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Paralympics-Medaillengewinnerin Clara Klug im Interview: "Der Spitzensport öffnet mir viele Türen" / Biathletin steht zur Wahl zum "Sport-Stipendiat des Jahres" / Abstimmung unter sportstipendiat.de

Geschrieben am 26-07-2018

Frankfurt am Main (ots) - Gleich bei ihren ersten Paralympics 2018
in Pyeongchang gewann Para-Biathletin Clara Klug zwei Bronzemedaillen
über 10 km sowie über 12,5 km - und durfte anschließend gemeinsam mit
ihrem Guide Martin Härtl die deutsche Fahne bei der Abschlussfeier
tragen. Parallel zum Spitzensport studiert die 24-Jährige, die nahezu
komplett erblindet ist, Computerlinguistik an der
Ludwig-Maximilians-Universität in München - und muss dabei so manche
Hürde überwinden.

(Hinweis: rechtefreies Fotomaterial zum Download:
https://bit.ly/2zXx9Yg)

Deutsche Sporthilfe: Clara, Du kommst gerade aus einem
dreiwöchigen Trainingslager aus Südtirol zurück. Hast Du dort die
Grundlagen für die neue Saison gelegt?

Clara Klug: Das Trainingslager war der erste Schritt in Richtung
Paralympics 2022. In Peking werden meine Wettkämpfe auf 1500 Metern
stattfinden und mit dieser Höhe habe ich bisher noch nicht so viele
Erfahrungen gesammelt. Von daher war das Höhentrainingslager die
erste Grundlage für hoffentlich erfolgreiche Paralympische Spiele in
vier Jahren. Denn bei den diesjährigen Spielen habe ich "Blut
geleckt". Die zwei Erfolge in Pyeongchang waren total schön, aber es
gibt ja auch noch andere Medaillenfarben ...

Mit Deinen zwei Bronzemedaillen und der Tatsache, dass Du
gemeinsam mit Deinem Guide Martin Härtl bei der Abschlussfeier die
deutsche Fahne tragen durftest, gibst Du Dich also noch nicht
zufrieden?

Ich habe ja grad erst angefangen, Pyeongchang waren meine ersten
Spiele! Vor einem Jahr war es noch lediglich mein Ziel, an den
Paralympics teilzunehmen, wenn möglich erfolgreich. Als ich dann
meine erste Medaille gewonnen habe, herrschte bei mir eher Unglaube
vor, ich konnte es wirklich kaum fassen und war anfangs mit der
Situation nahezu überfordert. Die Freude darüber stellte sich
eigentlich erst später ein. Was ich dagegen sofort realisiert hatte,
war die Nachricht, dass wir die deutsche Fahne bei der Abschlussfeier
tragen dürfen. Ich hab mich so gefreut, dass ich auf dem Stuhl ein
Tänzchen aufgeführt habe.

Seit diesen Erfolgen stehen Sponsoren bei Dir Schlange?

Das kann man nicht wirklich sagen. Ich bin sehr dankbar, dass ich
einen guten Materialsponsor habe, aber monatlich kommen natürlich
viele einzelne Kosten zusammen, die nicht abgedeckt sind. Angefangen
von meiner WG - ich habe das Glück, ein noch bezahlbares Zimmer in
München zu haben -, aber insbesondere im Sport auch viele
Fahrtkosten. Ich kann beim Langlaufen nicht einfach vor der Haustüre
losrennen. Von daher bin ich sehr froh, dass ich neben der
Kader-Förderung über die Deutsche Sporthilfe inzwischen auch das
Deutsche Bank Sport-Stipendium bekomme. Das ist eine riesengroße
Unterstützung, vor allem, weil es eine feste, planbare Einnahmequelle
ist. Das gibt mir eine große Sicherheit und generell die Freiheit,
meinen Sport überhaupt machen zu können.

Hat sich nach Deiner Rückkehr aus Pyeongchang in Deinem Alltag
etwas verändert? In einem Interview hast Du gesagt, dass Du aufgrund
der vielen Anfragen in Deinem Postfach leichte "Panikattacken"
hattest.

Ich hatte eine Reihe an Interview-Anfragen, für Veranstaltungen
oder auch Stiftungen, für die ich tätig werden sollte. Schon komisch,
was so eine Medaille ausmacht, mit einem vierten Platz wäre mir das
sicherlich nicht passiert. Die erhöhte Aufmerksamkeit bringt
zusätzliche Arbeit mit sich, aber das ist ja auch gut so. Und in den
letzten Monaten habe ich gelernt, damit umzugehen und nur das zu
machen, was ich auch schaffen kann. Im ersten Moment vor der
Heimreise aus Pyeongchang hatte ich meine Bachelorarbeit im Kopf und
vor der Brust. Zwei Tage nach meiner Rückkehr war ich deshalb auch
wieder in der Uni, um sie fristgerecht anzumelden.

Stößt Du mit dem Leistungssport an der Universität auf ausreichend
Verständnis?

Die Ludwig-Maximilians-Universität in München ist eine
Partnerhochschule des Spitzensports und auch Vertragspartner des
Olympiastützpunktes, von daher funktioniert es einigermaßen gut. Mein
Dozent, bei dem ich die Bachelorarbeit geschrieben habe, hat sich
jedes Rennen von mir in Pyeongchang angeschaut. Das viel größere
Problem für mich ist meine Sehbehinderung. Blind zu studieren ist
nicht einfach. Lehrpersonen haben viel zusätzliche Arbeit, mir
Kursmaterialien und Prüfungen für meine Hilfssoftware aufzubereiten
oder mir überhaupt digitale Versionen der Materialien zur Verfügung
zu stellen. Es hängt sehr vom Willen jeder einzelnen Lehrperson ab,
ob das klappt und ist meinerseits mit einem hohen organisatorischen
Aufwand verbunden. Benötigt man dann auf Grund des Leistungssports
Sondertermine für Prüfungen oder hat hohe Fehlzeiten, kommt das meist
nicht gut beim Prüfer an. Ich muss also einerseits immer sehen, dass
ich den Stoff aufhole und überhaupt in einer für mich lesbaren Form
erhalte und gleichzeitig ständig sowohl meine Behinderung als auch
den Leistungssport vor den Lehrpersonen verteidigen.

Wäre das Leben ohne Leistungssport einfacher?

Der Leistungssport öffnet mir viele Türen. Ich lerne über ihn ganz
andere Leute und Länder kennen, neue Dinge werden für mich möglich.
Ich habe auch ganz neue Bewegungen erlernt, an die ich mich sonst nie
herangetraut hätte, habe gelernt, mich durchzubeißen. Über meinen
Sport leiste ich etwas, das andere, nicht behinderte Menschen nicht
können. Das gibt mir ein ganz anderes Standing. Aber es ist auch sehr
anstrengend. Aufgrund meiner Blindheit benötige ich mehr Erholung als
andere, weil viele Schritte im Alltag mehr Aufwand und Konzentration
bedeuten. Das verursacht einerseits häufig starke Kopfschmerzen und
benötigt andererseits viel Energie, die mir dann im Training und beim
Lernen oftmals fehlt.

Wie sieht Dein Alltag aus?

Eine große Herausforderung ist die Organisation meines Trainings,
da mein Guide, Martin Härtl, nicht vom Dienst freigestellt wird. Ich
absolviere also zahllose Stunden in München alleine auf dem Laufband
und beim Krafttraining. Das Sportart-spezifische Training findet an
zwei bis drei Tagen pro Wochen gemeinsam mit Martin statt. So komme
ich derzeit auf circa 20 Trainingsstunden pro Woche. Hinzu kommen
Regenerationsmaßnahmen wie Dehnen und Physio. Die Uni baue ich so gut
es geht drum herum ein. Bisher hat das so gut geklappt, dass ich
soeben meine Bachelorarbeit abgegeben habe. Aber das Ganze
funktioniert auch nur, weil Martin einen Großteil seines Lebens auf
unser gemeinsames Training, Trainingslager und Wettkämpfe ausrichtet.

Wird die Leistung von Begleitläufern Deiner Meinung nach
ausreichend gewürdigt?

Nicht im Geringsten. Das ist auch aktuell ein großes Thema bei
uns, das wir auch versuchen, ein bisschen voranzutreiben. Wir starten
als Team und es ist eine Teamleistung, und das wird leider gar nicht
als Solches gesehen. Martin muss unheimlich fit sein, fitter als ich,
denn er muss ja neben dem Laufen noch nonstop Kommandos geben, sich
umschauen, sich nach mir orientieren, die Strecke im Blick haben.
Rein sportlich ist das eine riesen Leistung, dazu kommt seine
Leistung außen rum. Martin arbeitet Vollzeit, muss selber trainieren,
muss mit mir trainieren. Dass wir gemeinsam eine tolle Leistung
bringen, versuchen wir aktuell in den Fokus zu rücken.

Was sind Deine kommenden Ziele und wie motivierst Du Dich in den
nächsten Monaten?

Unser Saisonhöhepunkt ist die WM im Februar. Aber die ist noch
weit weg. Wenn ich also morgens früh zuhause bin und denke: "Ne,
heut' echt nicht, heut' hab ich keinen Bock", dann hol ich meine
Medaillen raus, und dann geht es besser. Das setzt bei mir
Glückshormone und Motivation frei. Und dann gehe ich den nächsten
Schritt an und noch einen. Ab August haben wir dann mit der
Nationalmannschaft bis Ende November jeden Monat einen Lehrgang von
fünf bis sieben Tagen. Im Dezember gehen dann die Wettkämpfe los,
sodass wir dann im Weltcup unterwegs sind. Und dann kommt irgendwann
die WM in Kanada.

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Steckbrief
Clara Klug (* 16. Juni 1994)

Sportart: Para Biathlon und Langlauf Wohnort: München
Verein: PSV München
Größte Erfolge: Paralympics-Bronze 2018 im Biathlon über 10 km
sowie über 12,5 km
Studium: Computerlinguistik
Universität: Ludwig-Maximilians-Universität München

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Die Deutsche Bank unterstützt im Rahmen der Sporthilfe-Förderung
studierende Spitzenathleten mit 400 Euro im Monat. Aktuell
profitieren rund 400 Sporthilfe-geförderte Athleten vom Programm, das
mit einem Zeitbonus über die Regelstudienzeit hinaus gewährt wird.
Die besonderen Leistungen der studierenden Athleten sollen mit der
Wahl zum Sport-Stipendiat des Jahres zusätzlich herausgestellt und
gewürdigt werden. Der Preisträger erhält für 18 Monate von der
Deutschen Bank den doppelten Stipendiumsbetrag von 800 Euro pro
Monat. Die weiteren vier Finalisten erhalten für den gleichen
Zeitraum eine Zusatzförderung in Höhe von 200 Euro pro Monat.

Diese Sporthilfe-Athleten stehen zur Wahl: Malte Jakschik
(Rudern/Maschinenbau), Clara Klug (Para Biathlon/Computerlinguistik),
Thomas Röhler (Speerwurf/Strategy, Management and Marketing), Anna
Schaffelhuber (Para Ski alpin/Lehramt) und Richard Schmidt
(Fechten/Jura). Bis zum 19. August 2018 kann jeder unter
www.sportstipendiat.de den Nachfolger von Theresa Stoll,
Europameisterschafts-Zweite im Judo und Studentin der Humanmedizin,
wählen. Unter allen Teilnehmern des Online-Votings wird eine Reise
für zwei Personen zum Sporthilfe Club der Besten verlost.

HINWEIS AN DIE REDAKTIONEN:

Abdruck honorarfrei.

Quelle: Deutsche Sporthilfe

Wir bieten kosten- und rechtefreies Video- und Foto-Material an:

- einen sendefertig geschnittenen und vertonten Video-Beitrag, der
die fünf Finalisten sowohl als Sportler als auch als Student
vorstellt. Wir zeigen spektakuläre Einblicke in die
Trainingsarbeit und schauen beim Studium über die Schulter.
- Zum Download: https://vimeo.com/281276461
- Zum Embedden aus dem Sporthilfe Youube-Kanal:
https://youtu.be/PgTMBdAz1Ro

- Rechtefreies Fotomaterial steht zum Download auf der Homepage
der Deutschen Sporthilfe bereit: https://bit.ly/2zXx9Yg



Pressekontakt:
Stiftung Deutsche Sporthilfe
Fabian Müller
Otto Fleck-Schneise 8
60528 Frankfurt am Main
Tel: 069/67803 - 514
Fax: 069/67803 - 599
E-Mail: Fabian.Mueller@Sporthilfe.de
Internet: www.sporthilfe.de und www.sportstipendiat.de

Original-Content von: Stiftung Deutsche Sporthilfe, übermittelt durch news aktuell


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