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PwC-Studie: Öffentliche Krankenhäuser sind sanierungsbedürftig

Geschrieben am 19-09-2018

Düsseldorf (ots) - Öffentliche Krankenhäuser müssen derzeit stark
investieren, um einen Modernisierungsstau aufzuholen, und kämpfen
derzeit mit hohen Instandhaltungsquoten // Die Phase des Baubooms
führt zu Kostensteigerungen und Verzögerungen bei den
Krankenhausneubauten // Gegenüber privaten und freigemeinnützigen
Krankenhäusern schneiden öffentliche Häuser unverändert bei fast
allen Finanzkennzahlen schlechter ab // PwC-Experte Burkhart:
"Moderne Gebäude und eine zeitgemäße Ausstattung sind zwei wichtige
Faktoren im Kampf um den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit"

Der Wettbewerb unter den deutschen Krankenhäusern verschärft sich.
Gerade Krankenhäuser in öffentlicher Trägerschaft drohen in diesem
Wettstreit abgehängt zu werden, denn viele der Häuser spüren derzeit
die Folgen eines Modernisierungsstaus. Der Anlagenabnutzungsgrad ist
eine Kennzahl für die Altersstruktur des Anlagevermögens. Dabei gilt:
Je niedriger, desto jünger. Im Unterschied zu freigemeinnützigen
Krankenhäusern haben die öffentlichen Krankenhäuser notwendige
Investitionen in ihre Gebäude und Anlagen lange hinausgezögert,
sodass die Häuser jetzt einen Anlagenabnutzungsgrad in Höhe von 59
Prozent aufweisen und die Krankenhäuser 13 Prozent Investitionsquote
für die Modernisierung aufbringen. Zum Vergleich: Bei
freigemeinnützigen Häusern liegt der Abnutzungsgrad bei lediglich 54
Prozent, die Investitionsquote bei neun Prozent. Auch bei anderen
Finanzkennzahlen zeigen die öffentlichen Krankenhäuser ähnlich wie im
Vorjahr eine schlechtere Leistungsfähigkeit als viele Mitbewerber auf
dem Markt. Das sind Ergebnisse einer Benchmark-Analyse der
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, die die
Kennzahlen von mehr als 100 deutschen Krankenhäusern bundesweit für
das Jahr 2017 ausgewertet hat. Nach der Untersuchung verschiedener
Faktoren wie Größe, Bundesland oder Versorgungsschwerpunkt wurden bei
der Analyse nach Trägerschaften Gemeinsamkeiten und Unterschiede am
deutlichsten.

"Es muss sich nun zeigen, ob die Modernisierungsmaßnahmen
ausreichen, mit denen öffentliche Krankenhäuser nachziehen", sagt
Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC.
"Viele der Krankenhäuser haben eine veraltete Bausubstanz. Moderne
Gebäude und eine zeitgemäße Ausstattung sind ein wichtiger Schritt im
Kampf um den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Die freigemeinnützigen
Häuser haben diesen Investitionsbedarf früher erkannt und konnten
notwendige Modernisierungen bereits abschließen." Ob die
Modernisierungsmaßnahmen auch den gewünschten Wettbewerbsvorteil und
den damit verbundenen Patientenstrom nach sich ziehen, bleibt aber
noch offen, denn in vielen Bundesländern investieren aktuell
zahlreiche Krankenhäuser. Die späte Modernisierung hat zur Folge,
dass die Krankenhäuser in die Phase eines anhaltenden Baubooms
geraten, sodass sie mit Kostensteigerungen und Bauverzögerungen
rechnen müssen, die sich durch den Fachkräftemangel noch verschärfen.
Da sich viele Anlagen derzeit noch im Bau befinden, müssen die
öffentlichen Krankenhäuser auch die alten Gebäude parallel
weiterbetreiben - dies spiegelt sich in einer hohen
Instandhaltungsquote von 2,7 Prozent wider. Zudem muss darauf
geachtet werden, dass die alten instandhaltungsaufwändigen Gebäude
auch tatsächlich aufgegeben werden und nicht für andere Zwecke, zum
Beispiel Lagerhaltung, weiterverwendet werden.

Hohe Ausgaben für Personal und Material in öffentlichen Häusern

Die Investitionsfähigkeit der Krankenhäuser hängt auch davon ab,
wie sie wirtschaften. Denn die staatliche Investitionsfinanzierung
deckt nicht mehr den tatsächlichen Bedarf der Häuser ab - einen
Großteil der Mittel müssen die Krankenhäuser inzwischen selbst
finanzieren. Die PwC-Analyse zeigt, dass öffentliche Krankenhäuser
seit Jahren einen überdurchschnittlich hohen Anteil ihrer Gelder für
Personal und Material aufbringen müssen, sodass nur noch wenig Mittel
für andere Ausgaben wie Instandhaltung oder die Finanzierung von
Investitionen bleiben. Während die Material- und
Personalaufwandsquote bei Häusern in privater Trägerschaft bei 83
Prozent des Umsatzes liegt, wenden öffentliche Krankenhäuser 91
Prozent ihrer Mittel auf (2016: 90 Prozent). Bei freigemeinnützigen
Häusern liegt dieser Wert bei 86 Prozent. "In diesem Punkt zeigt
sich, dass öffentliche Krankenhäuser angesichts des hohen
Kostendrucks in der Branche ihre Prozesse noch weiter optimieren und
insgesamt effizienter arbeiten müssen", kommentiert PwC-Experte
Michael Burkhart.

Krankenhäuser verschenken Geld durch schlechtes Cash-Management

Da vergleichsweise wenig Mittel für nötige Modernisierungen
übrigbleiben, sind Krankenhäuser in Deutschland auf Fremdkapital mit
höheren Kapitalkosten angewiesen. Insbesondere öffentliche
Krankenhäuser finanzierten im vergangenen Jahr 61 Prozent ihres
Geschäfts mit Bank- oder Gesellschafterdarlehen, 2016 waren es noch
54 Prozent. Eine deutlich höhere Eigenkapitalquote weisen dagegen
freigemeinnützige und private Krankenhäuser auf, sie sind nur zu
jeweils 35 Prozent auf fremde Geldgeber angewiesen. Damit haben sich
die Krankenhäuser in freigemeinnütziger Trägerschaft allerdings zum
Vorjahr um fünf Prozentpunkte verschlechtert. Beim Anstieg der
Fremdkapitalquote darf man den Effekt der Rückstellungen für
Rückforderungen durch Prüfungen des Medizinischen Dienstes der
Krankenkassen (MDK) allerdings nicht außer Acht lassen. Die Prüfquote
ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen, weswegen die
Krankenhäuser immer mehr zurückstellen müssen.

Noch großes Potenzial beim Liquiditätsmanagement

Trotz dieser Abhängigkeit von Fremdfinanzierung vernachlässigen
viele Krankenhäuser nach wie vor ihr eigenes Liquiditätsmanagement.
Das lässt sich etwa an den Days Sales Outstanding (DSO) ablesen, der
Zahl an Tagen, die Krankenhäuser benötigen, um ihre Forderungen von
den Krankenkassen zu erhalten. Öffentliche Krankenhäuser haben sich
dafür im vergangenen Jahr 58 Tage Zeit gelassen und so - trotz einer
Verbesserung um einen Tag zum Vorjahr - bares Geld verschenkt.
Deutlich besser ist das Cash-Management bei den privaten (41 Tage)
und freigemeinnützigen Krankenhäusern (42 Tage). Freigemeinnützige
Krankenhäuser haben es geschafft, die Wartezeit um zwei Tage zu
verkürzen.

Auch bei der Kennziffer Days Payables Outstanding (DPO), der
Anzahl an Tagen vom Rechnungseingang bis zur Zahlung, lassen
öffentliche Krankenhäuser 39 Tage verstreichen und verschenken so wie
bereits in den Vorjahren Einsparmöglichkeiten durch Skonti (private
Krankenhäuser: 18 Tage, freigemeinnützige Krankenhäuser: 27 Tage).
"Die Krankenhäuser sollten die Analyse dieser Kennzahlen zur
Managementaufgabe machen und strategisch analysieren, um
Liquiditätsengpässe zu vermeiden", rät Michael Burkhart. Hier ist vor
allem die Trade-Off-Entscheidung wichtig. Zögert ein Krankenhaus die
Zahlung seiner Verbindlichkeiten heraus, wirkt sich dies natürlich
positiv auf die Liquidität aus. Die Entscheidung bleibt also eine
Einzelfallfrage, abhängig vom Liquiditätsbedarf und den individuellen
Skonto-Konditionen der Lieferanten.

Eigenkapitalrendite 2017 im Negativbereich

Auch bei einer weiteren Kennziffer zeigt sich, dass öffentliche
Krankenhäuser wie in den Vorjahresbefragungen weniger wirtschaftlich
arbeiten als ihre Mitbewerber in freigemeinnütziger und privater
Trägerschaft: Im Jahr 2017 lag ihre Eigenkapitalrendite mit minus
sechs Prozent im Negativbereich und verschlechterte sich damit
gegenüber dem Vorjahreswert von minus ein Prozent. Ausreißer sind die
privaten Krankenhäuser mit einer hohen Rendite von elf Prozent. Die
freigemeinnützigen Krankenhäuser kamen immerhin auf sechs Prozent
Eigenkapitalrendite. "Die Ursachen für die schlechte wirtschaftliche
Lage vieler Häuser liegen vor allem im operativen Bereich. Ich
empfehle, Abläufe zu optimieren und ein Kennzahlensystem für ein
besseres Liquiditätsmanagement einzuführen", bilanziert Michael
Burkhart.

Die Studie finden Sie zum kostenlosen Download unter:
www.pwc.de/krankenhausbenchmark2018

Über PwC:

PwC betrachtet es als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen
aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen. Mehr als 236.000
Mitarbeiter in 158 Ländern tragen hierzu mit hochwertigen,
branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen
Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei. Die
Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder eine oder
mehrere der rechtlich selbstständigen Netzwerkgesellschaften. Weitere
Details unter www.pwc.com/structure.



Pressekontakt:
Julia Wollschläger
PwC Communications
Tel.: (0211) 981 - 5095
E-Mail: julia.wollschlaeger@pwc.com

Original-Content von: PwC Deutschland, übermittelt durch news aktuell


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