
im Europäischen Parlament der Claudia Gamon.

Anzuhören ist der Podcast hier (https://www.zeit.de/serie/servus-gruezi-hallo)

Den Abschluss des 13. Europäischen Mediengipfels in Lech am Arlberg bildete der
Internationale Presseclub mit dem Thema "Braucht es noch Journalismus? - Medien
zwischen Information und Manipulation" unter der Moderation von Markus Spillmann
(Schweizer Journalist, Medienmanager und Unternehmer). Ivo Mijnssen (NZZ
Korrespondent in Wien) sprach dabei von einer Medienkrise, "in der
Agenturmeldungen immer größere Macht haben" und sprach im Vergleich zwischen
Österreich und der Schweiz von "Strukturen der Finanzierung der Medien in
Österreich, die ganz andere Abhängigkeiten als in der Schweiz schaffen". Valerie
Zaslawski (Schweizer Politologin und freie Journalistin in Berlin) verglich die
schweizerischen mit den deutschen Journalisten und stellte fest, dass "die
Deutschen ein größeres Selbstbewusstsein haben, aber dennoch in der politisch
korrekten Sprache und bei den Inhalten vorsichtiger sind". In Bezug auf neuere
Entwicklungen im Bereich der Medien kritisierte Zaslawski, dass es nicht die
Aufgabe von Journalisten sei, neue Finanzierungsquellen zu finden und Reichweite
zu erzielen - das wäre die Aufgabe von Medienmanagern. "Journalisten sollen sich
mit Formaten und Inhalten befassen." Tanit Koch (Geschäftsführerin n-tv) findet
allerdings: "Es gibt nichts Transparenteres als eine Kampagne. In Deutschland
wird der Kampagnenjournalismus als ganz normal betrachtet - zum Beispiel zu
Themen wie dem Umweltschutz. Eine Kampagne kann man einem Medium auch nicht
vorwerfen, wenn sie klar kommuniziert wird." Die Frage, ob es den Journalismus
denn noch braucht, beantwortete zum Schluss Michael Linhart (österreichischer
Botschafter in Paris) mit einem klaren "Ja". "Man muss für Menschen und nicht
für ein Klientel berichten. Dabei ist es wichtig, mit der Zeit zu gehen, und
auch neue Medien aufzugreifen", resümierte Linhart.

Der 14. Europäische Mediengipfel Lech am Arlberg findet von 3. - 5. Dezember
2020 statt.

Mehr Fotos von Freitagabend finden Sie HIER
(https://www.apa-fotoservice.at/galerie/19220/)

Fotos von Samstagvormittag (Podcast & Presseclub) finden Sie HIER
(https://www.apa-fotoservice.at/galerie/19224/)

Über den Europäischen Mediengipfel Lech am Arlberg

Seit dem Gründungsjahr 2007 bildet der Europäische Mediengipfel in Lech am
Arlberg einen außergewöhnlichen Rahmen für Diskussionen, in denen ungefilterte
Einblicke und fundierte Ausblicke in die anhaltend turbulente Welt der Medien,
die europäische Politik und die wirtschaftlichen wie gesellschaftspolitischen
Zusammenhänge der europäischen Lebensrealität geboten werden. Der unter der
Schirmherrschaft des österreichischen Außenministeriums stehende Europäische
Mediengipfel - von der Kommunikationsagentur ProMedia Kommunikation initiiert
und seither federführend mit Lech Zürs Tourismus GmbH und dem Verband der
Auslandspresse in Wien organisiert - wird von der Gemeinde Lech und den Ländern
Vorarlberg und Tirol, dem Europäischen Parlament unter Vizepräsident Othmar
Karas, dem Presseclub Concordia, dem Verband der Auslandspresse Berlin sowie von
der D. Swarovski Tourism Services GmbH, von Casinos Austria und BMW unterstützt.
Weitere Partner sind die Tirol Werbung, die BTV - Bank für Tirol und Vorarlberg
sowie Die ZEIT. Die Medienakademie wird unterstützt von APA - Austria Presse
Agentur, dem Europäischen Parlament, Moser Holding GmbH und Russ Media. Als
Medienpartner der Veranstaltung fungieren APA - Austria Presse Agentur, Der
Standard, Handelsblatt, Tiroler Tageszeitung sowie Vorarlberger Nachrichten.

Weitere Bilder in der APA-Fotogalerie hier
(https://www.apa-fotoservice.at/galerie/19220)

Kontakt:
Mag. Stefan Kröll
ProMedia
Brunecker Str. 1
6020 Innsbruck
t: +43 512 214004-11
m: +43 664 5258868
www.newsroom.pr
stefan.kroell@pro.media

Original-Content von: ProMedia Kommunikation GmbH, übermittelt durch news aktuell


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