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PwC: Deutsche Banken riskieren die Industrialisierung des Kreditgeschäfts zu verpassen

Geschrieben am 07-11-2019

Düsseldorf (ots) -

PwC hat mehr als 40 der größten Banken in der DACH-Region befragt, wie weit sie
ihr Kreditgeschäft industrialisiert haben / Ergebnis: Die Branche kommt gerade
mal auf einen Durchschnittswert von 40 Prozent / Frappierend ist dabei die
Diskrepanz zwischen den besten Banken und den schlechtesten / Das heißt: Gängige
Verfahren wie die "digitale Antragsstrecke" oder "Robotic Process Automation"
werden vielerorts noch gar nicht eingesetzt / PwC-Experte Rederer: "Im aktuellen
Zinsumfeld sind Prozesskosten Wettbewerbsfaktor Nummer eins - und viele Banken
verlieren den Anschluss."

Viele hiesige Banken agieren in ihrem wichtigsten Geschäftsfeld, dem
Kreditgeschäft, nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Das geht aus einer Studie
hervor, für die die Beratungsgesellschaft PwC mehr als 40 der 150 größten Banken
aus der DACH-Region befragt hat, wie weit sie mit der Industrialisierung ihres
Kreditgeschäfts vorangekommen sind. Dabei zeigt sich: Im Retail-Segment
erreichten die Institute gerade mal einen durchschnittlichen
Industrialisierungsgrad von 48 Prozent. Im Firmenkundenbereich waren es sogar
nur 31 Prozent.

Große Unterschiede im Industrialisierungs-Grad

"Die Industrialisierung des Kreditgeschäfts ist heutzutage ein entscheidender
Erfolgsfaktor für praktisch jede Bank. Das gilt umso mehr, als die Zinsen auf
Jahre hinaus niedrig bleiben werden - die Margen also dauerhaft unter Druck
stehen und die Kosten damit der entscheidende Faktor werden", sagt Tomas
Rederer, Partner "Digital Operations" im Bereich Financial Services Consulting
bei PwC. Vor diesem Hintergrund sei gerade die enorme Spreizung zwischen den
Banken frappierend: "Im Privatkundengeschäft kam das beste untersuchte Institut
auf einen Industrialisierungsgrad von 87 Prozent, was ganz hervorragend ist.
Dagegen erreichten viele andere Banken gerade mal Werte zwischen 10 und 30
Prozent, bei einer waren es sogar nur 11 Prozent. Im Firmenkundengeschäft ist
die Spreizung ähnlich.", so Rederer. "Ob solche Institute dauerhaft am Markt
bestehen können, muss ernsthaft befürchtet werden."

Das Fokus-Thema für die nächsten zwei Jahre heißt "Automatisierung"

Konkret befragte PwC die Banken nach rund 80 Hebeln, anhand derer sich der Stand
der Industrialisierung im Firmen- und Privatkundengeschäft quantifizieren lässt.
Dazu zählen Tools wie die "Elektronische Kreditakte" oder die "digitale
Antragsstrecke" ebenso wie neue Technologien (Beispiel: "Robotic Process
Automation") oder die sogenannte "XS2A"-Schnittstelle für den automatisierten
Zugriff auf Kundenkonten bei anderen Banken. Somit hätte eine Bank bei 100
Prozent alle möglichen Hebel vollständig umgesetzt. Dies ist jedoch selten
sinnvoll. Nicht jeder Hebel passt zu jedem Geschäftsmodell oder ist im
Einzelfall ökonomisch vorteilhaft. Daher ist der Zielkorridor niedriger.

Um festzustellen, auf welche Industrialisierungsfelder sich die Branche
besonders fokussiert, ordnete PwC die rund 80 Hebel überdies vier Kategorien zu.
Nämlich 1. Automatisierung (z.B. Robotics oder künstliche Intelligenz), 2.
Organisation (z.B. Arbeitsteilung oder Spezialisierung), 3. Standardisierung
(z.B. Prozess-Straßen) und 4. Steuerung & Controlling (z.B.
Auslastung-Optimierung). Dabei kam heraus: In den beiden zurückliegenden Jahren
haben sich die Banken in der DACH-Region vor allem auf die "Standardisierung"
konzentriert (84 Prozent Retail, 71 Prozent Firmenkunden). Dagegen steht in den
kommenden beiden Jahren das Thema "Automatisierung" im Fokus (96 Prozent Retail,
89 Prozent Firmenkunden), gefolgt von Steuerung & Controlling (80 Prozent
Retail, 71 Prozent Firmenkunden).

"Das Zeitalter der Kreditmanufakturen ist definitiv vorbei"

"Die vielleicht wichtigste Erkenntnis unserer Studie ist, dass es im
Kreditgeschäft nicht nur um Digitalisierung geht - sondern dass die Banken die
Herausforderungen, die vor ihnen liegen, viel umfassender angehen müssen", sagt
PwC-Experte Rederer. "Die industrielle Logik, wie wir sie zum Beispiel aus der
Automobilindustrie kennen, erfasst momentan auch das Kreditgewerbe. Leider gibt
es hierzulande zu viele Banken, die auf diese Entwicklung unzureichend
eingestellt sind - und hoffen, sie könnten das Kreditgeschäft insbesondere im
Firmenkundengeschäft immer noch betreiben wie eine Manufaktur." Dass es sich
dabei um einen Irrglauben handelt ist Rederer überzeugt: "Wenn wir uns die
Vorreiter unter den untersuchten Instituten anschauen, dann sehen wir dort nicht
mehr viel Handarbeit. Stattdessen schalten die ersten Banken voll-digitale
Baufinanzierungen live, agile IT-Strukturen ersetzen die Legacy-IT und das Thema
Auslagerung gewinnt wieder an Fahrt, auch in Richtung Fintechs." Das bedeute
nicht, dass jede Bank nach einem maximalen Industrialisierungsgrad streben muss.
Aber, so Rederer: "Noch sind die Abstände aufholbar, da auch führende Institute
oft noch keine optimale Kombination der Hebel gefunden haben. Schon bald wird
der Abstand aber zu groß sein. Insbesondere, was die Erfahrung in der
Industrialisierung ganzer Organisationen angeht," so Rederer.

Über PwC

PwC betrachtet es als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen aufzubauen und
wichtige Probleme zu lösen. Mehr als 276.000 Mitarbeiter in 157 Ländern tragen
hierzu mit hochwertigen, branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen
Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei. Die Bezeichnung PwC
bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere der rechtlich
selbstständigen Netzwerkgesellschaften.

Weitere Details unter www.pwc.com/structure.



Pressekontakt:
Sebastian Göb
PwC | Marketing & Communications
Phone: +49 211 9815189
Mobile: +49 160 91748524
Email: sebastian.goeb@pwc.com

Original-Content von: PwC Deutschland, übermittelt durch news aktuell


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