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Deloitte CFO Survey sieht Wirtschaftslage kippen: Konjunktur, Klima und digitale Talente bestimmen Agenda 2020

Geschrieben am 14-11-2019

München (ots) -

- 46 Prozent der CFOs bewerten ihre Geschäftsaussichten gegenüber dem
Vor-Quartal als schlechter; für 63 Prozent stellt sinkende
Inlandsnachfrage ein hohes Risiko dar

- Investitions- und Einstellungsbereitschaft liegen auf einem
Siebenjahrestief; bei 44 Prozent der Finanzvorstände wirkt sich die
digitale Transformation positiv auf die Investitionen aus

- Die Entwicklung digitaler Kompetenzen in der Finanzfunktion
erfordert mangels entsprechender Arbeitsmarktangebote die
Qualifizierung von Fachkräften im eigenen Haus

- Dem Klimawandel wollen vier von fünf Unternehmen mit einer
Steigerung der Energieeffizienz begegnen

Die jüngste Ausgabe des CFO Survey von Deloitte bestätigt die Konjunktursorgen
für Deutschland. Die wirtschaftlichen Aussichten haben sich seit der zuletzt im
Frühjahr erhobenen CFO-Studie stark verschlechtert. Dies betrifft
Konjunkturerwartungen, eigene Geschäftsaussichten sowie Investitions- und
Einstellungsbereitschaft der Unternehmen.

Für Deutschland sehen immerhin noch zwei von fünf Finanzvorständen eine
mindestens noch gute aktuelle Lage. Die Ergebnisse für die Eurozone und die USA
sind ähnlich; für China stehen die Aussichten zwar etwas besser, sind aber klar
negativ. All das indiziert eine merkliche Abkühlung der Weltwirtschaft, wenn
auch nicht notwendigerweise eine Rezession.

"Im vergangenen halben Jahr haben sich die Geschäftsaussichten deutlich
verdüstert und folgen dem seit etwa zwei Jahren im CFO Survey erkennbaren
Abwärtstrend", sagt, Dr. Alexander Börsch, Chefökonom bei Deloitte. "Vor allem
die Investitionsbereitschaft ist eingebrochen und befindet sich das erste Mal
seit 2012 im negativen Bereich. Ähnliches gilt für die Einstellungsbereitschaft
der Unternehmen Generell ist die Stimmung in der Automobil- und der chemischen
Industrie sowie beim Maschinenbau sehr pessimistisch, die Konsumgüterindustrie
und Immobilienbranche halten sich zumindest noch im neutralen Bereich. Damit
setzt sich die Zweiteilung der Wirtschaft zwischen Dienstleistungssektor und
Industrie fort. Ein Lichtblick ist die digitale Transformation, in die viele
Unternehmen nach wie vor investieren wollen."

Wirtschaftliche Lage noch gut, Aussichten deutlich schlechter: Obwohl die
Finanzvorstände die aktuelle Lage in den wichtigsten Weltregionen noch als
positiv bewerten, überwiegt bei den Konjunkturaussichten für Deutschland eher
Pessimismus: Für das kommende Jahr erwarten 59 Prozent der CFOs eine schlechtere
Lage, gegenüber acht Prozent Optimisten. Die Geschäftsaussichten für das eigene
Unternehmen brechen mit einem Rückgang von -26 Prozentpunkten im Vergleich zum
Frühjahrs-Survey deutlich ein. Die Werte für die Investitions- und
Einstellungsbereitschaft liegen erstmals seit Herbst 2012 im negativen Bereich.

Relevante Veränderungen gegenüber der Frühjahrs-CFO-Umfrage zeigen sich auch bei
den potenziellen Risiken für deutsche Unternehmen. Fast zwei Drittel der
Unternehmen fürchten in den nächsten zwölf Monaten als größtes Geschäftsrisiko
eine sinkende Inlandsnachfrage. Die Angst vor einem Erlahmen der
Binnenkonjunktur schiebt sich somit vor die lange Zeit dominierenden Faktoren
wie geopolitische Risiken und den Fachkräftemangel.

Geringe Bereitschaft für Neueinstellungen und Investitionen:

Die negativen Trends tangieren auch die Investitions- und
Einstellungsbereitschaft der Unternehmen unmittelbar. So geht die
Investitionsbereitschaft für die nächsten 12 Monate um 33 Prozentpunkte zurück
und ist erstmals seit 2012 wieder negativ. Dabei sind die Branchen
unterschiedlich stark betroffen: Während die Investitionsbereitschaft in
Automobilindustrie (Indexwert: -69%), Maschinenbau (-57%) und chemische
Industrie (-57%) stark zurückgeht, bleibt sie in der Konsumgüterindustrie (+18%)
und der Immobilienbranche (+38%) anhaltend positiv.

Bei der Einstellungsbereitschaft ist vor allem das Bankwesen (-64%) noch
zurückhaltender als die Automobilindustrie (-54%). Niedrige Zinsen sind als
Investitionstreiber der Umfrage zufolge eher ineffektiv, eine weitere Lockerung
der Geldpolitik - wie während des Befragungszeitraums geschehen - dürfte den
Investitionswillen daher kaum stärken, nur jeder 25. CFO würde deswegen mehr
investieren. Am ehesten würde mit einer Zustimmung von 10 Prozent die
Immobilienbranche auf geldpolitische Maßnahmen reagieren.

Digitalisierung stärkster Investitionstreiber und personeller Hemmschuh:

Den allgemein negativen Investitionstrends zum Trotz überzeugt die digitale
Transformation als einer der wenigen verbliebenen positiven Investitionstreiber:
Die digitale Transformation ist für 44 Prozent der Unternehmen ein positiver
Investitionsfaktor, besonders im Bankwesen (64%) und in der Konsumgüterindustrie
(55%). Als struktureller Faktor stützt die Digitalisierung damit
Investitionsausgaben, wenn auch andere Investitionsarten auf dem Prüfstand
stehen.

In der Finanzfunktion hingegen erzeugt die Digitalisierung trotz enormer
Möglichkeiten einen Engpass im personellen Bereich: Neue digitale Rollen
bedürfen digitaler Qualifikationen, die nicht ohne Weiteres durch freiwerdende
Mitarbeiter erfüllt werden; zugleich mangelt es den Bewerbern an den
erforderlichen Kompetenzen. Die digitale Qualifizierung der eigenen Mitarbeiter
wird somit zur Top-Priorität für die Digitalisierung der Finanzfunktion.

Auf europäischer Ebene ebenfalls eher Pessimismus:

Auch in Europa hat sich die wirtschaftliche Lage stark abgekühlt: Mit 36 Prozent
der europäischen CFOs - ein Rekordwert - zeigten sich deutlich mehr
Finanzvorstände pessimistisch hinsichtlich der finanziellen Aussichten ihrer
Unternehmen als noch Anfang des Jahres (26%). Die Geschäftsaussichten in der
Eurozone befinden sich mit einem Rückgang von 21 Prozentpunkten im Vergleich zum
Frühjahr 2019 auf dem niedrigsten Niveau seit Beginn des European CFO Survey
(2015). Auf ein Rekordtief gesunken ist auch der Risikohunger (18%) und die
Umsatz- und Margenerwartungen, die auf den niedrigsten Stand seit Beginn des
europäischen Surveys 2015 sanken.

Verglichen mit den großen Euro-Mitgliedsstaaten schneidet Deutschland am
schlechtesten ab (-38%), auch Italien (-19%) und Spanien (-19%) setzen den
negativen Trend fort. Außerhalb der Eurozone hat vor allem das Vereinigte
Königreich weiter mit den Folgen der Brexit-Unsicherheiten zu kämpfen - das
zeigt sich auch bei der Investitionsbereitschaft, wo Unternehmen aus
Großbritannien den mit weitem Abstand niedrigsten Wert aufweisen. Dennoch sind
die Geschäftsaussichten im Vereinigten Königreich inzwischen etwas besser als in
Deutschland.

Kunden erwarten klimaverträgliche Lösungen:

Im Hinblick auf den Klimawandel ist bei deutschen Unternehmen spätestens mit der
"Friday-for-future"-Welle viel in Bewegung gekommen, der Druck kommt hier vor
allem von Kundenseite und zwingt Unternehmen, u.a. ihre Effizienz beim
Energieverbrauch zu überdenken und verbessern. Dies ist der Studie zufolge die
aktuell wichtigste Maßnahme für CFOs. So hat bereits in Drittel der Unternehmen
entsprechende Emissionsziele festgelegt, um dem Klimawandel entgegenzutreten.

Neben einer Effizienzsteigerung (über 80 Prozent durchschnittlich, bei der
Automobilindustrie 92%) setzen etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen auf die
Nutzung klimafreundlicher Technologien, während der Klimawandel nur bei einem
Drittel der befragten CFOs als Innovationsanstoß, z.B. für neue Produkte und
Services, genutzt wird. Auch hier ist die Automobilindustrie innerhalb der
Sektoren klarer Spitzenreiter (69%).

"In dieser gesamtwirtschaftlichen Situation ist ein Rückgang der
Geschäftsaussichten nicht verwunderlich und war zu erwarten", sagt Rolf Epstein,
als Partner bei Deloitte verantwortlich für das CFO Programm. "Bemerkenswert
allerdings der Rückgang von 26 Prozentpunkten seit der Frühjahrsumfrage - nur
noch 8 Prozent der CFOs schätzen ihre Geschäftsaussichten im Dreimonatsvergleich
besser ein. Das macht sich insbesondere bei der zunehmend mangelnden
Bereitschaft für Investitionen und Einstellungen bemerkbar. Einzige Ausnahme ist
der Bereich Digitalisierung, der einerseits andere Geschäftsrisiken abfedern
hilft und zugleich spezielle Qualifikationen erfordert, die der Arbeitsmarkt
noch nicht ausreichend bietet. Vor allem der Finanzbereich kann auf solche
dringend nötigen Kompetenzen nicht warten, sondern sollte Maßnahmen verstärken,
die solche Kompetenzen zunehmend aus innerbetrieblichen Quellen sicherstellen."

"Zusammenfassend lässt sich anhand der genannten Aspekte erkennen, welches
Ausmaß das Dilemma des Talent-Managements besonders in der Finanzfunktion hat"
ergänzt Markus Seeger, als Director bei Deloitte verantwortlich für die
Durchführung des CFO Survey. "Neue digitale Rollen können nicht ohne Weiteres
durch freiwerdende Mitarbeiter besetzt werden, deren Aufgaben automatisiert
worden sind. Aber auch über den Arbeitsmarkt sind die erforderlichen
qualifizierten Kräfte nicht in einem ausreichenden Umfang zu gewinnen - trotz
einer angemessenen Arbeitsplatzattraktivität. Es bleiben die alternativen
Beschäftigungsmodelle, die jedoch immer die Gefahr von Abhängigkeiten bergen.
Hier wird deutlich, wie wichtig die weitere digitale Qualifizierung der eigenen
Mitarbeiter ist, damit die Digitalisierung nicht an den Menschen scheitert."

Der halbjährlich von Deloitte erhobene CFO Survey reflektiert die Einschätzungen
von Finanzvorständen deutscher Großunternehmen und basiert in seiner 16. Ausgabe
auf einer im September 2019 durchgeführten Befragung von über 1300
Finanzvorständen weltweit, darunter 145 CFOs deutscher Unternehmen mit einem
Jahresumsatz ab einer halben Milliarde Euro. Den CFO Survey Herbst 2019 können
Sie hier herunterladen: www.deloitte.com/de/cfosurvey

Inhaltlich verantwortlich für den CFO Survey sind die Deloitte-Experten Dr.
Alexander Börsch (Chefökonom und Director Research), Rolf Epstein (Partner CFO
Program) und Markus Seeger (Director CFO Program).

Über Deloitte:

Deloitte erbringt Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Risk
Advisory, Steuerberatung, Financial Advisory und Consulting für Unternehmen und
Institutionen aus allen Wirtschaftszweigen; Rechtsberatung wird in Deutschland
von Deloitte Legal erbracht. Mit einem weltweiten Netzwerk von
Mitgliedsgesellschaften in mehr als 150 Ländern verbindet Deloitte herausragende
Kompetenz mit erstklassigen Leistungen und unterstützt Kunden bei der Lösung
ihrer komplexen unternehmerischen Herausforderungen. Making an impact that
matters - für rund 286.000 Mitarbeiter von Deloitte ist dies gemeinsames
Leitbild und individueller Anspruch zugleich.

Deloitte bezieht sich auf Deloitte Touche Tohmatsu Limited ("DTTL"), eine
"private company limited by guarantee" (Gesellschaft mit beschränkter Haftung
nach britischem Recht), ihr Netzwerk von Mitgliedsunternehmen und ihre
verbundenen Unternehmen. DTTL und jedes ihrer Mitgliedsunternehmen sind
rechtlich selbstständig und unabhängig. DTTL (auch "Deloitte Global" genannt)
erbringt selbst keine Leistungen gegenüber Mandanten. Eine detailliertere
Beschreibung von DTTL und ihren Mitgliedsunternehmen finden Sie auf
http://www.deloitte.com/de/UeberUns.



Pressekontakt:
Markus Soffner
Media Manager
Tel: +49 (89) 29036 5991
msoffner@deloitte.de

Original-Content von: Deloitte, übermittelt durch news aktuell


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