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WDR-Umfrage zu sexuellem Kindesmissbrauch: mindestens 566 Verdachtsmeldungen bei Jugendämtern

Geschrieben am 19-05-2019

Köln (ots) -

Sperrfrist: 19.05.2019 15:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.


- WDR-Erhebung nach Lügde unter Jugendämtern: 75 Prozent
nahmen teil
- Personalausstattung und Standards nicht einheitlich
- Arbeitsbelastung regional sehr unterschiedlich

Das Thema sexueller Kindesmissbrauch beschäftigt viele Jugendämter in
NRW. Das geht aus einer Erhebung bei allen NRW-Jugendämtern hervor,
die der WDR nach den Kindesmissbrauchsfällen von Lügde durchgeführt
hat. An der WDR-Umfrage nahmen 139 von insgesamt 186 Ämtern teil.
Demnach verzeichneten Jugendämter in Nordrhein-Westfalen 2018
mindestens 566 Verdachtsmeldungen auf sexuellen Kindesmissbrauch.
Damit gingen im vergangenen Jahr im Schnitt bei diesen Kommunen fünf
solcher Verdachtsmeldungen ein.

Familienminister Stamp: mehr Expertise bei sexualisierter Gewalt
nötig

Anders als in der Polizeilichen Kriminalstatistik NRW wird in den
Jugendämtern sexuelle Gewalt nicht einheitlich erfasst und
bearbeitet. 37 Kommunen haben zu Verdachtsmeldungen bei dieser Form
der Kindeswohlgefährdung keine Angaben gemacht, da sie diese
statistisch nicht oder anders erfassen. Familien- und Jugendminister
Joachim Stamp (FDP) wünscht sich im "Westpol"-Interview daher auch
bei den Jugendämtern mehr Klarheit in solchen Fällen. Er wolle dafür
sorgen, dass "in jedem kleinen Jugendamt" die entsprechende Expertise
"nicht nur bei Kindeswohlgefährdungen, sondern speziell bei
sexualisierter Gewalt gegen Kinder" vorhanden sei.

Viele Fälle pro Mitarbeiter - trotz mehr Personals

Einige Kommunen klagen über massive Überlastung. "Irgendwann ist auch
der Ofen aus. Wenn uns nicht geholfen wird, dann wird irgendwann
dieses System zwangsläufig implodieren", so Alfred Sonders (SPD). Der
Bürgermeister von Alsdorf sagt, er könne aufgrund einer
Haushaltssperre keine neuen Jugendamtsmitarbeiter einstellen und
warnt: Wenn die Kommunen nicht mehr Mittel von Bund und Land bekämen,
werde es "Probleme geben, und das wollen wir alle nicht hoffen".

Bei der Arbeit im allgemeinen sozialen Dienst der Jugendämter zeigt
die WDR-Erhebung große regionale Unterschiede. 40 Prozent der
teilnehmenden Ämter haben dazu Angaben gemacht - und in diversen
Kommunen müssen sich einzelne Mitarbeiter um sehr viele Fälle
kümmern. In Rösrath beispielsweise kamen demnach durchschnittlich 101
Fälle auf eine Planstelle, im Kreis Siegen-Wittgenstein 97 und in
Gelsenkirchen 79. Eine niedrige Fallrelation gaben Goch (23),
Erkelenz (18) und Schwerte (16) an. Im Durchschnitt liegt die
Fallrelation in der WDR-Umfrage bei 39. Die Bundesarbeitsgemeinschaft
Allgemeiner Sozialer Dienst hatte sich bereits vor einigen Jahren für
eine Fallzahlobergrenze von 35 pro Stelle ausgesprochen.

Die Ämter sind personell sehr unterschiedlich ausgestattet. Vier etwa
gleich große Städte mit etwa 100.000 Einwohnern hatten 2018
unterschiedlich viele Planstellen im Allgemeinen Sozialen Dienst:
Vergleichsweise wenige Planstellen meldeten Bottrop (11) und Düren
(14), etwa doppelt so viele Recklinghausen (29) und Remscheid (26,5).
Im Trend hat die Zahl dieser Stellen in diesem Bereich der
Jugendämter seit 2015 aber landesweit zugenommen.

Unterbringung in Pflegefamilien oder in Heimen

Ob die Kinder im Heim oder in Pflegefamilien betreut wurden, war von
Kommune zu Kommune sehr unterschiedlich: Bergisch Gladbach hat mit 76
Prozent einen hohen Heimanteil. Im Kreis Wesel dagegen wurden 83
Prozent der Kinder und Jugendlichen in Pflegefamilien untergebracht.
Landesweit 53 Prozent der Kinder wurden in Pflegefamilien und 47
Prozent in Heimen vermittelt. Bei den 139 an der Umfrage
teilnehmenden Jugendämtern wurden im vergangenen Jahr 9.176
Schutzmaßnahmen zu Kindeswohlgefährdungen ergriffen (ausgenommen
unbegleitete minderjährige Flüchtlinge).

Nach den Missbrauchsfällen von Lügde fragte der WDR auch nach
Verbesserungsvorschlägen. Diverse Kommunen wünschen sich eine bessere
Vernetzung mit Polizei und anderen Behörden. Auch mehr Fortbildungen
zu sexueller Gewalt werden gefordert - sowie die Einführung von
landeseinheitlichen Standards und landesweit definierte Fallgrößen
pro Vollzeitstelle. Anfang Juli will Familienminister Joachim Stamp
eigene Maßnahmen zu besseren Arbeit bei Jugendämtern vorlegen.

Mehr in "Westpol", WDR Fernsehen, 19.5.19, 19:30 Uhr; im WDR Radio
und auf wdr.de

Mit Quellenangabe WDR-Umfrage ab 19.05., 15 Uhr, zur Veröffentlichung
frei.




Pressekontakt:
Westdeutscher Rundfunk
Kommunikation
Tel. 0221 / 220 7100
wdrpressedesk@wdr.de

Original-Content von: WDR Westdeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell


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