(Registrieren)

Das Geheimnis der "Sonnenblumen" - Emil Nolde und der NDR (FOTO)

Geschrieben am 25-11-2018

Hamburg (ots) -

Das jahrzehntelang verschollene Ölbild "Sonnenblumen" des
Expressionisten Emil Nolde (1867 - 1956) ist wieder da. 1979 war das
Gemälde des Malers aus Seebüll (Schleswig-Holstein) aus einem
verschlossenen Raum im Hamburger NDR Funkhaus gestohlen worden. Der
Kriminalpolizei gelang es nicht, den Diebstahl aufzuklären. Das Bild,
das der NDR-Vorläufer Nordwestdeutscher Rundfunk (NWDR) im Jahr 1950
gekauft hatte, blieb bis zum Mai 2017 verschwunden. Dann trat eine
Berliner Witwe über eine Anwältin an den NDR heran: Die Frau sei im
Besitz des 1926 entstandenen Nolde-Werks, das kunsthistorisch als
bedeutsam gilt.

Bis der NDR das Bild wieder in Besitz nehmen konnte, waren noch
Hürden zu nehmen: Nach geltender Rechtslage erlischt der Anspruch des
ursprünglichen Eigentümers auf Herausgabe nach zehn Jahren, sofern
der aktuelle Besitzer gutgläubig ist. Daher, so die juristische
Einschätzung, konnte der NDR nur durch einen Rückkauf wieder an das
Bild kommen. Nachdem Echtheitsprüfungen positiv ausgefallen waren,
erklärte sich der NDR deshalb zur Zahlung eines "Finderlohns" von
20.000 Euro bereit. Daraufhin erhielt der Sender die "Sonnenblumen"
nach fast 40 Jahren wieder zurück.

NDR Intendant Lutz Marmor: "Mit Noldes 'Sonnenblumen' verbindet
den NDR eine besondere Geschichte. Deshalb fiel uns die Entscheidung
leicht: Wir möchten das Bild allen Menschen in Norddeutschland
zugänglich machen. Zusammen mit großen Kunstmuseen im Norden arbeiten
wir an einem Ausstellungskonzept für die 'Sonnenblumen' in allen vier
NDR Ländern. Den Anfang macht im Frühjahr 2019 das Sprengel Museum
Hannover, 2020 folgt die Kunsthalle Hamburg. Ein Jahr darauf wird es
in der Kunsthalle zu Kiel zu sehen sein, und für 2022 hat das
Staatliche Museum Schwerin zugesagt."

Pate bei den Überlegungen zur Präsentation des 72 mal 90 cm großen
Bildes "Sonnenblumen" stand die NDR Kunstausstellung "Weite und
Licht". Sie zeigt seit mehr als 20 Jahren an wechselnden Orten
überall in Norddeutschland Arbeiten aus der Zeit vom Ende des 19.
Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Der Wert der Exponate dieser Sammlung
reicht nicht annähernd an den der "Sonnenblumen" heran, den
Sachverständige von Sotheby's auf einen Betrag zwischen 900.000 und
1,2 Millionen Euro taxieren. Den Grundstock der Wanderausstellung
bildeten Kunstwerke, die in den ersten Nachkriegsjahrzehnten zunächst
der NWDR, dann der NDR erworben hatte. Aus diesem Bestand wurde Ende
der 90er-Jahre eine Sammlung mit dem Titel "Weite und Licht -
Norddeutsche Landschaften" geformt. Der NDR ist der erste Sender, der
auf diese Weise seinen Kunstbesitz der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht hat. Bis zum Sonntag, 25. November, war die Ausstellung in
Jesteburg (Landkreis Harburg) in der Kunststätte Bossard zu sehen.

Die Verbindung des Senders zu Emil Noldes "Sonnenblumen" ist älter
als der NDR selbst. 1950 hatte der NWDR das Gemälde direkt beim
Künstler für das Arbeitszimmer von Adolf Grimme, seines ersten
Generaldirektors, erworben. Damals kostete das Bild 10.000 D-Mark.
Gelegentliche Kunst-Ankäufe waren seinerzeit kein ungewöhnlicher
Vorgang: Der Rundfunk war wie andere öffentliche Institutionen
verpflichtet, auch die bildende Kunst zu unterstützen.

Der Diebstahl des Gemäldes "Sonnenblumen" konnte aufgrund der
Angaben der Berliner Witwe, in deren Besitz sich das Werk zuletzt
befand, zumindest teilweise aufgeklärt werden. Laut ihrer Anwältin,
die sich an NDR Justitiar Dr. Michael Kühn gewandt hatte, hätte der
Ehemann der Frau die "Sonnenblumen" von einem Freund als Geschenk
erhalten. Auf diesen Freund, einen damaligen Produktionsmitarbeiter
des NDR, fällt jetzt ein schwerwiegender Verdacht. Der inzwischen
verstorbene Mann hatte damals offenbar behauptet, das Bild für
"kleines Geld" aus dem Requisitenfundus des NDR erworben zu haben.
Das habe das Berliner Ehepaar geglaubt; erst vor kurzem habe die Frau
durch eigene Nachforschungen herausgefunden, dass das Bild echt ist.

Zusammen mit dem Ölbild "Sonnenblumen" (Nolde-Werkverzeichnis Nr.
1028) war 1979 ein weiteres seiner Werke gestohlen worden: das
kleinere und weniger wertvolle Aquarell "Landschaft mit Bauernhaus",
das der NWDR in den 50er-Jahren für 1000 Mark gekauft hatte. Von
diesem Bild fehlt nach wie vor jede Spur.

Die spannende Geschichte von Emil Noldes "Sonnenblumen" ist Inhalt
einer Fernseh- und einer Hörfunk-Dokumentation. Beide tragen den
Titel "Das Geheimnis der Sonnenblumen - Emil Nolde und der NDR". Sie
erzählen die Geschichte des Gemäldes von der Entstehung 1926 bis zu
seinem überraschenden Wiederauftauchen im vergangenen Jahr, der
Rückgabe an den NDR und den Plänen für die Zukunft. Das NDR Fernsehen
sendet die Dokumentation als "Kulturjournal extra" am Montag, 26.
November, um 22.45 Uhr. Die Dokumentation im Radio auf NDR Kultur ist
zu hören am Dienstag. 27. November, um 20.00 Uhr.



Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Tel.: 040/4156-2300
Mail: presse@ndr.de



http://www.ndr.de
https://twitter.com/NDRpresse

Original-Content von: NDR Norddeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

664437

weitere Artikel:
  • Hörbuch-Tipp: "Torstraße 1" von Sybil Volks - Ein Jahrhundert, zwei Familien und ein Haus im Herzen Berlins Berlin (ots) - Anmoderationsvorschlag: Denkmalgeschützte Häuser können oft spannende und bewegende Geschichten erzählen. Bestes Beispiel dafür ist das "Soho House" in der "Torstraße 1" im Herzen Berlins. 1929 als Kreditkaufhaus Jonass eröffnet, zieht dort nach der Enteignung der jüdischen Inhaber die NSDAP-Reichsjugendführung ein. Nach dem Krieg nimmt es die SED in Beschlag, nach der Wende wird es den rechtmäßigen Erben zugesprochen, die es später dann nach langem Leerstand verkaufen. Die Schriftstellerin Sybil Volks mehr...

  • Preisträgerinnen und Preisträger bekannt gegeben - VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE 2018 Düsseldorf / Bochum (ots) - Im Rahmen der feierlichen Preisvergabe in Düsseldorf wurden am vergangenen Donnerstag Abend die vier Preisträger des VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE 2018 ausgezeichnet. Der zum 2. Mal vergebene neue Fotoaward zählt mit 42.000 Euro Preisgeld zu den wichtigsten Wettbewerben für Fotografie. Rund 430 hauptberufliche FotografInnen und Nachwuchstalente haben ihre Bildstrecken zum Thema »ZUHAUSE« eingereicht. Den 1. Preis (15.000 Euro) der Hauptkategorie "Beste Fotoserie" belegte der freie Fotograf Norman Hoppenheit mehr...

  • 12. Europäischer Mediengipfel Lech beleuchtet die neue Weltpolitik zwischen Protektionismus, Populismus und Provokationen Lech am Arlberg (ots) - Von 29. November bis 1. Dezember 2018 wird Lech am Arlberg wieder zum Treffpunkt führender internationaler Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien. In Diskussionsforen werden die politischen Gefahren und Chancen für Europa ebenso im Mittelpunkt stehen wie die digitale Zukunft im Spannungsfeld zwischen Demokratie und Daten-Diktatur. Der Europäische Mediengipfel ist eine Iangjährige Gemeinschaftsinitiative des Verbandes der Auslandpresse in Wien und der Agentur ProMedia, die 2007 die Veranstaltung mehr...

  • Die GEISTER DER WEIHNACHT der Augsburger Puppenkiste und DER GRINCH bringen "besonders wertvolle" Vorweihnachtsfreude ins Kino/FBW-Prädikat auch für Agatha-Christie-Verfilmung DAS KRUMME HAUS Wiesbaden (ots) - GEISTER DER WEIHNACHT (Start: 1. Dezember) unter der Regie von Judith Gardner, Julian Köberer und Klaus Marschall ist mittlerweile der dritte Kinofilm der Augsburger Puppenkiste. Und erneut haben sich die Macher mit Charles Dickens' Weihnachtsgeschichte einen Klassiker ausgesucht und ihn als Puppenspielfilm umgesetzt. "Das Bühnenbild, die Kostüme und Ausstattung sowie die Anfangstitel (...) atmen den Geist der behaglichen Nostalgie und verstehen es, den Zauber von Weihnachten und den ganz besonderen Reiz von Dickens mehr...

  • Emil Pirchan - einer der großen Universalkünstler Österreichs wiederentdeckt Wien (ots) - Buchpräsentation im Rooftop der Wiener Klimt-Foundation Der in Kooperation mit der Klimt-Foundation herausgegebene Prachtband über Emil Pirchan wurde am Montag vor zahlreichen Vertretern der Wiener Kunst- und Museumsszene präsentiert. Peter Weinhäupl und Sandra Tretter begrüßten die Laudatoren des Abends: Beat Steffan, Herausgeber und Enkel von Emil Pirchan, Julia Knapp vom Nimbus Verlag sowie René Grohnert, Direktor des Deutschen Plakatmuseums im Museum Folkwang in Essen. Dachbodenfund als Ausgangspunkt aller Forschungen mehr...

Mehr zu dem Thema Alles rund um die Kultur

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Pinocchio erreicht Gold in Deutschland mit Top-3-Hit "Klick Klack" - "Mein Album!" erscheint am heutigen Tag - Neue Single "Pinocchio in Moskau (Kalinka)" folgt am 17. März

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht