(Registrieren)

Kölner Stadt-Anzeiger: Kardinal Walter Kasper will kirchliche Verwaltungsgerichte Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal - Theologe widerspricht emeritiertem Papst Benedikt XVI.

Geschrieben am 01-05-2019

Köln (ots) - Köln. Als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal in
der katholischen Kirche fordert der emeritierte Kurienkardinal Walter
Kasper die Einführung innerkirchlicher Verwaltungsgerichte als
Beschwerde-Instanzen. Im Interview mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger"
(Mittwoch-Ausgabe) sprach sich Kasper zudem für neue Formen der
Gemeindeleitung in der katholischen Kirche aus. Kasper widersprach
seinem Mitbruder, Kardinal Gerhard Müller, der es für unmöglich hält,
dass in Verwaltungsgerichten Laien über Bischöfe zu Gericht sitzen
könnten. "Das sehe ich anders. Es geht ja nicht um ein Urteil über
Personen, sondern über deren Entscheidungen", sagte Kasper. "Von
einem Bischof zu verlangen, dass er seine eigenen Gesetze oder die
Gesetze Roms einhält, ist weder unbillig noch schränkt es den Bischof
ungebührlich ein. Es würde seiner Autorität im theologischen Sinne
nichts nehmen, sondern im Gegenteil seine Autorität stärken, zu mehr
Transparenz und Glaubwürdigkeit beitragen." Die Kirche könne von der
Demokratie lernen, betonte Kasper. "Wenn wir zu Recht über
arroganten, selbstverliebten Klerikalismus und Machtmissbrauch in der
Kirche klagen, dann müssen wir doch auch sehen, welche Formen von
Machtbegrenzung und Machtkontrolle sich anderswo bewährt haben, etwa
in demokratischen Gemeinwesen."

Der Kardinal hält neue Formen von Gemeindeleitung angesichts der
sinkenden Zahl von Priestern für unerlässlich. Im Sinne einer
Moderation des Gemeindelebens gebe es keine grundsätzlichen
Hindernisse für Leitung durch Laien. "Ich bin ein entschiedener
Gegner dieser am Schreibtisch entwickelten bürokratischen Monster von
Großpfarreien, die jetzt allerorten gegründet werden, nur weil wir
nicht mehr genügend Priester haben. Als könnte man so die Kirche
retten", sagte Kasper. Im Streit über die tieferen Ursachen des
Missbrauchsskandals widersprach Kasper dem emeritierten Papst
Benedikt XVI., der die 68er und die Theologengeneration nach dem
Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) für einen Niedergang der
Moral auch in der Kirche verantwortlich gemacht hatte. "Solche
Schuldzuweisungen helfen nicht weiter", sagte Kasper und erinnerte
daran, dass Benedikt alias Joseph Ratzinger selbst ein Theologe des
Konzils sei. "Dass im Zuge von 68 manches zusammengebrochen ist an
Normen und Strukturen, das stimmt schon. Aber nicht allem muss man
nachtrauern, und es ist ja auch viel Neues, Gutes aufgebrochen.
Joseph Ratzingers bzw. Benedikts XVI. Sicht auf 68 rührt - soweit ich
sehe - von eigenen schlechten Erfahrungen in jener Zeit her", so
Kasper.

https://www.ksta.de/politik/kardinal-kasper--man-kann-missbrauch-j
a-nicht-einfach-fuer-ueberwunden-erklaeren--32451958



Pressekontakt:
Kölner Stadt-Anzeiger
Newsdesk
Telefon: 0221 224 2080

Original-Content von: Kölner Stadt-Anzeiger, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

684461

weitere Artikel:
  • Terminankündigung: Bundesthemenbeauftragter für Sucht- und Drogenpolitik auf der Hanfmesse in Dortmund Berlin/Dortmund (ots) - Am kommenden Wochenende findet in Dortmund die Cannabis Expo (CNBS) statt [1]. Auf der dreitägigen Messe rund um das Thema Hanf und Cannabis hält Andreas Vivarelli, Bundesthemenbeauftragter für Sucht- und Drogenpolitik der Piratenpartei, einen Vortrag zum Thema "Cannabisrezept nur für Privatversicherte?" Wo: Messe Dortmund (Westfalenhallen), Rheinlanddamm 200, 44139 Dortmund Wann: Samstag, 04. Mai um 16:00 Uhr "Bis heute gibt es keine flächendeckende Versorgung mit der Hanfblütentherapie. mehr...

  • Der Tagesspiegel: Regierung nennt AfD weiterhin "Prüffall" des Verfassungsschutzes/ Trotz Gerichtsbeschluss hält Innenminister Seehofer an öffentlicher Einstufung der Partei fest Berlin (ots) - Trotz eines gerichtlichen Verbots bezeichnet die Bundesregierung die AfD weiterhin öffentlich als einen "Prüffall" des Verfassungsschutzes. So hat nach "Tagesspiegel"-Informationen (Donnerstagsausgabe) zuletzt der Staatssekretär des Bundesinnenministeriums Hans-Georg Engelke (CDU) im April in einer schriftlichen Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von einer "weiteren Bearbeitung des Prüffalls" gesprochen. Zuvor hatte sich der Parlamentarische Staatssekretär Marco Wanderwitz (CDU) im März bereits ähnlich geäußert. mehr...

  • neues deutschland: Bündnissprecherin: "Unteilbar" plant "Sommer der Solidarität" vor der Landtagswahl in Sachsen Berlin (ots) - Das Bündnis "Unteilbar" plant einen "Sommer der Solidarität" in Sachsen. Dessen Auftakt bilde eine Demonstration in Leipzig am 6. Juli, den Abschluss eine Kundgebung in der Landeshauptstadt Dresden am 24. September, eine Woche vor der Landtagswahl. Der Zeitpunkt der Kampagne sei nicht zufällig gewählt, sagte Ana-Cara Methmann, Sprecherin des "Unteilbar"-Bündnisses, "neues deutschland". "Nach der Landtagswahl am 1. September steht bei der Regierungsbildung eine Beteiligung der AfD im Raum", so Methmann. "Die Zeit, in mehr...

  • neues deutschland: Kommentar zum Putschversuch in Venezuela: Guaidó spielt mit dem Feuer Berlin (ots) - Juan Guaidós Versuch, den venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro durch einen Militärputsch aus dem Amt zu drängen, wirkt auf seltsame Art und Weise improvisiert. Offenbar wollte der venezolanische Oppositionsführer mit den inszenierten Bildern, die ihn neben Soldaten und seinem aus dem Hausarrest befreiten Mentor Leopoldo López zeigten, eine Kettenreaktion in Gang setzen. Zwar ist nicht ausgeschlossen, dass Guaidó doch noch einen Trumpf in der Hinterhand hält. Nur deutet bisher nicht viel darauf hin. Mit ein paar mehr...

  • Frankfurter Rundschau: Keine Gewinner, nirgends Frankfurt (ots) - Die Eskalation verdeutlicht die Pattsituation der Lager. Die besteht im Grund seit dem 23. Januar, als Guaidó sich zum Interimspräsidenten erklärte. Seither ist es ihm nicht gelungen, Maduro aus dem Amt zu drängen. Die Folgen sind dramatisch für alle und die beste Nachricht, dass keine Seite den Machtkampf in einen bewaffneten Bürgerkrieg verwandelte. Damit das so bleibt, sind beschwichtigende Töne wie die von Außenminister Heiko Maas nötig. Die Bundesregierung sollte sich allerdings nicht nur hinter Guaidó stellen, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht