(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Namibia

Geschrieben am 21-08-2018

Bielefeld (ots) - Im Umgang mit der deutsch-namibischen Geschichte
stoßen gleich fünf Konfliktlinien aufeinander. Seit 2004 stellt sich
die Bundesregierung ihrer moralischen Verantwortung für die
Kolonialpolitik des deutschen Kaiserreichs, will aber um jeden Preis
direkte Wiedergutmachungszahlungen an Opfergruppen vermeiden.
Zugleich geht es um den respektvollen Umgang mit anatomischen
Sammlungen einer unsäglichen Rassenforschung, die lange vor 1933
begann. Außerdem wird der Völkermord an den Herero und Nama in
Namibia differenzierter betrachtet als in Deutschland. Selbst
Angehörige der Herero bestreiten Ansprüche nach so langer Zeit. Sie
wollen nicht die Bevorzugung einzelner Gruppen. Der junge Staat
Namibia bemüht sich, seine Ethnien zu einen. Der alte Tribalismus
soll beendet und eine gemeinsame Nation geschaffen werden. An die
Stelle des Ochsenkarren-Narrativs der weißen Siedler setzt das
Unabhängigkeitsmuseum den scheinbar durchgängigen Widerstand gegen
Kolonialherren erst aus Deutschland und dann aus Südafrika. Die
Herero, die mit ihrer Klage in den USA eigene Wege gehen, misstrauen
der mehrheitlich von Ovambos geführten Swapo-Regierung. Sie fürchten,
dass »klebrige Finger« den erhofften Geldsegen minimieren. Außerdem
argumentieren Herero und Nama damit, dass der Genozid ihren
Bevölkerungsanteil bis heute massiv schmälert. Hier wird Kompensation
verlangt. Andere sprechen von Eifersüchteleien. Schließlich hat die
Klage auf Reparationen in unbekannter Höhe internationale
Signalwirkung. Die USA müssten sich der Verantwortung für die
Versklavung von Millionen Afrikanern stellen. Große Ex-Kolonialmächte
könnten sich weit höheren Forderungen ausgesetzt sehen. Im Übrigen
hat sich Berlin längst erkenntlich gezeigt. Kein Land Afrikas erhielt
seit 1990 mehr deutsche Entwicklungsgelder als Namibia. Das Land hat
heute eines der besten Gesundheitssysteme auf dem Kontinent. Selbst
in den immer noch existenten Townships sind die Verhältnisse graduell
besser als anderswo. Problematisch ist die Lage der Landbevölkerung
auf dem so genannten Kommunalland. Das sind einst von Weißen
bewirtschaftete Farmen, die per Landreform meist an vier bis sechs
Großfamilien gegeben werden und selten Erfolg haben. Der juristische
Ausgang der Klage in New York ist offen. Unstrittig dagegen ist die
politisch-moralische Einordnung des Massensterbens in der wasserlosen
Kalahari als Genozid. Die Übernahme von Verantwortung einschließlich
der klaren Bitte um Vergebung ist fällig. Eine 2004 ausgesprochene
und dann wieder zurückgenommene Entschuldigung sowie zahllose
diplomatische Eiertänze danach waren allesamt nur peinlich.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

650745

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: KOMMENTAR Viel Geld fürs Bauen und kaum Weitblick Düsseldorf (ots) - Von Jan Drebes Wer in den Koalitionsvertrag von Union und SPD schaut, kann den Eindruck gewinnen, dass die Bundesregierung nicht weiß, wohin mit all dem Geld. Der Haushalt hat ein Rekordvolumen erreicht, viele Fördermittel kommen dem Ausbau der Infrastruktur, der Breitbandversorgung, dem sozialen Wohnungsbau und vielen Bauprojekten in den Ländern und Kommunen zugute. Das ist grundsätzlich nicht zu beklagen. Es fehlt jedoch an Weitblick, wenn einerseits etwas für die Gewinnung von Fachkräften und eine bessere mehr...

  • Rheinische Post: Brandbrief der Grünen: Altmaier soll Hambacher Forst retten Düsseldorf (ots) - Die Grünen-Fraktionsspitze hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) in einem Brandbrief aufgefordert, beim Energiekonzern RWE und der NRW-Landesregierung gegen die geplante Rodung des Hambacher Forstes zu intervenieren. "Wenn Sie als die zuständigen Minister die Arbeit der Kohlekommission ernst nehmen, dann ist es jetzt an der Zeit, sich in der RWE-Leitung sowie bei der Landesregierung Nordrhein-Westfalen mit aller Kraft dafür einzusetzen, dass im Hambacher Wald mehr...

  • Rheinische Post: SPD-Vize Schäfer-Gümbel fordert zur Finanzierung der SPD-Rentenpläne höhere Steuern für Spitzenverdiener Düsseldorf (ots) - SPD-Vize-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel hat zur Finanzierung der SPD-Rentenpläne höhere Steuern für Spitzenverdiener gefordert. "Wir wollen das Rentenniveau langfristig sichern, das ist auch ein Versprechen an die heute junge Generation", sagte Schäfer-Gümbel der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwoch). Eine gerechte gesetzliche Rente sei schon heute ohne Steuermittel nicht denkbar. "Ein höherer Beitrag der absoluten Spitzenverdiener im Steuersystem macht Gerechtigkeit für alle auch finanzierbar", sagte der mehr...

  • Rheinische Post: Experten warnen vor Bauverzögerungen wegen Rohstoffknappheit Düsseldorf (ots) - Wegen des anhaltenden Baubooms in Deutschland haben Experten vor einer Knappheit von Bausand, Kies und Naturstein gewarnt, die zu Verzögerungen von Bauprojekten führen könnte. Grund dafür sind lange Genehmigungsverfahren für die Erweiterung oder Eröffnung neuer Förderwerke. "Angesichts der ambitionierten Ziele der Bundesregierung etwa beim Wohnungsbau oder bei den geplanten Milliardenausgaben für den Straßen und Brückenbau wird es zwangsläufig zu regionalen Engpässen bei der Rohstoffversorgung kommen", sagte Susanne mehr...

  • Rheinische Post: Bundesregierung bemüht sich um diplomatische Zusicherung Tunesiens im Fall Sami A. Düsseldorf (ots) - Im Fall des rechtswidrig abgeschobenen tunesischen Gefährders Sami A. ist das Auswärtige Amt erneut aktiv geworden. Die Bundesregierung bemüht sich aktuell um eine diplomatische Zusicherung Tunesiens, Sami A. nicht zu foltern, wie die Düsseldorfer "Rheinische Post" (Mittwoch) aus dem Auswärtigen Amt erfuhr. Es hieß, man sei nach den Gerichtsurteilen erneut mit den dortigen Behörden in Kontakt getreten, "um gemeinsam eine möglichst rasche Lösung zu finden". Auf Bitten des NRW-Integrationsministeriums habe man außerdem mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht