(Registrieren)

UNAIDS-Vize besucht Drogenkonsumraum in Berlin

Geschrieben am 15-10-2018

Berlin (ots) - "Wir brauchen mehr solche Einrichtungen, um
HIV-Infektionen zu verhindern" - Aktionsbündnis gegen AIDS und
Deutsche AIDS-Hilfe: Drogenkonsumräume auch in den fehlenden neun
Bundesländern schaffen. In Osteuropa können nur solche Angebote zur
Verminderung von Gesundheitsrisiken die HIV-Epidemie stoppen /
Pressefotos verfügbar

Tim Martineau, stellvertretender Direktor von UNAIDS, hat heute in
Berlin einen Drogenkonsumraum und die Konsummobile der
Drogenhilfeeinrichtung Fixpunkt besucht.

Anlässlich des Ortstermins sagte der Vize des HIV/Aids-Programms
der Vereinten Nationen:

"Menschen, die Drogen konsumieren und injizieren haben ein viel
höheres HIV-Risiko, werden jedoch noch immer marginalisiert und haben
oft keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung und Hilfsangeboten.
Deutschland kann Neuinfektionen verhindern und Schäden durch
injizierenden Drogenkonsum vermindern: mit einem
menschenrechtsbasierten Ansatz, der sich an der Situation der
Betroffenen orientiert, und indem Drogen injizierende Menschen Zugang
zu Maßnahmen erhalten, die Gesundheitsrisiken reduzieren. Notwendig
sind noch mehr Einrichtungen wie Fixpunkt, damit niemand
ausgeschlossen bleibt."

Ungeliebte Lebensretter

Drogenkonsumräume bieten im Fall einer Überdosis professionelle
Hilfe, ein sicheres Umfeld sowie saubere Spritzen und
Konsumutensilien. Für viele Menschen sind sie die Eintrittspforte ins
Hilfesystem. In Deutschland gibt es solche Anlaufstellen bisher in
sechs Bundesländern. Gerade hat Baden-Württemberg sich entschieden,
den Betrieb rechtlich zu ermöglichen, ein erster Raum soll in
Karlsruhe eröffnen. Doch in neun weiteren Ländern sind die
Einrichtungen nicht erlaubt.

Durchbruch in Baden-Württemberg

Dazu erklärt Sylvia Urban, Mitglied im Vorstand des
Aktionsbündnisses gegen AIDS (AgA) und der Deutschen AIDS-Hilfe
(DAH):

"Die Entscheidung in Baden-Württemberg und Karlsruhe ist
wegweisend. Wir hoffen, dass nun die fehlenden Länder und viele
Städte folgen. Diese Einrichtungen retten Leben und vermeiden
Infektionen. Aus Sicht von Prävention und Gesundheitspolitik gibt es
keinen vernünftigen Grund, weiter auf Drogenkonsumräume zu verzichten
und damit Menschen im Stich zu lassen."

Hoher Bedarf in Süddeutschland und Bremen

Dringend benötigt werden Konsumräume unter anderem in Mannheim,
der deutschen Stadt mit den an der Einwohnerzahl gemessen meisten
Drogentodesfällen, sowie in Stuttgart, in den bayerischen Städten
München, Nürnberg und Augsburg sowie in Bremen. Dort sterben
besonders viele Menschen vermeidbare Drogentode.

In Deutschland machte eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes
im Jahr 2000 den Weg frei für die Einrichtung von Drogenkonsumräumen,
die Länder müssen jedoch entsprechende Rechtsverordnungen erlassen.
Es gibt heute 24 Einrichtungen in Berlin, Hamburg, Niedersachsen,
Hessen, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland.

Kapazitäten ausbauen

Häufiges Manko: Es gibt nicht genügend Einrichtungen, keine
Ressourcen für ausreichend lange Öffnungszeiten und die begleitende
Nachbarschafts- und Straßensozialarbeit:

Astrid Leicht, Geschäftsführung der Fixpunkt gGmbH:

"Das große Potenzial der Drogenkonsumräume sollte durch politische
und finanzielle Förderung besser genutzt werden. Für süchtige
Menschen, die auf der Straße leben, sind Drogenkonsumräume ein
überlebensnotwendiger Ort. Diese Menschen haben oft keinen Zugang zu
medizinischen und suchtbezogenen Angeboten und häufig auch keine
rechtlichen Ansprüche auf Sozial- und Gesundheitsleistungen. In den
Einrichtungen können sie Kontakt und Vertrauen aufbauen und erste
Hilfen zur Veränderung ihrer Lebenssituation finden."

Katastrophale Situation in Osteuropa

Die WHO stuft Drogenkonsumräume als besonders wichtige Maßnahme
ein. In Osteuropa gibt es bisher dennoch keinen einzigen solchen
Anlaufpunkt. In vielen Ländern, vor allem Russland fehlen Angebote
zur Risikominimierung fast völlig, es gibt dort zum Beispiel kaum
Spritzenvergabe, Substitutionstherapien sind sogar illegal. Die
Infektionszahlen sind dort in den letzten Jahren dramatisch
angestiegen.

Dazu AgA- und DAH-Vorstand Sylvia Urban:

"Drogenkonsumräume und Schadensminimierung sind ein
unverzichtbarer Bestandteil von HIV- und Hepatitisprävention. Die
Welt weiß längst, wie sie die Epidemie in den Griff bekommen kann und
verfügt über alle Mittel dazu. Es ist die Politik, die Erfolge
verhindert. Nur mit Angeboten zur Minimierung von Gesundheitsschäden
beim Drogenkonsum lässt sich die HIV-Epidemie stoppen. Dafür gilt es,
Hürden zu beseitigen - gesetzlich, politisch und in den Köpfen."

Darüber hinaus ist es an der Zeit, neue politische Strategien im
Umgang mit Drogen zu erdenken und erproben. Kriminalisierung von
Konsum und Marginalisierung schaden abhängigen Menschen ebenso wie
der Gesellschaft. Zur Lösung könnte zum Beispiel die kontrollierte
Abgabe von pharmazeutischem Heroin an Abhängige übers Medizinsystem
gehören.

"Wir brauchen kluge Modelle, die Schäden vermeiden und Ressourcen
sinnvoll einsetzen. Statt Schwarzmärkte indirekt zu unterstützen,
können wir die Kontrolle zurückgewinnen", so Sylvia Urban.

Pressefotos zum Download: http://ots.de/ygQULJ

www.aidshilfe.de
www.unaids.org

Weitere Informationen:

UNAIDS zur Schadensminimierung: http://ots.de/2TmqBR

Fixpunkt: http://www.fixpunkt-berlin.de/

Informationsseite über Drogenkonsumräume in Deutschland:
https://www.drogenkonsumraum.net/

Grünes Licht für Drogenkonsumraum in Karlsruhe
(Sozialministerium): http://ots.de/t5Mxz1

Schadensmininimierung in Osteuropa: http://ots.de/M5V6Cj

HIV in Osteuropa: http://ots.de/YVhWuk



Pressekontakt:
Deutsche AIDS-Hilfe
Holger Wicht - Pressesprecher
Tel. (030) 69 00 87 - 16
mobil 0171 274 95 11
presse@dah.aidshilfe.de
www.aidshilfe.de

Original-Content von: Deutsche AIDS-Hilfe, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

658538

weitere Artikel:
  • Kulturpreis Deutsche Sprache für das Bundessprachenamt (FOTO) Köln (ots) - Das Bundessprachenamt ist am 13. Oktober in Kassel mit dem Institutionenpreis Deutsche Sprache 2018 ausgezeichnet worden, der von der Eberhard-Schöck-Stiftung und dem Verein für Deutsche Sprache verliehen wird. "Wir sind hocherfreut und stolz über den Institutionenpreis Deutsche Sprache", freute sich Dietmar Zimmer, Präsident des Bundessprachenamtes. Die Jury des Kulturpreises Deutsche Sprache erkannte den Preis "für die vorbildliche Arbeit der Abteilung Sprachausbildung, Bereich Deutsch als Fremdsprache" mehr...

  • Fünf auf einen Streich: Neue SAT.1-Daily-Soap "Alles oder Nichts" eine Woche vor TV-Ausstrahlung online verfügbar Unterföhring (ots) - 15. Oktober 2018: Binge-Fans aufgepasst: Eine Woche vor dem Start von "Alles oder Nichts" gewährt SAT.1 einen exklusiven Einblick in die neue Daily-Soap. Bereits ab 15. Oktober 2018 stehen die ersten fünf Folgen des neuen SAT.1-Vorabendprogramms auf sat1.de sowie in der SAT.1-App kostenfrei und in voller Länge zum Streaming bereit. Die Ausstrahlung der neuen täglichen Serie in SAT.1 startet am 22. Oktober 2018 um 18:30 Uhr. Darum geht's in "Alles oder Nichts": Vier Welten, vier Geschichten - und ein Erbe, mehr...

  • ZDF-Programmänderung ab Woche 42/18 Mainz (ots) - Woche 42/18 Mo., 15.10. Bitte Programmänderung beachten: 19.00 heute 19.20 Wetter 19.25 ZDF spezial (VPS 19.24/HD/UT) Wahl in Bayern: Beben im Bund? Moderation: Matthias Fornoff . dazwischen 19.30 Was nun, Herr Seehofer? Fragen an den CSU-Vorsitzenden und Bundesinnenminister von Peter Frey und Bettina Schausten Deutschland 2018 (Weiterer Ablauf ab 20.15 Uhr wie vorgesehen. "WISO" entfällt.) Mi., 17.10. mehr...

  • Unglück in Indonesien - medico vor Ort / Die lokalen medico-Partner können die Folgen alleine stemmen Frankfurt/Main (ots) - Nach den Erdbeben und dem Tsunami am 28. September stabilisieren sich die Abläufe für Hilfe auf der indonesischen Insel Sulawesi. Donggala, Palu und Sigi sind die am stärksten betroffenen Gebiete. In allen konsolidieren sich die Strukturen vor Ort, die unmittelbar nach dem Unglück aktiv wurden. Was gebraucht wird ist finanzielle Unterstützung. Nothilfe-Referent Bernd Eichner von medico international befindet sich seit letzter Woche vor Ort und bestätigt die Einschätzung vieler indonesischer Stimmen, nach mehr...

  • Elektrische Ersterfahrung machen und den Renault ZOE 24 Stunden mit nach Hause nehmen / ADAC SE und Renault bieten kostenfreie Probefahrt mit Deutschlands meistverkauftem e-Auto (VIDEO) München (ots) - Im Rahmen der Kooperation zwischen Renault und der ADAC SE können ADAC Mitglieder den Renault ZOE - das meistverkaufte Elektroauto in Deutschland - 24 Stunden ausprobieren. "Wir bieten unseren Mitgliedern diese längere Probefahrt explizit an, weil wir wollen, dass Elektromobilität wirklich erlebbar wird", so Mahbod Asgari, Vorstand der ADAC SE. Interessierte können selber testen, ob und wie ein e-Auto in ihren Alltag passt. Dazu gehört das eigentliche Fahrerlebnis, aber auch der Umgang mit der Ladeinfrastruktur mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht