(Registrieren)

Kölner Stadt-Anzeiger: Ex-Präsident des NRW-Verfassungsgerichtshofs macht Karlsruhe mitverantwortlich für Erstarken des Rechtextremismus

Geschrieben am 25-06-2019

Köln (ots) - Michael Bertrams: Hoher Anteil an der zunehmenden
Unverfrorenheit - Entzug von Grundrechten nach Artikel 18 "nicht
zielführend"

Köln. Der frühere Präsident des Verfassungsgerichtshofs für
Nordrhein-Westfalen, Michael Bertrams, macht das
Bundesverfassungsgericht mitverantwortlich für das Erstarken
rechtsextremer Kräfte in Deutschland. "Der liberale Umgang des
Bundesverfassungsgerichts mit der Meinungsfreiheit von Neonazis hat
meines Erachtens einen hohen Anteil an der zunehmenden
Unverfrorenheit ihres Auftretens und daran, dass diese Neonazis bei
uns ein bedrohliches Klima geschaffen haben", schreibt der Jurist im
"Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag-Ausgabe). Er wandte sich gegen
Versuche, einzelnen AfD-Funktionären und anderen rechtsextremen
Hetzern unter Berufung auf Artikel 18 des Grundgesetzes das
Grundrecht auf Ausübung der Meinungsfreiheit zu entziehen. Dies hatte
zuerst Ex-Generalsekretär Peter Tauber ins Gespräch gebracht.
Innenminister Horst Seehofer griff den Vorschlag auf.

Die Äußerungen bestimmter AfD-Mitglieder seien zwar "widerwärtig
und nur schwer erträglich", unterstrich Bertrams. Das
Bundesverfassungsgericht stelle sie jedoch - wie seine Rechtsprechung
zur Demonstrationsfreiheit für Neonazis zeige - als "politisch
missliebig" unter den Schutz der in Artikel 5 gewährleisteten
Meinungsfreiheit, solange entsprechende Äußerungen die Grenze zur
Strafbarkeit - etwa zur Volksverhetzung - nicht überschritten. "Es
ist von daher ausgeschlossen, verfassungsrechtlich legitimierte
Meinungsäußerungen allein schon wegen ihrer Anstößigkeit der Ebene
einer aggressiv kämpferischen Haltung zuzuordnen und darin gar eine
Gefährdung unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu
sehen."

Die Karlsruher Rechtsprechung könne "nicht darüber hinwegtäuschen,
dass es sich bei den von Tauber und Seehofer in den Blick genommenen
AfD-Politikern um geistige Brandstifter handelt. Fraglich bleibt, wie
ihnen beizukommen ist. Eine Anwendung von Artikel 18 wäre nach
Bertrams' Ansicht "nicht zielführend". Es würde den AfD-Funktionären
den Einwand erlauben, man wolle sie mundtot machen.

Bertrams hatte als Präsident des Oberverwaltungsgerichts in
Münster mehrfach Versammlungsverbote für Aufmärsche von Neonazis
verhängt, die später von Karlsruhe mit Rücksicht auf die Meinungs-
und Demonstrationsfreiheit aufgehoben wurden



Pressekontakt:
Kölner Stadt-Anzeiger
Newsdesk
Telefon: 0221 224 2080

Original-Content von: Kölner Stadt-Anzeiger, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

691775

weitere Artikel:
  • Hasswelle überrollt Kommunen - Repräsentative Umfrage: Zahl der körperlichen Angriffe auf Bürgermeister und Gemeinderäte nimmt zu! 2 von 3 Kommunen hatten direkten Kontakt mit Reichsbürgern! (FOTO) Berlin (ots) - In jeder zwölften Stadt und Gemeinde in Deutschland sind Mitarbeiter oder Amtsträger Opfer körperlicher Gewalt im Amt geworden. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Magazins KOMMUNAL. Demnach hat sich die Zahl der Gewaltattacken innerhalb von zwei Jahren um 25 Prozent erhöht. Im Jahr 2017 gaben bei einer gleichen Erhebung des Magazins sechs Prozent aller Kommunen an, dass Bürgermeister, Mitarbeiter oder Gemeinderäte angegriffen wurden, jetzt sind es acht Prozent. Ähnlich wie damals sind Bürgermeisterinnen mehr...

  • NABU: Verspielt der Bauernverband die Zukunft seiner Mitglieder? Berlin (ots) - Der NABU fordert den Deutschen Bauernverband zum Start des Deutschen Bauerntages in Sachsen auf, endlich die Chancen für einen sozial und umweltverträglichen Wandel der Landwirtschaft zu nutzen. Diese würden bei den laufenden EU-Agrarverhandlungen geradezu auf dem Silbertablett präsentiert. Ein Fahrplan zum ökologischen Umbau der milliardenschweren Subventionen könnte den meisten Betrieben Planungssicherheit, eine wirtschaftliche Perspektive und gesellschaftliche Wertschätzung zurückgeben. Das diesjährige Motto "Wandel mehr...

  • INSM-Vorschlag #ArbeitLohntSichRente: Mit Freibetrag Altersarmut gezielt bekämpfen Berlin (ots) - Nahezu alle Grundsicherungsempfänger sollen von einer Ausweitung des Freibetrags für Altersvorsorgeeinkommen profitieren. Wer mit Beiträgen in die gesetzliche Rentenversicherung vorgesorgt hat, soll bis zu 200 Euro zusätzlich zur Grundsicherung im Alter bekommen. Das sieht die #ArbeitLohntSichRente der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) vor, die heute in Berlin veröffentlicht wurde. Bereits seit 2018 gilt für Empfänger der Grundsicherung im Alter ein Freibetrag für Einkünfte aus privater oder betrieblicher mehr...

  • PwC-Trendanalyse: Schneller Termin beim Facharzt: Service kommt noch nicht bei den Versicherten an Düsseldorf (ots) - Nur 13 Prozent der Deutschen haben bereits die Terminservicestellen genutzt, um einen schnelleren Termin beim Facharzt zu bekommen // Jeder Dritte würde alle medizinischen Informationen für die elektronische Patientenakte preisgeben // 44 Prozent machen sich aber Gedanken um das Thema Datenschutz // Lediglich 36 Prozent besitzen einen Organspendeausweis - Bürger bei Neuregelung zur Organspende gespalten Die Hotline ist bereit - doch keiner ruft an. So könnte es ab Januar 2020 den Terminservicestellen im deutschen mehr...

  • Deutscher Bauerntag in Leipzig / Stephan Protschka: "Familienbetriebe statt Agrarfabriken!" Berlin (ots) - Von Mittwoch bis Donnerstag, 26. bis 27. Juni 2019, wird der diesjährige Deutsche Bauerntag des Deutschen Bauernverbandes (DBV) in Leipzig stattfinden. Er steht unter dem Motto "Wandel braucht Verlässlichkeit". AfD-Bundesvorstandsmitglied Stephan Protschka erklärt dazu: "Der Deutsche Bauerntag ist ein bewährtes Forum des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Es erlaubt den Landwirten mitgestaltend tätig zu werden. Davon brauchen wir unbedingt mehr. Seit Jahren habe ich den Eindruck, dass Politik und Gesellschaft mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht