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Deutsche Autokonjunktur knickt im Gesamtjahr 2018 knapp unter Nulllinie - 2019 droht das nächste Minus

Geschrieben am 18-12-2018

Düsseldorf (ots) - Als Folge der Einführung des neuen
Abgas-Prüfzyklus WLTP ist der deutsche Automobilmarkt erstmals seit
2014 wieder geschrumpft / Kräftige Verwerfungen und Einbruch im
zweiten Halbjahr / Wegen der Unsicherheit unter Verbrauchern und
Firmen rechnet PwC auch 2019 mit einem Minus / Erheblicher Rückgang
im britischen Markt / Dieselkrise führt europaweit zu weiteren
Umbrüchen / Auch die USA und China zeigen strukturelle Veränderungen
mit negativen Auswirkungen

Als Folge der Verwerfungen rund um den neuen Prüfzyklus "WLTP"
dürften die Neuzulassungen im deutschen Automobilmarkt in diesem Jahr
um 0,4 Prozent sinken- der erste Rückgang überhaupt seit 2014. Doch
damit nicht genug: Denn im kommenden Jahr droht bereits das nächste
Minus, zeigen Prognosen der Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaft PwC. "Der unmittelbare Effekt durch die
Umstellung auf WLTP fällt zwar weg. Allerdings dürften die Ereignisse
der vergangenen Monate viele Autokäufer hierzulande derart
verunsichert haben, dass wir trotz ansonsten stabiler
Binnenkonjunktur auch für 2019 mit schwachen Neuzulassungszahlen
rechnen", sagt Felix Kuhnert, Global Automotive Leader bei PwC.
Gleichwohl: Selbst beim prognostizierten Rückgang von nochmals 1,0
Prozent würden 2019 in Deutschland immer noch knapp 3,4 Mio. Pkw
zugelassen werden - ca 30.000 Autos weniger als in diesem Jahr. "Im
mittel- und langfristigen Vergleich sind das weiterhin hohe
Zulassungszahlen", betont PwC-Experte Kuhnert.

Tatsächlich handelt es sich bei dem Minus hierzulande lediglich um
eine Delle, während der zweitgrößte europäische Automarkt - nämlich
Großbritannien - momentan einen regelrechten Einbruch erlebt. Nachdem
die Neuzulassungen schon im vergangenen Jahr um 5,7 Prozent abgesackt
waren, zeichnet sich für dieses Jahr ein regelrechter Crash von 7,0
Prozent ab. Auch für 2019 stehen die Zeichen bei einem von PwC
vorhergesagten Minus von 3,0 Prozent nicht wirklich auf Erholung.
"Auf dem britischen Markt kommt alles zusammen, nämlich einmal die
natürliche Abkühlung nach mehreren Boomjahren, dann die
Verunsicherung der Käufer durch den Brexit - und schließlich der
Verfall des britischen Pfunds, der zur Folge hat, dass sich für die
Hersteller der Verkauf von importierten Fahrzeugen kaum noch
rechnet", sagt Christoph Stürmer, Global Lead Analyst von PwC
Autofacts.

Weitere Erholung im Frankreich und Spanien, Wachstumspause in
Italien

Auf anderen europäischen Kernmärkten ist die Lage zwar besser -
allerdings unterm Strich trotzdem deutlich schlechter als vor einem
Jahr prognostiziert. "Der WLTP-Knick macht sich überall bemerkbar,
selbst in Frankreich, wo sich der Automarkt nach einem Plus von 4,7
Prozent im vergangenen Jahr eigentlich auf gutem Erholungskurs
befand", sagt Stürmer. Gingen die Zulassungen bis zur Jahresmitte
noch deutlich nach oben, ließ die Dynamik im zweiten Halbjahr
deutlich nach. "Hinzu kommen die angekündigten Steuererhöhungen auf
Kraftstoffe, die die Zahlen für den November und Dezember nochmals
deutlich belasten dürften", schätzt Stürmer. Insgesamt geht PwC für
dieses Jahr trotzdem noch von einem Zuwachs von 4,1 Prozent aus,
bevor der negative Trend 2019 endgültig durchschlägt. "Unsere
Prognose liegt bei minus 1,3 Prozent, was vor wenigen Monaten noch
undenkbar gewesen wäre."

Ähnliches gilt für Italien, wo die Auguren nach einem Zuwachs von
7,9 Prozent im vergangenen Jahr eigentlich damit gerechnet hatten,
dass sich die Aufholjagd nach der Eurokrise fortsetzen würde.
Stattdessen dürften die Zulassungen dieses Jahr fast krisenhaft um
3,7 Prozent zurückgegangen sein - womit Italien wieder unter 1,9 Mio.
Einheiten rutschen würde. Im nächsten Jahr könnte der Automarkt den
Erholungskurs wiederaufnehmen, die PwC-Prognosen kalkulieren einen
Zuwachs von 4,0 Prozent. "Die strukturelle Erholung überlagert dann
wieder die negativen Effekte, also auch die allgemeine Unsicherheit
durch die innenpolitische Situation", erläutert Felix Kuhnert. Der
einzige der fünf großen europäischen Kernmärkte, der die Erwartungen
in diesem Jahr erfüllen dürfte, ist Spanien. Hier geht die kräftige
Erholung der Autobranche nach 7,7 Prozent im vergangenen Jahr mit
diesmal voraussichtlich 6,7 Prozent fast unvermittelt weiter - auch
weil der Fahrzeugbestand im westeuropäischen Vergleich mit der
älteste ist. Noch stärkere Zuwächse zeichnen sich lediglich in
Mittel- und Osteuropa ab, wo die Zahl der Neuzulassungen den
PwC-Hochrechnungen zufolge um 10,7 Prozent steigen wird. Laut Experte
Kuhnert sind hierfür vor allem langfristige Einkommenseffekte
verantwortlich: "Länder wie Polen oder Ungarn entwickeln sich
allmählich zu Automobilmärkten westlicher Prägung - mit einem
entsprechend immer höheren Anteil von Neuwagen an den Zulassungen
insgesamt."

Früher undenkbar: Die Dieselquote sinkt Richtung 30 Prozent

Unterm Strich sollte die Zahl der PkW-Neuzulassungen in Europa in
diesem Jahr nur um voraussichtlich 0,7 Prozent steigen - für nächstes
Jahr geht PwC von einem minimalen Minus von 0,1 Prozent aus.
"Angesichts der konjunkturellen Stabilität in den Kernländern und der
fortschreitenden Erholung im Süden sind das aber eher enttäuschende
Zahlen", betont Christoph Stürmer. Zumal: Das ohnehin geringe
Wachstum geht einher mit tiefgreifenden strukturellen Umbrüchen. So
dürfte hierzulande die Dieselquote in diesem Jahr auf rekordniedrige
34 Prozent gesunken sein - nachdem es vor einem Jahr immerhin noch
knapp 40 Prozent waren, also ein relativer Rückgang um fast 20
Prozent. Noch dramatischer ist die Situation in Großbritannien
(Rückgang um über 30 Prozent) oder dem E-Mobilitätsland Norwegen
(Rückgang um knapp 30 Prozent). "Hinzu kommt schließlich noch die
Unsicherheit, wann elektrisch angetriebene Fahrzeuge in den
relevanten Segmenten und mit ausreichend Kapazität angeboten werden",
sagt PwC-Experte Stürmer. "So ergibt sich zugespitzt formuliert eine
Gemengelage, in der die Käufer nicht wissen, welche Autos sie kaufen
sollen - und die Konzerne nicht, welche sie bauen sollen." Nachdem
die Zulassungen von reinen Elektrofahrzeugen in Deutschland im Jahr
2018 um ca. 50 Prozent auf knapp 38.000 steigen sollten, werden in
Europa Zulassungen von über 175.000 reinen Elektrofahrzeugen
erwartet, ein Wachstum von über einem Drittel. Aufgrund der
Einführung von zahlreichen neuen E-Fahrzeugen wird für 2019 ein
Anstieg um zwei Drittel erwartet, was in Deutschland über 60.000
Fahrzeugen entsprechen würde - und damit einem Marktanteil von fast 2
Prozent.

Globale Märkte: schwaches Wachstum, starke Veränderungen

Obwohl der US-Markt mit einem Rückgang von 0,9 Prozent auf den
ersten Blick eher ereignislos wirkt, zeigen sich in der Marktstruktur
massive Umbrüche-Tatsächlich ist der Marktanteil der
steuerbegünstigten "Light Trucks" - also SUV, Pickup und Vans- in
diesem Jahr auf rund 70 Prozent gestiegen, nachdem es vor drei Jahren
erst 50 Prozent waren. "Das ist ein struktureller Marktumsturz, der
stetig an Dynamik zugelegt hat, weil z.B. die Benzinpreise in den USA
so niedrig sind - und der die Automobilkonzerne jedes Jahr zig
Milliarden Dollar kostet, weil sie ihre Produktion praktisch laufend
umstellen müssen", erläutert Stürmer.

In der Vergangenheit galt immerhin: Wenn die Gewinne in Europa und
den USA schwanden, konnten die OEMs auf den chinesischen Markt
verlassen. Doch auch im Reich der Mitte verlief das Jahr trotz
optimistischer Prognosen und nach verheißungsvollem Start
enttäuschend. Statt der avisierten 5 Prozent Wachstum hat die Zahl
der Neuzulassungen lediglich stagniert - "was ausgelöst durch den
Handelsstreit mit den USA und dem Rückgang der Börsenkurse vor allem
an der zunehmenden Zurückhaltung vieler privater Haushalte liegt,
sich für neue Autos weiter zu verschulden", erklärt Felix Kuhnert.
Gleichwohl: Nachdem der fünf Jahre um durchschnittlich acht Prozent
gewachsene chinesischen Automarkt schon im vergangenen Jahr gerade
mal um 1,3 Prozent zugelegt hatte, dürfte sich mittlerweile genügend
zusätzliche Nachfrage angestaut haben. Darum rechnet PwC für nächstes
Jahr doch wieder mit einem stärkeren Wachstum von 6,7 Prozent, auf
dann 28,8 Millionen neue Pkw, darunter ein weiter steigender Anteil
von Elektro- und Hybridfahrzeugen. Für 2018 erwarten wir ca. 930.000
Neuzulassungen von reinen Elektrofahrzeugen dort, für 2018 aber schon
knapp 1,7 Millionen - bei weitem der größte Markt der Welt.

Über PwC:

PwC betrachtet es als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen
aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen. Mehr als 250.000
Mitarbeiter in 158 Ländern tragen hierzu mit hochwertigen,
branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen
Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei.

Die Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder
eine oder mehrere der rechtlich selbstständigen
Netzwerkgesellschaften. Weitere Details unter www.pwc.com/structure.



Pressekontakt:
Sven Humann
PwC Communications
Phone: (0211) 981 - 2188
E-Mail: sven.humann@pwc.com

Original-Content von: PwC Deutschland, übermittelt durch news aktuell


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