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Kinderarmut: Paritätische Studie belegt wachsende soziale Ungleichheit in Deutschland

Geschrieben am 01-08-2019

Berlin (ots) - Eine wachsende soziale Kluft zwischen armen und
reichen Familien belegt eine neue Studie der Forschungsstelle des
Paritätischen Gesamtverbands, für die aktuelle amtliche Daten
ausgewertet wurden. Der Paritätische Wohlfahrtsverband geht darin der
Frage nach, wie viel Geld Familien mit Kindern zur Verfügung haben
und was sie für die physischen und für soziale Grundbedarfe der
Teilhabe der Kinder ausgeben.

Im Zehn-Jahres-Vergleich ging die ohnehin breite Schere zwischen
den Haushaltseinkommen der ärmsten und der reichsten Familien weiter
auseinander, so der Befund. Während der Konsum im Durchschnitt
moderat und beim obersten Zehntel spürbar zugenommen hat, mussten
sich die ärmeren Kinder über die Jahre weiter einschränken: Arme
Familien hatten real weniger Geld als noch zehn Jahre zuvor zur
Verfügung, um ihren Kindern mehr als das physisch Notwendige zu
finanzieren. "Arme Kinder werden ärmer und immer weiter abgehängt.
Das, was für die Mehrheit Gleichaltriger selbstverständlich ist,
bleibt ihnen auf Grund der Einkommenssituation ihrer Eltern versagt.
Arme Familien haben faktisch immer weniger im Portemonnaie und
gespart wird notgedrungen an allem, was über das physisch
Überlebensnotwendige hinausgeht", so Ulrich Schneider,
Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands. "Während die
breite Mehrheit sich immer mehr leisten kann, sind arme Kinder
zunehmend außen vor. Das Gefühl nicht dazu zu gehören, ausgegrenzt zu
sein und abseits stehen zu müssen, ist das Lebensgefühl armer Kinder
in Deutschland. Frust, Resignation, weniger Bildungserfolg und höhere
Krankheitsanfälligkeit sind schließlich sehr häufig die Folgen der
Einkommensarmut der Familien", so Schneider.

Während die durchschnittlichen Ausgaben für ein Kind bei rund 600
Euro liegen, konnten sich die ärmsten zehn Prozent der Paarhaushalte
mit einem Kind nur 364 Euro für ihr Kind leisten. Die reichsten zehn
Prozent der Familien gaben im Schnitt 1.200 Euro im Monat für ihr
Kind aus. Besonders eklatant sind die Differenzen bei den Ausgaben
für die sozialen Grundbedarfe der Teilhabe. Ob Spielzeug, Zoo-Besuch,
das gelegentliche Eis bei einem Ausflug oder auch eine
Kindertheatervorstellung: Insgesamt konnten die ärmsten Paarhaushalte
mit einem Kind gerade einmal 44 Euro pro Monat für Freizeit,
Unterhaltung und Kultur sowie außerhäusliche Verpflegung ihres Kindes
ausgeben und damit - preisbereinigt - fast 30 Prozent weniger als
zehn Jahre zuvor. Der Durchschnitt gab für ein Kind fast drei Mal so
viel (123 Euro) aus, die reichsten zehn Prozent dagegen sogar 257
Euro und damit fast sechs Mal so viel wie die ärmsten Familien und
preisbereinigt sogar 14,7 Prozent mehr als zehn Jahre vorher. "Ein
gleichberechtigtes Aufwachsen ist für die Kinder in den
einkommensarmen Haushalten nicht möglich. Die wachsende Schere
zwischen Arm und Reich manifestiert sich am Ende im sozialen
Ausschluss der Kinder", so Mit-Autor der Studie Andreas Aust von der
Paritätischen Forschungsstelle.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert, das Bildungs- und
Teilhabepaket zu ersetzen durch einen Rechtsanspruch auf Teilhabe im
Kinder- und Jugendhilfegesetz. Darüber hinaus müsse der
Familienlastenausgleich "vom Kopf auf die Füße gestellt" werden: Der
Verband plädiert für die Einführung einer einkommens- und
bedarfsorientierten Kindergrundsicherung.



Pressekontakt:
Gwendolyn Stilling, Tel.030/24636305, eMail:pr@paritaet.org

Original-Content von: Paritätischer Wohlfahrtsverband, übermittelt durch news aktuell


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