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Neue Erhebung der Claims Conference stellt Kritische Lücken bei Holocaust-Kenntnissen in Österreich fest; Mehr als ein Drittel Denkt, dass der Nationalsozialismus Wieder an die Macht Kommen Könnte

Geschrieben am 02-05-2019

Mehrheit der Befragten wusste nicht, dass sechs Millionen Juden im
Holocaust ermordet wurden

New York (ots/PRNewswire) - Julius Berman, der Präsident der
Conference on Jewish Material Claims Against Germany (Claims
Conference), kündigte die Veröffentlichung einer umfassenden Erhebung
über Kenntnisse und Wahrnehmung des Holocaust unter Erwachsenen in
Österreich an. Mehr als die Hälfte der Befragten (56%) wusste nicht,
dass während des Holocaust sechs Millionen Juden ermordet wurden.
Unter den um die Jahrtausendwende Geborenen und der Generation Z
waren es sogar 58 Prozent.

Vergleichbar einer Befragung, die die Claims Conference im April
2018 in den USA durchgeführt hatte (https://c212.net/c/link/?t=0&l=de
&o=2453724-1&h=3336999187&u=http%3A%2F%2Fwww.claimscon.org%2Fstudy%2F
&a=Vergleichbar+einer+Befragung%2C+die+die+Claims+Conference+im+April
+2018+in+den+USA+durchgef%C3%BChrt+hatte), stellte die
österreichische Studie Lücken bei den historischen Fakten und den
Kenntnissen über den Holocaust fest. Die Erhebung ergab ferner, dass
eine erschreckend hohe Anzahl von ÖsterreicherInnen (58 %) angab,
dass so etwas wie der Holocaust in anderen europäischen Staaten
wieder geschehen könnte.

Neonazistische Bewegungen in den Vereinigten Staaten werden von
den ÖsterreicherInnen stärker wahrgenommen als im eigenen Land; 36
Prozent der Befragten gaben an, dass es einen "sehr viele" oder
"viele" Neonazis in Österreich gebe, während 50 Prozent äußerten,
dass es in den USA "sehr viele" oder "viele" Neonazis gebe.

"Dies ist die dritte Befragung, die die Claims Conference im
vergangenen Jahr durchgeführt hat, um Holocaust-Kenntnisse und
-Wahrnehmung global zu messen", erläuterte Julius Berman. Einmal mehr
müssen wir alarmierende Trends hinsichtlich mangelnder Kenntnisse
über den Holocaust feststellen. Ohne entsprechende Vermittlung laufen
wir Gefahr, dass die Geschichte des Holocaust verfälscht und
anderweitig geleugnet wird und dass die Ermordeten vergessen werden.
Effiziente Vermittlung ist das oberste Gebot, um sicher zu stellen,
dass die Ereignisse der Vergangenheit sich nicht wiederholen.

Weitere wichtige Ergebnisse der Erhebung sind:

- Mehr als ein Drittel aller ÖsterreicherInnen (36 %) und 42 Prozent
der um die Jahrtausendwende Geborenen und der Generation Z in
Österreich glauben, dass zwei Millionen oder weniger Juden während
des Holocaust ermordet wurden.
- Eine prozentuale Mehrheit von 38 Prozent der Antwortenden glaubt,
dass der Nationalsozialismus wieder an die Macht kommen könnte,
während 35 Prozent diese Aussage völlig ablehnen und 27 Prozent
neutral oder unsicher sind. 43 Prozent der um die Jahrtausendwende
Geborenen und der Generation Z glauben an das Wiedererstarken des
Nazismus.
- Österreichs kompliziertes Verhältnis zum Holocaust-Vermächtnis des
eigenen Landes wird sichtbar anhand der Mehrheitsmeinung der
ÖsterreicherInnen (68 Prozent), die sagen, dass sie BEIDES waren
Opfer und Täter des Holocaust, während nur 13 Prozent sagen, dass
sie ausschließlich Täter waren.
- Es besteht allgemeiner Konsens darüber, dass die ÖsterreicherInnen
keinen aktiven Widerstand gegen die Nationalsozialisten leisteten;
das sagten 45 Prozent der Antwortenden, die angaben, dass die
ÖsterreicherInnen keine Maßnahmen ergriffen hätten, als Österreich
von Nazi-Deutschland annektiert wurde, während 32 Prozent sagten,
dass die Annexion mit breiter Unterstützung durch die
ÖsterreicherInnen stattgefunden hätten. 16 Prozent der Befragten
waren unschlüssig und sieben Prozent glaubten, dass die
ÖsterreicherInnen mehrheitlich gegen die Annexion waren.
- 28 Prozent der Befragten glauben, dass "sehr viele" oder "viele"
Österreicher gehandelt hätten, um jüdische Menschen zu retten,
während elf Prozent unsicher waren, wie viele es waren oder ob es
überhaupt ÖsterreichInnen gab, die aktiv jüdische Menschen gerettet
haben. Zum historischen Kontext: 109 ÖsterreicherInnen wurden dafür
anerkannt, dass sie Juden während des Holocaust geholfen haben; so
lautet der Eintrag in der Yad Vashem Datenbank für die Gerechten
unter den Völkern.
- Auf die Frage, Todes- oder Konzentrationslager oder Ghettos zu
nennen, von denen sie schon gehört haben, konnten 42 Prozent der
ÖsterreicherInnen das österreichische Todeslager Mauthausen nicht
nennen, ein Todeslager, dass für seine grausamen Haftbedingungen
bekannt war und das nur rund 160 Kilometer von der österreichischen
Hauptstadt Wien entfernt liegt.
- Selbst bei Antworten, die auf fundierte Kenntnisse über bekannte
Holocaust-Protagonisten schließen ließen, wurde ein weitgehender
Mangel an geografischer und historischer Sachkenntnis festgestellt.
So kannten etwa 80 Prozent der Antwortenden Anne Frank, doch nur 20
Prozent konnten die Niederlande als Verfolgungsland des Holocaust
anführen, wo Anne Frank in einem Hinterhaus im Versteck gelebt
hatte und schließlich von der Gestapo verhaftet wurde.
- Während 51 Prozent den Österreicher Adolf Eichmann, den Verwalter
und Organisator von Hitlers Endlösung, kannten, wussten nur 14
Prozent, dass Eichmann Österreicher war.

Positiv festzuhalten ist, dass 75 Prozent der Befragten es für
wichtig halten, dass Holocaust-Vermittlung auch weiterhin
stattfindet; 82 Prozent sagen, dass alle SchülerInnen im
Schulunterricht über den Holocaust unterrichtet werden sollen, und 76
Prozent glauben, er verpflichtend in den Schulen unterrichtet werden
soll. Die Ergebnisse der Studie zu Kenntnis und Wahrnehmung des
Holocaust in den USA (https://c212.net/c/link/?t=0&l=de&o=2453724-1&h
=668706974&u=http%3A%2F%2Fwww.claimscon.org%2Fstudy%2F&a=USA) und
Kanada (https://c212.net/c/link/?t=0&l=de&o=2453724-1&h=2030203822&u=
http%3A%2F%2Fwww.claimscon.org%2Fstudy-canada%2F&a=Kanada) kommen
übrigens zu vergleichbaren Ergebnissen.

Der Taskforce für Befragungen unter der Leitung von Matthew
Bronfman, Mitglied des Board of Directors der Claims Conference,
gehören Holocaust-Überlebende, VertreterInnen von Museen,
Bildungseinrichtungen und führenden NGOs aus dem Bereich der
Holocaust-Vermittlung an, so u.a.: Yad Vashem, United States
Holocaust Memorial Museum, Claims Conference und George Washington
University.

Greg Schneider, Executive Vice President der Claims Conference
erläuterte: "Es reicht nicht aus, dass eine große Mehrheit in den
österreichischen, amerikanischen und kanadischen Studien glaubt, dass
der Holocaust im Schulunterricht vermittelt werden sollte, wir müssen
mehr daransetzen, dass es auch umgesetzt wird."

Matthew Bronfman, der Vorsitzende der Taskforce sagte: "Es ist
deutlich, dass wir vor einem Problem stehen, wenn 42 Prozent der um
die Jahrtausendwende Geborenen und der Generation Z glauben, dass
weniger als zwei Millionen Jüdinnen und Juden während des Holocaust
ermordet wurden. Wir scheitern offenbar darin, unsere jungen Menschen
zu unterrichten und die Folgen werden furchtbar sein."

Oskar Deutsch, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinden in
Österreich und Wien, erklärte: "Der Mangel an Wissen bei vielen
Österreichern, der durch diese Studie aufgedeckt wurde, zeigt eine
wichtige Aufgabe nicht nur für Lehrer und Politiker, sondern für die
ganze Gesellschaft. Der richtige Umgang mit antisemitischen Vorfällen
heute und falschen Darstellungen der Shoah ist entscheidend."

Weitere signifikante Feststellungen sind:

- 13 Prozent der um die Jahrtausendwende Geborenen und der Generation
Z glauben, dass die Zahl der ermordeten Juden weit übertrieben
sind, während 10 Prozent unsicher sind.
- 27 Prozent der Befragten glauben, dass das jüdische Volk einen
weiteren Völkermord erleben könnte, während 35 Prozent völlig
gegenteiliger Ansicht waren und 38 Prozent neutral oder unsicher
waren.
- Nahezu zwei Drittel der Befragten (63Prozent) sagen, dass sich
aktuell weniger Menschen mit dem Holocaust beschäftigen, als das
früher der Fall war.

Methodik und Stichprobe der Befragung

Die Holocaust Knowledge and Awareness Study wurde von der Claims
Conference beauftragt. Die Daten wurden in deutscher Sprache erhoben
und von Schoen Consulting anhand einer repräsentativen Stichprobe von
1000 österreichischen Erwachsenen mittels Interviews, die über
Festnetz, mobile Telefone und Online geführt wurden, analysiert. Die
Befragten wurden nach dem Zufallsprinzip ermittelt und stellen eine
demographisch repräsentative Stichprobe der Erwachsenenbevölkerung in
Österreich dar.

Für weitere Informationen besuchen Sie bitte: www.claimscon.org

Über uns: Die Conference on Jewish Material Claims Against Germany
(Claims Conference), eine Nonprofit-Organisation mit Büros in New
York, Tel Aviv und Frankfurt, steht ein für die materielle
Entschädigung von Holocaust-Überlebenden weltweit. 1951 von
Vertretern von 23 bedeutenden internationalen jüdischen
Organisationen gegründet, verhandelt die Claims Conference Gelder und
verteilt diese an Einzelpersonen und Organisationen. Sie betreibt
ferner die Rückgabe von während des Holocaust gestohlenen
Vermögenswerten. Infolge von Verhandlungen der Claims Conference hat
die Bundesrepublik Deutschland seit 1952 mehr als

$ 70 Milliarden für Entschädigungszahlungen an Einzelpersonen für
deren Leiden und Verfolgung durch die Nationalsozialisten geleistet.
In diesem Jahr verteilt die Claims Conference mehr als $ 350
Millionen als direkte Entschädigungszahlungen an rund 60.000
Überlebende in

83 Ländern. Sie vergibt darüber hinaus rund $ 550 Millionen an
über 200 Sozialeinrichtungen weltweit, die Dienstleistungen wie
häusliche Betreuung, Essen und Medikamente für Holocaust-Überlebende
bereitstellen.



Pressekontakt:
Cornelia Levi
press@claimscon.org

Original-Content von: Conference on Jewish Material Claims Against Germany, übermittelt durch news aktuell


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