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NABU: Verspielt der Bauernverband die Zukunft seiner Mitglieder?

Geschrieben am 25-06-2019

Berlin (ots) - Der NABU fordert den Deutschen Bauernverband zum
Start des Deutschen Bauerntages in Sachsen auf, endlich die Chancen
für einen sozial und umweltverträglichen Wandel der Landwirtschaft zu
nutzen. Diese würden bei den laufenden EU-Agrarverhandlungen geradezu
auf dem Silbertablett präsentiert. Ein Fahrplan zum ökologischen
Umbau der milliardenschweren Subventionen könnte den meisten
Betrieben Planungssicherheit, eine wirtschaftliche Perspektive und
gesellschaftliche Wertschätzung zurückgeben. Das diesjährige Motto
"Wandel braucht Verlässlichkeit" führe der Bauernverband mit seiner
Blockadehaltung jedoch bisher ad absurdum.

"Viele Branchen müssen sich in Zeiten von Klimakrise und
Artensterben neu aufstellen. Aber wohl kaum eine hat dafür so viel
Steuergeld zur Verfügung wie die Landwirtschaft. Leider nur
theoretisch - denn statt in Lösungen für den Wandel zu investieren,
verhindert der Deutsche Bauernverband eine Umverteilung der derzeit
knapp 60 Milliarden Euro EU-Subventionen", sagt
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. "Durch sein Festhalten am
verschwenderischen und umweltschädlichen System der pauschalen
Flächenprämien verspielt der DBV die Zukunft vieler seiner
Mitglieder." Der NABU wirft dabei der Bundesregierung vor, bei den
Haushalts- und Agrarverhandlungen in Brüssel der Linie der von
DBV-Präsident Rukwied zu folgen und den Rat ihrer wissenschaftlichen
Berater und der Rechnungshöfe zu ignorieren.

Bundesagrarministerin Julia Klöckner müsse nun den Mut haben, auch
ohne Zustimmung des mächtigen Lobbyverbands DBV einen klaren Fahrplan
für die Umwandlung der pauschalen Flächensubventionen vorzulegen und
auf EU-Ebene zu vertreten. Jährlich 15 Milliarden Euro müssten dabei
konkret für Naturschutzmaßnahmen fließen, damit sich der Erhalt der
Artenvielfalt für Landwirte auch lohne. Hierfür müssten sich auch
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesfinanzminister Olaf Scholz in
Brüssel einsetzen, wo im Herbst über den EU-Haushalt für das nächste
Jahrzehnt verhandelt wird.

Ein Fahrplan für eine zukunftsfähige und nachhaltigere
EU-Agrarpolitik, die künftig die Leistung für den Naturschutz statt
rein pauschal die Fläche honoriert, könne sich zudem positiv auf den
Stellenwert der Landwirtschaft in der Gesellschaft auswirken, indem
ihre wichtige Funktion für den Erhalt der Kulturlandschaft wieder in
den Blickpunkt rückt. Vermutlich würden sich die Landwirtinnen und
Landwirte dann auch wieder besser vom DBV und der
Landwirtschaftsministerin vertreten fühlen. Eine forsa-Umfrage unter
Landwirten zeigt, dass sich nur zwei Prozent der Bäuerinnen und
Bauern vom DBV gut vertreten fühlen, 56 Prozent hingegen fühlen sich
schlecht oder eher schlecht vertreten. Doch auch von Julia Klöckner
fühlen sich zwei Drittel der Landwirte schlecht repräsentiert. Die
Umfrage zeigt ebenfalls auf, dass 87 Prozent der Landwirte bereit
wären, mehr für den Naturschutz zu tun, wenn dies entlohnt würde.

Dass der DBV die Zukunft der Betriebe durch immer weitere
Produktionssteigerungen sehe und Umweltproblemen vor allem mit
technischen Hilfsmitteln begegnen wolle, werde laut NABU den
Ansprüchen der Gesellschaft und auch vieler Landwirte nicht mehr
gerecht. Zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung von Grün- und
Ackerland seien pro Betrieb mindestens zehn Prozent nicht-produktiver
naturnaher Flächenanteile notwendig. Zusätzlich müssten
Extensivierungsmaßnahmen gefördert werden. In diesem Zusammenhang hat
der NABU konkrete Forderungen an die zukünftige Ackerbaustrategie der
Bundesregierung formuliert.

NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: "Der DBV hat jetzt die
Möglichkeit zu zeigen, dass er die Erwartungen und Wünsche der
Gesellschaft verstanden hat und sich auf den Weg hin zu einer
nachhaltigeren Landwirtschaft machen will. Dies bedeutet, dass wir
vor allem mehr Raum für die Natur in Form von Brachen, Säumen und
Hecken brauchen. Außerdem muss das Problem der Überdüngung und zu
hoher Pestizideinsätze schnell und ehrgeizig angegangen werden.
Bisher hat sich, wenn überhaupt, nur die Rhetorik des DBV
verändert. Grundsätzlich schwingt bei allem aber immer noch eine
Anspruchshaltung mit, die von gestern ist. Der Steuerzahler kann für
sein Geld mehr Umweltleistungen erwarten, nicht der Agrarsektor noch
mehr Geld frei Haus vom Staat."

Mehr Infos:
www.nabu.de/bauerntag
www.nabu.de/ackerbaustrategie
forsa-Umfrage: www.NABU.de/umfrage-landwirtschaft
Kostenfreie Pressebilder und Grafiken:
www.NABU.de/pressebilder_landwirtschaft



Pressekontakt:
Konstantin Kreiser, NABU-Leiter globale und EU-Naturschutzpolitik,
Mobil +49 (0) 172-4179730, E-Mail: Konstantin.Kreiser@NABU.de

NABU-Pressestelle
Kathrin Klinkusch | Iris Barthel | Britta Hennigs | Silvia Teich
Tel. +49 (0)30.28 49 84-1510 | -1952 | -1722 | -1588

Original-Content von: NABU, übermittelt durch news aktuell


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