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Deutsche Bischofskonferenz veröffentlicht Arbeitshilfe zur Situation in der Sahel-Region

Geschrieben am 27-11-2019

Bonn (ots) - Die Deutsche Bischofskonferenz hat heute (27. November 2019) in
Berlin eine Arbeitshilfe zur Situation der Christen in der Sahel-Region
vorgestellt. Die Veröffentlichung ist Teil der Initiative Solidarität mit
verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit, deren jährlicher Höhepunkt
der Gebetstag am 26. Dezember ist.

Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), Vorsitzender der Kommission Weltkirche
der Deutschen Bischofskonferenz, erklärte: "Während meines Besuchs im Tschad im
Juni dieses Jahres wurde mir die Vielschichtigkeit der Herausforderungen in der
Sahel-Region aufgezeigt. Christen und Muslime haben dort traditionell harmonisch
zusammengelebt. Dieses gute Miteinander ist durch die Entwicklung der
vergangenen Jahre in Gefahr geraten. Die islamistische Terrororganisation Boko
Haram destabilisiert die Region immer wieder durch massive Terroranschläge. Die
brutale Gewalt richtet sich auch und bevorzugt gegen Kirchen und Vertreter von
Religionsgemeinschaften. Dazu kommt eine starke und wachsende Einflussnahme
Saudi-Arabiens. In erheblichem Maße hat die Förderung des radikal-wahhabitischen
Islam in der Region zu Spannungen zwischen Christen und Muslimen geführt." In
der Folge würden auch soziale Konflikte - wie die Auseinandersetzung zwischen
nomadischen Viehzüchtern und sesshaften Bauern - in gefährlicher Weise religiös
aufgeladen. Der Frieden zwischen Christen und Muslimen stelle somit eine
zentrale Voraussetzung für die zukunftsorientierte Entwicklung der Region dar.

Im Pressegespräch hob Erzbischof Schick weitere Schwierigkeiten hervor, denen
die Kirche im Tschad gegenüber stehe: "Im Land leben ca. 120 ethnische Gruppen.
Der trockene Norden wird mehrheitlich von nomadischen, muslimisch-arabisch
geprägten Gruppen dominiert, während im fruchtbaren Süden sesshafte,
afrikanisch-christliche Bauern leben. Insgesamt sind 58 Prozent der
Gesamtbevölkerung Muslime und 35 Prozent Christen, darunter 18,5 Prozent
Katholiken. Insbesondere seit Einführung der IV. Republik am 4. Mai 2018, durch
die faktisch die uneingeschränkte Macht des Präsidenten festgeschrieben wurde,
hat sich das Verhältnis unter den Religionsgemeinschaften verschlechtert. Grund
dafür sind zunehmende Verstöße gegen das laizistische Prinzip zugunsten des
Islam." Erzbischof Schick unterstrich zugleich, dass die Ortskirchen in der
gesamten Sahel-Region gerade im Angesicht der sozialen und politischen
Herausforderungen als Vermittler zwischen den Religionen, Friedenstifter und
Motoren einer ganzheitlichen Entwicklung den Menschen dienten.

Auch der aus dem Tschad zur Vorstellung der Arbeitshilfe angereiste Erzbischof
von N'Djaména, Edmond Djitangar, verwies in seinem Beitrag auf die
voranschreitende Islamisierung und Arabisierung des Tschad: "Man kann es mit
zwei Metaphern zusammenfassen: Im Norden werden zaghaft Kapellen gebaut und im
Süden vermehren sich Moscheen wie Champignons, dank der massiven finanziellen
Unterstützung der Länder am Persischen Golf." Im Angesicht dieser
Herausforderung forderte Erzbischof Djitangar: "Die Kirche im Tschad muss ihre
Identität als Kirchenfamilie Gottes verwirklichen, solidarisch sein mit anderen
Konfessionen und sich stets um die ganzheitliche Entwicklung der menschlichen
Person bemühen." Dabei komme gerade in ländlichen Regionen den kirchlichen
Strukturen eine besondere Rolle zu: "Es ist dringend notwendig, eine neue Form
der Solidarität unter Muslimen und Christen in den Gemeinden und Pfarreien zu
schaffen. Denn die Pfarrei bleibt das Dorf aller und das Leben der Gemeinschaft
ist von ihren Aktivitäten und Projekten abhängig", so Erzbischof Djitangar.

Der Präsident des Internationalen Katholischen Missionswerks missio in Aachen,
Pfarrer Dirk Bingener, würdigte die interreligiösen Friedensaktivitäten der
Kirche im Tschad am Beispiel des Kulturzentrums "Al-Mouna" in N'Djaména. Was im
Zentrum "Al-Mouna" umgesetzt wird, entspreche der tiefen Überzeugung von missio:
"Nur gemeinsam können Angehörige aller Religions- und
Weltanschauungsgemeinschaften für eine Verteidigung der menschlichen Würde und
für grundlegende Freiheitsrechte der Menschen eintreten. Die Bedeutung von
Dialog und Verständigung für die Ausweitung des Menschenrechts auf
Religionsfreiheit greift auch die aktuelle Arbeitshilfe der Deutschen
Bischofskonferenz auf." Abschließend bekräftigte Pfarrer Bingener: Christen
aller Konfessionen sollten in den verschiedenen Ländern eine geeignete und
würdevolle Heimat finden, eine Heimat, in der sie ihren Glauben in Freiheit
leben könnten - ohne Angst vor Unterdrückung oder gar Verfolgung.

Hintergrund: Die Arbeitshilfe Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen
in unserer Zeit - Sahel-Region gibt einen Überblick über die Situation der
Christen in der Sahel-Region, insbesondere im Tschad. Die Arbeitshilfe erläutert
aktuelle Konfliktlinien in den Gesellschaften, analysiert die Hintergründe und
lässt Mitglieder der Ortskirche zu Wort kommen.

Die Initiative Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen wurde von den
deutschen Bischöfen 2003 ins Leben gerufen, um für die Lage bedrohter
Glaubensgeschwister zu sensibilisieren. Mit Publikationen, liturgischen
Handreichungen und öffentlichen Veranstaltungen wird auf die teilweise
dramatischen Verhältnisse christlichen Lebens in verschiedenen Teilen der Welt
aufmerksam gemacht. Zusätzlich pflegen die Bischöfe mit Solidaritätsreisen den
Kontakt zu den unter Druck stehenden Ortskirchen. In Deutschland sucht die
Bischofskonferenz auch immer wieder das Gespräch mit Politikern und
gesellschaftlichen Akteuren, um auf bedrohliche Entwicklungen hinzuweisen.
Jährlicher Höhepunkt der Initiative ist der Gebetstag für verfolgte und
bedrängte Christen am 26. Dezember (Stephanustag), der in allen deutschen
Diözesen begangen wird.

Pressekontakt:
Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz
Pressestelle/Öffentlichkeitsarbeit
Kaiserstraße 161
53113 Bonn
Postanschrift
Postfach 29 62
53019 Bonn
Tel: 0228/103-214
Fax: 0228/103-254
E-Mail: pressestelle@dbk.de
Home: www.dbk.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/28823/4451744
OTS: Deutsche Bischofskonferenz

Original-Content von: Deutsche Bischofskonferenz, übermittelt durch news aktuell


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