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Börsen-Zeitung: Klare Ansagen der Fed, Marktkommentar von Kai Johannsen

Geschrieben am 11-01-2019

Frankfurt (ots) - Die Signale seitens der US-Zentralbank Fed in
Sachen künftiger Gangart in der Zinspolitik werden immer deutlicher.
Immer mehr zeichnet sich ab, dass die Marktteilnehmer nicht mehr
allzu viel bei den Zinserhöhungen zu erwarten haben und somit nun das
Ende der Fahnenstange in greifbare Nähe gerückt ist, wenn es nicht
schon erreicht ist. Dieser Tage kann man fast schon den Eindruck
gewinnen, dass die Fed es ein wenig eilig damit hat, ihre Geduld auf
dem Weg zu höheren Zinsen zu signalisieren.

Viele Teilnehmer des Offenmarktausschusses, der die Zinsbeschlüsse
fasst, sind laut dem in der abgelaufenen Woche vorgelegten Protokoll
der Meinung, dass die Fed nun Geduld bei der weiteren Zinsstraffung
aufbringen sollte. Das war zur Wochenmitte bereits ein klares Signal.
Am Donnerstag wurde die Ansage dann noch ein wenig deutlicher. Trotz
des Booms am US-Jobmarkt, auf diesen weisen Befürworter weiterer
Zinserhöhungen ja allzu gern hin, sieht nun auch Fed-Chef Jerome
Powell keinen Grund zur Eile bei weiteren Zinserhöhungen. Sein Haus
könnte in Anbetracht des geringen Inflationsdrucks durchaus geduldig
sein, erklärte er in Washington. Die Notenbank sei nicht auf zwei
Zinserhöhungen für dieses Jahr festgelegt, das sei kein Plan der Fed.
Zwei Erhöhungen für 2019 gelten derzeit als die Prognose der
Währungshüter.

Nur kurze Zeit später meldete sich dann James Bullard, Präsident
der Federal Reserve von St. Louis, zu Wort. Er wurde noch deutlicher
als Powell. Er bezeichnete den Zinsschritt vom Dezember bereits als
"überzogen". Er habe dagegen argumentiert. Bullard vertrat die
Ansicht, dass die Fed keine weiteren Zinserhöhungen mehr projizieren
sollte. Und schließlich findet Bullard auch, dass die US-Notenbank
mit Blick auf Zinsanhebungen "am Ende der Straße" angekommen sei. Die
Fed müsste seiner Meinung nach nun aufpassen, nicht zu aggressiv zu
werden und damit womöglich die Inversion der US-Zinskurve
herbeizuführen. Eine Inversion gilt als Signal für eine aufziehende
Rezession.

Das ist schon starker Tobak, der da aus der US-Zentralbank kommt.
Als die Fed mit ihren Zinserhöhungen vor gut drei Jahren im Dezember
2015 begann, prognostizierten viele Marktteilnehmer schon recht hohe
Zinsniveaus, wenn die Fed denn mal am Ende des Zyklus angekommen sein
sollte. Mitunter war von knapp unter 4 Prozent beim US-Leitzins (Fed
Funds) die Rede. Da war wohl oftmals der Wunsch Vater des Gedankens
nach Jahren des Null- und Negativzinses an den Märkten. Nach dem
Zinsschritt im Dezember 2018 ist die Fed mit der aktuellen Spanne
beim Zielsatz für US-Tagesgeld von derartigen Niveaus immer noch ein
gutes Stück entfernt. Vielleicht ist dieses Niveau auch der Endstand
des laufenden Zyklus, und die Marktteilnehmer sollten sich von
weiteren Steigerungen gänzlich verabschieden und damit eben auch von
den zwei für dieses Jahr erwarteten Anhebungen.

Denn von den Finanzmärkten, aber auch aus der Wirtschaft kommen
klare Signale, die die Fed vielleicht mit zu ihren klaren Ansagen
motiviert haben könnten. Die US-Industrie hat jüngst deutlich an
Schwungkraft verloren. Nach den guten Jahren - immerhin zehn an der
Zahl - könnten sich nun magere Jahre einstellen. Ein wenig Pulver hat
sich die Fed mit ihren Zinserhöhungen bereitgelegt, wenn sie der
Wirtschaft bei einem Abschwung, der sich immer mehr andeutet, wieder
stützend unter die Arme greifen muss. Ob dieses Niveau beim Leitzins,
das deutlich unter den Niveaus vergangener Zinszyklen liegt, dafür
ausreichend sein wird, muss sich dann erst noch herausstellen. Es
wird davon abhängig sein, wie tief und lang die Rezession in den USA
ausfallen wird.

Solche Signale in Richtung Rezession kommen aber nicht nur von der
Wirtschaft, sondern auch vom Bondmarkt. Dort ist die Kurve im Verlauf
des vergangenen Jahres immer stärker abgeflacht. Gegen Ende 2018 kam
es dann zur Inversion, allerdings bislang nur im kurz- bis
mittelfristigen Laufzeitenbereich. Das ist auch aktuell noch so: Am
Freitag der abgelaufenen Woche lagen die zweijährigen
Staatsanleiherenditen mit 2,55 Prozent über den fünfjährigen
Anleiherenditen. Ein großer Abstand zu den zehnjährigen Sätzen
besteht auch nicht mehr. Zehnjährige US-Staatsanleihepapiere
rentieren mit gut 2,7 Prozent - sie sind jüngst kräftig
zurückgefallen. Das ist auch bei der Fed alles nicht unbemerkt
geblieben, wie die jüngsten Äußerungen zeigen. Man sollte sich besser
darauf einstellen, dass die Fed die Wende nach unten vorbereitet.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

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