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Börsen-Zeitung: Ernsthaft krypto, Marktkommentar von Dietegen Müller

Geschrieben am 23-08-2019

Frankfurt (ots) - Mit den sogenannten Kryptowährungen ist es wie
mit einer hartnäckigen Erkältung: Sie scheinen nicht mehr zu
verschwinden und nerven. Nicht nur wegen der enormen Volatilität und
vollmundigen Versprechungen, die in der Kryptogemeinde selbst nach
dem Platzen der Bitcoin-Blase 2017 gern geäußert werden. Auch die
Idee, weltweit ein Zahlungsmittel über das Internet bereitzustellen,
das eine Alternative zu Zentralbankgeld sein könnte, ist nicht mehr
aus der Welt zu bringen. Solche "Parallelwährungen", die im Grunde
keine sind, da es sich nur um digitale Token handelt, bei der die
Gegenpartei ein Software-Algorithmus ist, haben ein noch nicht
vollständig begriffenes Potenzial, das Finanzsystem zu verändern.

So hören auch Versuche nicht auf, Bezahltoken in privaten
Netzwerken zu etablieren und ihnen eine größere Stabilität und
Vertrauenswürdigkeit zu geben, um sie als mögliche Tausch- und
Zahlungsmittel attraktiver zu machen. Ein Ansatz ist, zunächst einmal
die Preisbildung zu verbessern. Viele Kryptowährungsplattformen
erklären zwar, Wert auf Sicherheit und Prävention von Geldwäsche oder
Insiderhandel zu legen. Doch die Aufsichtsbehörden sind bislang nicht
gewillt, dem so weit Glauben zu schenken, dass sie darauf aufbauend
auch Retail-Kryptoprodukte erlauben würde.

Die US-Börsenaufsicht SEC hat beispielsweise erst kürzlich erneut
die Frist verlängert, um Anträge von Bitwise, Van Eck/SolidX und
Wilshire Phoenix für das Listing von börsengehandelten Kryptofonds an
US-Börsen zu prüfen. Ein Knackpunkt ist, ob die Referenzpreise, die
von den Anbietern zugrunde gelegt werden, den Kriterien Anlegerschutz
und Transparenz entsprechen und nicht manipulierbar sind. Die SEC hat
diesbezüglich mehrfach Zweifel daran geäußert.

Eine Initiative, die vor diesem Hintergrund Beachtung verdient,
ist der Vorstoß der Kryptoplattform Bakkt, die vom internationalen
Börsenbetreiber Intercontinental Exchange (ICE) sowie vom
Software-Riesen Microsoft und der Kaffeekette Starbucks unterstützt
wird. Zum 23. September will Bakkt Bitcoin-Terminkontrakte mit
physischer Lieferung auflegen. Wer diese täglich oder monatlich
fälligen Kontrakte handeln will, muss sich in Bitcoin auszahlen
lassen.

Bakkt erhofft sich dadurch eine bessere Preisbildung, da für den
Referenzpreis nicht Kurse von mehr oder weniger vertrauenswürdigen
Kryptoplattformen einfließen, sondern nur tatsächliche Transaktionen
mit Bitcoin, die über Bakkt Trust und ICE Clear U.S. abgewickelt
werden. Bakkt Trust ist vom New York State Departement of Financial
Services als Verwahrstelle akzeptiert worden, die Futures werden
durch einen Selbstzulassungsprozess von der US-Derivateaufsicht CFTC
akzeptiert. Die bisherigen Bitcoin-Terminkontrakte, die an der
US-Terminbörse CME gehandelt werden, sehen anders als die physisch
hinterlegten Bakkt-Futures eine Auszahlung in Dollar vor. Gelingt es
Bakkt, mit der Verwahrlösung bei institutionellen Investoren zu
punkten, würde ein neues Kapitel für Bitcoin in der
Vermögensverwaltung aufgeschlagen. Würde sich ein liquides Produkt
daraus entwickeln, dürfte das Problem der vertrauenswürdigen
Preisbildung ausgeräumt sein.

Bei aller Euphorie zeigt der Ansatz von Bakkt aber auch den
Schwachpunkt von Kryptowährungen: So werden die Bitcoin, die Bakkt
verwahrt, zusätzlich durch einen Versicherungsschutz gedeckt - sollte
es doch einmal gelingen, die Bakkt-Verwahrlösung zu hacken.

Bemerkenswert ist auch, dass die japanische Variante von Amazon,
Rakuten, über eine Smartphone-App Handel und die Verwahrung von
Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und Bitcoin Cash in einem
"Wallet" anbietet - unter japanischer Regulierung. Auch andere
Dienstleister in anderen Ländern haben Vergleichbares angekündigt.

Sollte sich daraus ein nennenswertes Zahlungsvolumen entwickeln,
stellt sich die Frage der Regulierung wohl auch für Länder wie die
USA neu. US-Außenminister Mike Pompeo hat kürzlich erklärt, für die
Regulierung von Kryptowährungen solle der gleiche Rechtsrahmen zur
Anwendung kommen wie für elektronische Finanztransaktionen.

Davon erfasst wäre dann wohl auch der vom sozialen Netzwerk
Facebook präsentierte globale "Investment Token" Libra, der laut
Konzept unterlegt mit Bankguthaben und kurzlaufenden Staatsanleihen
in stabilen Währungen wäre. Die Tatsache, dass Libra Bedenken von
Notenbanken und Wettbewerbsbehörden weckt, zeigt, wie sich der
Krypto-Markt weiter entwickelt: Einige Initiativen sind ernst zu
nehmen und womöglich der Beginn einer Institutionalisierung des
Markte.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

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