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Mehr Gelassenheit: Ängste der Deutschen auf 25-Jahres-Tief (FOTO)

Geschrieben am 05-09-2019

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R+V-Smartsite
http://ots.de/VpNzjR
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Wiesbaden (ots) -

Die R+V-Langzeitstudie zeigt: Die Deutschen sind 2019 deutlich
optimistischer als im vergangenen Jahr - so gelassen wie heute waren
sie zuletzt vor 25 Jahren. Die insgesamt verbesserte Stimmung darf
jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die aktuellen politischen
Probleme mehr als jedem zweiten Bundesbürger erhebliche Sorgen
bereiten. Auf den Spitzenplätzen der repräsentativen R+V-Umfrage "Die
Ängste der Deutschen 2019" stehen Zuwanderungsthemen nahezu gleichauf
mit den Folgen der Trump-Politik.

Innen- und außenpolitische Probleme im Fokus

"Die Stimmungslage in Deutschland hat sich verbessert. Durch einen
Rückgang bei fast allen Sorgen sinkt der Angstindex - der
Durchschnitt aller abgefragten Ängste - von 47 auf 39 Prozent und
erreicht damit den niedrigsten Wert seit 1994", sagt Brigitte
Römstedt anlässlich der Pressekonferenz am Donnerstag in Berlin. Die
Leiterin des R+V-Infocenters berichtet, dass nach wie vor aber viele
Menschen besonders unzufrieden mit der Politik sind. "Seit vier
Jahren verdrängen politische Sorgen alle anderen Ängste. Im Fokus
stehen dabei die Überforderung der Politiker und drohende soziale
Spannungen." 56 Prozent (Vorjahr: 63 Prozent) der Deutschen
befürchten, dass der Staat durch die große Zahl der Flüchtlinge
überfordert ist - ganz knapp Platz eins der diesjährigen Umfrage.
Fast ebenso viele Bürger (55 Prozent, Vorjahr: 63 Prozent) haben
Angst davor, dass es durch den weiteren Zuzug von Ausländern zu
Spannungen zwischen Deutschen und hier lebenden Ausländern kommt. Mit
ebenfalls 55 Prozent folgt eine außenpolitische Sorge: Die Mehrheit
der Deutschen befürchtet, dass die Politik von Donald Trump die Welt
gefährlicher macht. Da diese Angst im dritten Jahr seiner
US-Präsidentschaft um 14 Prozentpunkte zurückgegangen ist, sinkt sie
von zuvor Platz eins auf den dritten Platz.

Traditionell groß ist auch die Sorge, dass die Politiker von ihren
Aufgaben überfordert sind. Sie steht mit 47 Prozent auf Platz vier,
liegt aber ebenfalls 14 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Dazu
Professor Dr. Manfred G. Schmidt, Politikwissenschaftler an der
Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg und seit vielen Jahren
Berater des R+V-Infocenters: "Dass sich das harsche Urteil der
Befragten über die Politiker 2019 abgemildert hat, hängt damit
zusammen, dass die endlos lange Regierungsbildung nach der
Bundestagswahl 2017 abgeschlossen ist. Beruhigend wirkt auch, dass
der enervierende Streit in der Großen Koalition um Asylfragen und um
das Führungspersonal des Verfassungsschutzes mittlerweile Geschichte
ist."

Terror und Extremismus: Gewalt macht Angst

Gewalttätige Ausschreitungen militanter Extremisten führen zu
großer Besorgnis in der Bevölkerung. Fast jeder zweite Befragte (47
Prozent, Platz 5) befürchtet, dass sich der politische Extremismus
ausbreitet. Doch welches politische Spektrum haben die Deutschen
dabei im Hinterkopf? Das R+V-Infocenter hat nachgefragt. "Hier zeigt
sich eine bemerkenswerte Reihung", kommentiert Professor Schmidt. "Am
meisten ängstigt die Befragten der als extrem gewaltsam eingestufte
islamische Extremismus (38 Prozent). Als erheblich geringer gilt die
Bedrohung durch den Rechtsextremismus (25 Prozent). Fast unbekümmert
scheinen die Befragten den Linksextremismus zu bewerten (4 Prozent)."

Stark gesunken ist die Furcht vor terroristischen Attentaten.
Diese Angst, die nach den massiven Anschlägen in Europa in den Jahren
2016/2017 auf weit überdurchschnittliche Werte von mehr als 70
Prozent geschossen war, liegt jetzt bei 44 Prozent (Vorjahr: 59
Prozent) und damit auf Platz neun im Ranking. Bei dieser Frage zeigt
sich deutlich, dass die Deutschen auf reale Ereignisse reagieren,
sagt Römstedt: "Die Langzeitbeobachtung belegt, dass die Angst nach
spektakulären Terroranschlägen steigt - insbesondere, wenn sie in
Deutschland oder den Nachbarländern passieren. Bleibt es relativ
friedlich, wie im vergangenen Jahr, wird auch die Angst geringer."

Hohe Mieten lösen Ängste aus

Knapper Wohnraum in vielen Regionen, explodierende
Immobilienpreise und hohe Mieten: Zum ersten Mal hat das
R+V-Infocenter die Deutschen auch nach diesen Themen befragt. Und das
Ergebnis zeigt den Stellenwert des Problems. Nahezu jeder zweite
Bürger hat große Angst davor, dass Wohnen in Deutschland unbezahlbar
wird. Mit 45 Prozent springt diese Angst auf Anhieb auf Platz sechs
im Ranking.

Umweltthemen sind Dauerbrenner bei den Sorgen

Der hohe Stellenwert "grüner" Themen spiegelt sich auch in der
2019er-Studie "Die Ängste der Deutschen" wider. "Umwelt- und
klimapolitische Themen wühlen die deutsche Bevölkerung seit Jahr und
Tag auf - schon lange vor dem Aufstieg der Fridays for
Future-Protestbewegung", erklärt Professor Schmidt. "Mitunter haben
diese Themen mehr als die Hälfte der Bevölkerung mobilisiert. Aber
selbst die niedrigsten Werte liegen oberhalb der
40-Prozent-Schwelle." 2019 haben 41 Prozent der Befragten Angst
davor, dass der Klimawandel dramatische Folgen für die Menschheit
hat. Ebenso viele Deutsche befürchten, dass Naturkatastrophen
zunehmen und Deutschland immer häufiger von Wetterextremen wie Dürre,
Hitzewellen oder Starkregen betroffen wird. Hierzu Professor Schmidt:
"Die Erhebungen der Ängste-Studien zeigen, dass die Deutschen Themen
rund um Natur und Umwelt sehr ernst nehmen. Mehr noch: Gefährdungen
der natürlichen Umwelt werten viele Deutsche als rational und
emotional bedrohliche Herausforderungen - nicht nur als technische
Probleme, deren Lösung den Politikern und den Spezialisten obliegt."

Die Schere zwischen Ost und West klafft wieder auseinander

Die gute Nachricht: In Ost und West sind die Ängste rückläufig. Da
sie im Westen jedoch erheblich stärker gesunken sind, gibt es in
diesem Jahr wieder deutliche Unterschiede zwischen den beiden
Regionen. Im Osten sind alle Ängste größer - auch bei den Top-Themen.
64 Prozent der Bürger im Osten befürchten, dass der Staat und die
Bürger durch die große Zahl der Flüchtlinge überfordert sind. Im
Westen sind es zehn Prozentpunkte weniger. Fast zwei Drittel (64
Prozent) der Ostdeutschen hat Angst davor, dass es durch den weiteren
Zuzug von Ausländern zu Spannungen zwischen Deutschen und hier
lebenden Ausländern kommt (West: 53 Prozent). Und noch eine dritte
Sorge erreicht im Osten die 60-Prozent-Marke: 60 Prozent der
Ostdeutschen finden die Politik von Donald Trump bedrohlich. Im
Westen sind es 54 Prozent, was ganz knapp Platz eins auf der
westdeutschen Ängste-Skala ist. Auch wirtschaftliche Themen flößen
den Ostdeutschen mehr Angst ein. Den größten Unterschied gibt es bei
der Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten: Im Osten hat die
Mehrheit der Bürger (55 Prozent) Angst davor, dass alles immer teurer
wird. Diese Sorge teilen im Westen 41 Prozent der Befragten.

Weitere Ergebnisse der R+V-Studie in Kurzform:

- Unterschiede bei Männern und Frauen: Frauen sind bundesweit
traditionell etwas ängstlicher als Männer. Erheblich mehr Sorgen
machen sich die Frauen um Krankheit (Frauen: 41 Prozent, Männer:
30 Prozent) und Pflege (Frauen: 49 Prozent, Männer: 40 Prozent),
aber auch um Schadstoffe in Nahrungsmitteln (Frauen: 47 Prozent,
Männer: 37 Prozent). Interessant: Etwas gelassener als die
Männer sind die Frauen bei der Angst vor der Überforderung des
Staats durch die Flüchtlinge (Frauen: 54 Prozent, Männer: 58
Prozent). Während bei den Männern diese Angst auf Platz eins
steht, ist es bei den Frauen die Furcht vor den Folgen der
Trump-Politik.
- EU-Schuldenkrise: 44 Prozent der Deutschen sorgen sich darum,
dass die EU-Schuldenkrise teuer für den deutschen Steuerzahler
wird (Platz 8). Zum Vergleich: In den Jahren 2011/2012 - auf dem
Höhepunkt der Griechenland-Krise - lag diese Angst noch bei
extrem hohen Werten um die 70 Prozent.
- Pflegebedürftigkeit im Alter: Fast jeder zweite Deutsche (45
Prozent) fürchtet sich davor, im Alter pflegebedürftig zu
werden. Da politische Themen diese Angst überschatten, liegt sie
nur auf Platz sieben im Ranking. Deutlich weniger Sorgen machen
sich die Deutschen hingegen um ihre Gesundheit. Nur etwa jeder
Dritte (35 Prozent, Platz 15) hat Angst davor, schwer zu
erkranken.
- Steigende Lebenshaltungskosten: Auf Platz zehn steht mit 43
Prozent die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten. Der
Dauerbrenner der 1990er und 2000er Jahre hat seit 2011 stark an
Bedeutung verloren. In der Vergangenheit lag diese Sorge
jahrelang unangefochten auf Platz eins.
- Wirtschaftliche Themen: Wie im vergangenen Jahr spielen
wirtschaftliche Sorgen in der Umfrage eine untergeordnete Rolle.
Lediglich jeder vierte Deutsche (24 Prozent) fürchtet sich
davor, den eigenen Job zu verlieren - so wenige wie nie zuvor.
Kaum höher ist die Angst vor steigenden Arbeitslosenzahlen in
Deutschland (28 Prozent). Die derzeit leicht schwächelnde
Wirtschaft spiegelt sich damit noch nicht bei den Ängsten der
Deutschen wider. Mit 35 Prozent erreicht die Angst vor einem
Abwärtstrend der Wirtschaft sogar den niedrigsten Wert seit 20
Jahren (Platz 14).
- Krieg: Nur noch etwa jeder vierte Deutsche (24 Prozent, Vorjahr:
35 Prozent) hat Angst vor einem Krieg mit deutscher Beteiligung.
Damit ist diese Sorge so gering wie nie zuvor im Verlauf der
Umfrage.

Über die Studie

"Die Ängste der Deutschen" ist die bundesweit einzige Umfrage, die
sich über einen Zeitraum von mehr als 25 Jahren alljährlich mit den
Sorgen der Bevölkerung befasst. Bereits seit 1992 lässt das
R+V-Infocenter jedes Jahr rund 2.400 Männer und Frauen im Alter ab 14
Jahren in der Bundesrepublik Deutschland nach ihren größten
politischen, wirtschaftlichen, persönlichen und ökologischen Ängsten
befragen. Die repräsentative Umfrage startet immer im Sommer - dieses
Mal lief sie vom 13. Mai bis zum 23. Juli 2019 mit insgesamt 22
Fragen.

www.die-aengste-der-deutschen.de



Pressekontakt:
R+V-Infocenter
06172/9022-131
a.kassubek@arts-others.de
www.die-aengste-der-deutschen.de

Original-Content von: R+V Infocenter, übermittelt durch news aktuell


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